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Malloreon 2 - König der Murgos

Titel: Malloreon 2 - König der Murgos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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eines Dämons mit dieser Art von Freiheit Herr werden. Und da die Götter durch uns handeln, hatte Polgara keine Wahl. Es war eine sehr gefährliche Sache.«
    Urgit schauderte. »Ich glaube nicht, daß ich so was könnte.«
    Sie standen Seite an Seite, lehnten sich an die Reling und blickten auf die langen Wellen, die vom Großen Westmeer heranrollten und sich gegen die Öden Klippen warfen. Garion, der die beiden betrachtete, fragte sich, wie es möglich war, daß irgend jemand ihre Verwandtschaft hatte übersehen können. Obgleich sie nicht zu verwechseln waren, sahen sie sich doch so ähnlich, daß jeder sie für Brüder halten mußte.
    »Kheldar«, sagte Urgit plötzlich, »wie war unser Vater eigentlich?«
    »Größer als wir beide«, antwortete Silk, »und er sah sehr distinguiert aus. Er hatte eisengraues Haar, und diese Nase, die wir zwei geerbt haben, ließ ihn mehr wie einen Adler aussehen denn wie eine Ratte.«
    »Wir sehen tatsächlich ein bißchen wie Nager aus, nicht wahr?« bestätigte Urgit mit flüchtigem Lächeln. »Das meinte ich jedoch nicht. Wie war er wirklich?«
    »Kultiviert. Er hatte ausgezeichnete Manieren, war liebenswürdig und weltgewandt. Ich habe ihn nie ein böses Wort zu irgend jemandem sagen hören.« Silk wirkte ein wenig melancholisch.
    »Aber er war ein Schwindler, nicht wahr?«
    »Wie kommst du darauf?«
    »Nun ja, er muß meine Mutter wohl betrogen haben. Immerhin bin ich nicht das Ergebnis einer dauerhaften Bindung.«
    »Ich fürchte, du verstehst es nicht ganz«, widersprach ihm Silk. Er blickte nachdenklich auf die grünen Wogen, von denen vereinzelte schaumgekrönt waren. »Trotz seiner gepflegten Kultiviertheit war unser Vater ein echter Abenteurer. Er ging auf jede Herausforderung ein – nur aus Spaß daran – , und seine Reiselust war unersättlich. Ständig hielt er nach neuen Horizonten Ausschau. Ich glaube, wenn du diese beiden Eigenschaften zusammenfügst, verstehst du vielleicht, was ihn so zu deiner Mutter zog. Ich besuchte den Palast in Ras Goska, als Taur Urgas noch lebte. Seine Gemahlinnen waren entweder eingesperrt oder wurden streng bewacht, wenn sie ihre Kemenaten einmal verlassen durften. Das war so etwas, was unser Vater als Herausforderung ansah.«
    Urgit verzog säuerlich das Gesicht. »Das trägt nicht gerade dazu bei, mein Selbstbewußtsein zu heben, Kheldar. Ich bin also auf der Welt, weil ein drasnischer Edelmann sein Glück gern an verschlossenen Türen versuchte.«
    »Nein, nicht nur. Ich hatte zwar nicht viel Gelegenheit, mit deiner Mutter darüber zu sprechen, aber aus dem wenigen, was sie sagte, schloß ich, daß sie und unser Vater einander in ehrlicher Liebe zugetan waren. Taur Urgas hat nie jemanden geliebt. Zumindest hatten unser Vater und deine Mutter Freude miteinander.«
    »Vielleicht erklärt das mein sonniges Gemüt.«
    Silk seufzte. »Viel Freude hatte er nach der Krankheit meiner Mutter allerdings nicht mehr. Sie machte ein Ende – mit seinen Reisen und Abenteuern.«
    »Was war das für eine Krankheit?«
    »Eine Seuche, die von Zeit zu Zeit in Drasnien ausbricht, Sie entstellt ihre Opfer entsetzlich. Glücklicherweise machte sie meine Mutter blind.«
    »Glücklicherweise?«
    »Weil sie nicht mehr in einen Spiegel blicken konnte. Unser Vater wich den Rest seines Lebens nie wieder von ihrer Seite und ließ sie nie spüren, was er sah, wenn er sie anschaute.« Silks Gesicht hatte sich verdüstert, und er preßte kurz die Lippen zusammen, ehe er fortfuhr. »Es war das Tapferste, was ich je einen Mann tun sah – und um so schlimmer, weil es eine endlose Qual war bis zu seinem Tod.« Er wandte das Gesicht ab. »Könnten wir nicht über etwas anderes sprechen?«
    »Tut mir leid, Kheldar«, sagte Urgit voll Mitgefühl. »Es lag nicht in meiner Absicht, alte Wunden aufzureißen.«
    »Wie war es, in Rak Goska aufzuwachsen?« fragte Silk nach kurzer Pause.
    »Schlimm«, antwortete Urgit. »Die ersten Zeichen beginnenden Wahnsinns machten sich bei Taur Urgas schon viel früher bemerkbar, als in der Familie der Urgas bisher üblich gewesen war, und es gab allerlei Rituale, denen wir uns beugen mußten.«
    »Ich habe einige davon gesehen.«
    »Oh, ich meine nicht nur die im Tempel, Kheldar, obwohl es auch genügend davon gab. Ich spreche von seinen persönlichen Eigenheiten. Niemand durfte je zu seiner Rechten stehen, und es bedeutete den Tod für denjenigen, dessen Schatten auf den König fiel. Meine Brüder und ich wurden unseren Müttern schon

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