Malloreon 1 - Herrn des Westens
Durnik ihn herum, und erneut raste er wütend in die falsche Richtung. Beim dritten Mal stürmte er über den Hügel und verschwand auf der anderen Seite. Er kam nicht zurück.
Durnik blickte Botschaft ernst an, dann zwinkerte er ihm zu. Polgara trat aus dem Haus und trocknete sich die Hände an ihrer Schürze ab, da sah sie den Zaun, der sich von selbst errichtet zu haben schien, während sie das Frühstücksgeschirr abgespült hatte. Sie blickte ihren Mann mit erhobener Braue an, und Durnik wirkte sehr verlegen, weil sie ihn ertappt hatte, wie er Zauberei statt einer Axt benutzte.
»Ein sehr schöner Zaun, Liebster«, lobte sie ihn ermutigend.
»Wir brauchten einen«, entschuldigte er sich kleinlaut. »Diese Rinder – nun, ich mußte ihn rasch aufstellen.«
»Durnik«, beruhigte sie ihn mit sanfter Stimme, »es ist absolut nicht ehrenrührig, seine Gabe für so etwas einzusetzen – aber du solltest wirklich zumindest hin und wieder üben!« Sie blickte auf die Zickzacklinie des Zaunes, dann spannten sich ihre Züge und mit einemmal war er gerade, und alle fünfzig Schritt wuchs ein kräftiger Rosenbusch in voller Blüte.
»Sieht doch hübsch aus, nicht wahr?« murmelte sie zufrieden. Sie tätschelte die Schulter ihres Mannes und kehrte ins Haus zurück.
»Sie ist eine erstaunliche Frau, weißt du das?« sagte Durnik zu Botschaft.
»Ja«, bestätigte Botschaft.
Polgara war allerdings nicht immer erfreut über die Einfälle ihres Mannes auf diesem Gebiet. Einmal, gegen Ende des heißen, staubigen Sommers, als das Gemüse in ihrem Garten die Blätter schlaff hängen ließ, brachte Polgara den größten Teil eines Vormittags damit zu, eine kleine Regenwolke über den ulgonischen Bergen aufzuspüren und zum Aldurtal zu treiben, genauer gesagt, zu ihrem durstigen Garten.
Botschaft spielte am Zaun, als die Wolke tief über den westlichen Hügel schwebte und unmittelbar über dem Haus und dem wartenden Garten anhielt. Durnik blickte von dem Zaumzeug auf, das er flickte, sah den blonden Jungen beim Spiel und die finstere Wolke direkt über seinem Kopf. Fast gleichmütig bediente er sich seines Willens, machte eine nachlässige Gebärde mit einer Hand und sagte laut »Husch!« zu der Wolke.
Die Wolke zuckte auf merkwürdige Weise, daß man beinahe meinen konnte, sie litte unter Schluckauf, dann trieb sie ostwärts. Etwa eine Viertelmeile hinter Polgaras ausgetrocknetem Garten entleerte sie sich, und es regnete gleichmäßig und ausgiebig auf mehrere Morgen leeren Graslands.
Durnik war absolut nicht auf die Reaktion seiner Frau vorbereitet. Die Haustür schwang heftig auf und Polgara stürzte mit funkelnden Augen heraus. Sie bedachte die fröhlich regnende Wolke mit einem strafenden Blick, und dem vollgesogenen Gebilde gelang es doch tatsächlich, schuldbewußt zu wirken, während es noch einmal wie bei einem Schluckauf zuckte.
Dann wandte Polgara sich finster an ihren Mann. »Hast du das getan?« fragte sie heftig und deutete auf die Wolke.
»Ja… Ja«, gab er verwirrt zu.
»Warum hast du das getan?«
»Botschaft hat da draußen gespielt«, antwortete Durnik und widmete immer noch den größten Teil seiner Aufmerksamkeit dem Zaumzeug. »Ich dachte, du hast es nicht gern, wenn er naß wird.«
Polgara starrte auf die Wolke, die den schönen Regen an Gras vergeudete, das so tief wurzelte, daß es selbst eine zehnmonatige Dürre überstanden hätte. Dann blickte sie auf ihren Garten mit seinem traurigen Rübengrün und den welk von den Stangen hängenden Bohnen. Sie biß die Zähne zusammen, um gewisse Worte und Verwünschungen zurückzuhalten, die ihren biederen Mann erschrecken mochten. Dann hob sie Gesicht und Arme wie im Gebet zum Himmel und rief mit lauter, kummervoller Stimme: »Warum immer ich?«
»Aber Liebes, was hast du denn?« fragte Durnik erstaunt.
Polgara sagte es ihm – und sie nahm sich Zeit dazu.
Durnik brachte die ganze nächste Woche damit zu, ein Bewässerungssystem anzulegen, um Wasser vom oberen Ende ihres kleinen Tales zu Polgaras Garten zu leiten. Sie verzieh ihm sein Versehen, als er es fertig hatte.
Der Winter meldete sich in diesem Jahr spät, und der Herbst blieb lange im Tal. Die Zwillinge, Beltira und Belkira, besuchten sie im Haus, kurz ehe der Schnee einsetzte, und berichteten, daß sowohl Belgarath als auch Beldin das Aldurtal verlassen hatte, beide mit der ernsten Miene, die auf größere Schwierigkeiten irgendwo hindeutete.
Botschaft fehlte Belgaraths Gesellschaft in
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