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Malloreon 1 - Herrn des Westens

Malloreon 1 - Herrn des Westens

Titel: Malloreon 1 - Herrn des Westens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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offiziellen Titels«, fuhr Bethra fort. »Sie unterhielten sich hastig und etwas hitzig, aber ich glaube, Ihr würdet ihre Worte ernst nehmen. Ergon ist ein ausgesprochener Esel und Großtuer, doch Baron Kelbor ist keiner, der etwas Unüberlegtes sagt. Jedenfalls kamen sie zu dem Schluß, daß durch die Legionen rings um den Palast ein Meuchler wenig Chance hätte, an Euch heranzukommen. Und da sagte Kelbor: ›Wenn man eine Schlange töten will, schneidet man ihr den Schwanz ab – unmittelbar hinter dem Kopf. An Varana kommen wir nicht heran, wohl aber an seinen Sohn. Ohne Erben stirbt Varanas Geschlecht mit ihm.‹«
    »Mein Sohn?« fragte Varana scharf.
    »Sein Leben ist in Gefahr, Eure Majestät. Ich dachte, das müßtet Ihr sofort wissen.«
    »Ich danke Euch, Bethra«, sagte Varana ernst. Dann wandte er sich an Morin. »Schickt eine Abteilung der dritten Legion zum Haus meines Sohnes«, bat er. »Niemand darf hinein oder heraus, bis ich Zeit hatte, andere Anordnungen zu treffen.«
    »Sofort, Eure Majestät.«
    »Dann möchte ich mit diesen beiden Herren aus dem Hause Honeth reden. Veranlaßt, daß ein Trupp sie in den Palast einlädt. Sie sollen in dem kleinen Raum neben der Folterkammer unten in den Verliesen warten, bis ich Zeit für sie habe.«
    »Du willst doch nicht wirklich…«, rief Ce'Nedra bestürzt.
    »Wahrscheinlich nicht«, gab Varana zu. »Aber das müssen sie ja nicht wissen. Es schadet nicht, wenn wir ihnen ein paar Stunden Angst machen.«
    »Ich kümmere mich sofort darum, Eure Majestät«, versicherte ihm Morin. Er verneigte sich und verließ das Gemach.
    »Ich hörte, daß Ihr meinen Vater kanntet«, sagte Ce'Nedra zu der herrlich gewachsenen Frau, die in der Mitte des Gemachs stand.
    »Ja, Prinzessin«, antwortete Bethra. »Sehr gut sogar. Wir waren seit vielen Jahren Freunde.«
    Ce'Nedra kniff die Augen zusammen.
    »Euer Vater war ein blutvoller Mann, Prinzessin«, sagte Bethra ruhig. »Ich weiß, daß viele es vorziehen, so etwas von ihren Eltern nicht zu glauben, aber es kommt trotzdem vor. Ich mochte ihn ehrlich, und ich denke, er wird mir sehr fehlen.«
    »Ich glaube Euch nicht«, sagte Ce'Nedra grob.
    »Das könnt Ihr natürlich halten, wie Ihr wollt.«
    »Mein Vater hätte so was nicht getan.«
    »Wie Ihr meint, Prinzessin«, entgegnete Bethra mit kaum merklichem Lächeln.
    »Ihr lügt!« fauchte Ce'Nedra.
    Bethras Augen blitzten flüchtig. »Nein, Prinzessin, ich lüge nicht. Ich verheimliche vielleicht manchmal die Wahrheit, doch ich lüge nie. Lügen haben zu kurze Beine. Ran Borune und ich waren intime Freunde, und wir genossen die Gesellschaft des anderen in vieler Hinsicht.« Ihr Blick wurde leicht amüsiert. »Eure Erziehung hat so manche Tatsachen von Euch ferngehalten, Prinzessin Ce'Nedra. Tol Honeth ist eine ausgesprochen korrupte Stadt, und ich bin hier zu Hause. Stellen wir uns doch der ungeschminkten Wahrheit. Ich bin eine Hure, und dafür entschuldige ich mich nicht. Die Arbeit ist einfach – manchmal sogar angenehm –, und die Bezahlung ist sehr gut. Ich stehe auf bestem Fuß mit einigen der reichsten und mächtigsten Männer auf der Welt. Wir führen Gespräche, und sie schätzen meine Meinung, doch wenn sie in mein Haus kommen, tun sie es nicht der Gespräche wegen – die kommen erst später. Es war nicht anders, wenn ich Euren Vater besuchte. Wir führten Gespräche, Prinzessin, doch gewöhnlich hinterher.«
    Ce'Nedras Gesicht glühte und Schock weitete ihre Augen. »So hat noch nie jemand zu mir gesprochen!« keuchte sie.
    »Dann war es vermutlich längst überfällig«, entgegnete Bethra ruhig. »Nun seid Ihr weiser – nicht glücklicher wahrscheinlich, aber weiser. Und wenn Ihr mich jetzt entschuldigt, würde ich mich gern zurückziehen. Die Honeths haben ihre Spitzel überall, und ich halte es nicht für klug, wenn sie von diesem Besuch erfahren.«
    »Ich möchte Euch für Eure Information danken, Bethra«, sagte Varana. »Gestattet, daß ich Euch für Eure Mühe entschädige.«
    »Das war nie nötig, Eure Majestät«, erwiderte sie mit feinem Lächeln. »Nicht Information ist es, was ich verkaufe. Ich gehe jetzt – außer natürlich, Ihr wollt Euch geschäftlich mit mir unterhalten.« Sie hielt inne, sich ihren Umhang wieder über die Schultern zu legen, und bedachte ihn mit einem sehr direkten Blick.
    »Ah – jetzt ist vielleicht nicht die richtige Zeit dafür, Bethra.« Varanas Ton klang leicht bedauernd, und er warf einen verstohlenen Blick auf

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