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Malloreon 1 - Herrn des Westens

Malloreon 1 - Herrn des Westens

Titel: Malloreon 1 - Herrn des Westens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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Bogenschütze. »Ich krieche voraus, suche meine Pfeile und verbinde sie mit Schnur. Sobald ihr dagegen stoßt, haltet ihr an und wartet, bis die Mauer einbricht. Dann stürmt ihr los. Auf diese Weise haben wir Jahrhunderte Nachtangriffe gegen mimbratische Häuser in Asturien durchgeführt.«
    Im Lauf dieses schneeigen Tages überprüften Garion und Durnik in regelmäßigen Abständen die Bodenfeuchtigkeit unter der Mauer des Nordhangs. »Es dauert nicht mehr lange, dann ist das Erdreich durchtränkt, Garion«, meldete Durnik bei Einbruch der Dunkelheit. »Am unteren Hang dringt das Wasser stellenweise bereits durch den Schnee.«
    »Nur gut, daß es schon dunkel genug ist«, entgegnete Garion und rückte nervös sein Kettenhemd zurecht. In Rüstung, gleich welcher Art, fühlte er sich nicht wohl, und der Gedanke an den bevorstehenden Angriff weckte gemischte Gefühle in ihm, teils Besorgnis, teils Erwartung.
    Durnik, sein ältester Freund, blickte ihn voll Verständnis an, das jedes Bemühen durchdrang, seine Gefühle zu verbergen. Er grinste ein wenig schief. »Was machen zwei sendarische Bauernburschen in einem Winterkrieg in Ostdrasnien?«
    »Siegen – hoffentlich.«
    »Wir werden siegen, Garion«, versicherte ihm Durnik und legte eine Hand auf die Schulter des Jüngeren. »Sendarier gewinnen immer – letzten Endes jedenfalls.«
    Etwa eine Stunde vor Mitternacht begann Mandorallen seine Katapulte zu verschieben. Er ließ gerade so viele an der Ost- und Westseite zurück, daß der Beschuß fortgesetzt werden konnte, der ihre eigentliche Absicht vertuschen sollte. Im Lauf der Stunde schlichen Garion, Lelldorin, Durnik und Silk geduckt zu der nicht erkennbaren Linie von Pfeilen, die aus dem Schnee ragten.
    »Hier ist einer!« flüsterte Durnik, als seine ausgestreckte Hand einen Pfeilschaft berührte.
    »Warte!« murmelte Lelldorin. »Laß mich ihn betasten!« Er kroch zu dem Schmied, und beide knieten sich in den Matsch. »Ja, das ist einer von meinen, Garion«, erklärte er leise. »Sie sind jeweils etwa zehn Schritt voneinander entfernt.«
    Silk schloß sich den beiden rasch an. »Zeig mir, wie du sie erkennst«, wisperte er.
    »Hier, an den Federn. Zu ihrer Befestigung benutze ich immer gedrehten Darm.«
    Silk betastete den Federansatz. »Gut«, murmelte er. »Jetzt kann ich sie auch von anderen unterscheiden.«
    »Bist du sicher?« vergewisserte sich Lelldorin.
    »Wenn meine Finger die Augen eines Würfels ertasten können, werden sie doch wohl gerade noch imstande sein, den Unterschied zwischen Darm und Leinengarn zu fühlen!«
    »Also gut. Wir fangen hier an.« Lelldorin band ein Schnurende um den Pfeilschaft. »Ich gehe in diese Richtung, du in die andere.«
    »Einverstanden.« Auch Silk knüpfte sein Schnurende an. Dann wandte er sich an Garion und Durnik. »Tut des Guten nicht zuviel mit dem Wasser«, warnte er. »Es würde mir gar keinen Spaß machen, in einem Schlammrutsch begraben zu werden.« Dann kroch er los und tastete nach dem nächsten Pfeilschaft. Lelldorin legte flüchtig die Hand auf Garions Schulter, ehe er in der entgegengesetzten Richtung verschwand.
    »Der Boden ist nun völlig getränkt«, murmelte Durnik. »Wenn wir die Felsspalten jetzt einen Fußbreit öffnen, wird der größte Teil des Maueruntergrunds weggespült.«
    »Gut.«
    Wieder schickten die beiden ihre tastenden Gedanken durch die aufgeweichte Erde des Hügels. Sie fanden die Felsschicht, schweiften die unebene Oberseite kreuz und quer, bis sie den ersten Spalt entdeckten. Ein eigenartiges Gefühl beschlich Garion, als er seinen Gedanken durch den schmalen Spalt zu dem aufsteigenden Wasser hinunterwand; ihm war, als strecke er einen unendlich langen, unsichtbaren Arm aus, mit schlanken, geschmeidigen Fingern. »Bist du unten?« fragte Durnik.
    »Ich glaube schon.«
    »Dann ziehen wir ihn auseinander!«
    Garion wappnete seinen Willen.
    Mit einer Anstrengung, die ihnen den Schweiß von der Stirn perlen ließ, zwängten sie den Spalt auseinander. Ein scharfes und doch gedämpftes Knirschen echote unter der weichen Erde des Hanges, als der Fels durch die Kraft ihres vereinten Willens zersprang.
    »Wer ist da?« rief eine Stimme auf der Mauer.
    »Ist er weit genug offen?« flüsterte Garion, ohne auf den Ruf zu achten.
    »Das Wasser steigt bereits viel schneller hoch«, erklärte Durnik nach kurzem Gedankentasten. »Es steckt eine Menge Druck unter dieser Felsschicht. Nehmen wir uns die nächste Stelle vor.«
    Ein lautes Surren

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