Malloreon 2 - König der Murgos
du da nicht alles getan, um Vordai zu helfen – doch mehr oder weniger aus Mitleid, oder etwa nicht?«
Belgarath schaute sich schuldbewußt um. »Ich dachte, wir hätten uns darauf geeinigt, es nicht mehr zu erwähnen.«
»Weißt du was, Großvater«, Garion lächelte, »du bist ein Schwindler. Du tust, als wärest du kalt wie Eis und hart wie Stein, doch im Innern fühlst du genau wie wir anderen auch.«
»Bitte, Garion, erzähl das bloß nicht allzuviel herum.«
»Stört es dich denn, daß du menschlich fühlst?«
»Nun, nicht wirklich, aber schließlich habe ich auf meinen Ruf zu achten!«
Gegen Spätnachmittag wurde die Küste, an der sie entlangfuhren, noch zerklüfteter als bisher, und die Brandung toste und donnerte gegen die Klippen. Silk und Urgit kamen den Achterniedergang hoch, und Garion bemerkte, daß beide etwas unsicher auf den Beinen waren.
»Hallo, Belgarion«, rief Urgit überschwenglich. »Möchtet Ihr nicht mitmachen? Kheldar und ich wollen singen.«
»Uh – danke für die Einladung«, antwortete Garion behutsam, »aber ich singe nicht schön.«
»Das macht doch nichts, alter Junge. Das macht überhaupt nichts. Vielleicht singe ich auch nicht schön. Ich weiß es nicht, denn ich habe in meinem ganzen Leben noch nie eine Note gesungen.« Er kicherte plötzlich. »Es gibt soviel, was ich noch nie getan habe, und ich meine, es wäre vielleicht an der Zeit, ein bißchen was auszuprobieren.«
Ce'Nedra und die Murgosin Prala kamen an Deck. Statt ihres üblichen Schwarz trug Prala ein aufregendes Gewand in blassem Rosa, und ihr pechschwarzes Haar hatte sie zu einem kunstvollen Nackenknoten geschlungen.
»Meine Ladies«, begrüßte Urgit sie mit einer förmlichen Verbeugung, die nur durch ein leichtes Taumeln beeinträchtigt wurde.
»Vorsicht, alter Junge«, warnte Silk, und faßte ihn am Ellbogen. »Ich möchte dich nicht aus dem Meer fischen müssen.«
»Weißt du was, Kheldar?« Urgit blinzelte eulenhaft. »Ich glaube nicht, daß ich mich je zuvor so gut gefühlt habe!« Er blickte Ce'Nedra und die dunkelhaarige Prala an. »Weißt du noch was? Das dort sind bildhübsche Mädchen. Meinst du, sie hätten Lust, mit uns zu singen?«
»Wir könnten sie ja fragen.«
»Tun wir es doch.«
Die beiden traten vor Ce'Nedra und ihre murgosische Begleiterin und flehten sie eindringlich an, mit ihnen zu singen. Prala lachte, als der König der Murgos mit dem Schlingern des Schiffes vor und zurück wankte. »Ich glaube, ihr zwei seid betrunken«, erklärte sie.
»Sind wir betrunken?« fragte Urgit auf den Füßen schwankend und blickte Silk an.
»Das will ich doch hoffen!« antwortete Silk. »Wenn nicht, haben wir eine Menge sehr guten Wein vergeudet.«
»Dann sind wir wohl betrunken. Da dies geklärt ist, müssen wir uns nur noch überlegen, was wir singen.«
»Alorner!« seufzte Ce'Nedra, und rollte die Augen himmelwärts.
Der nächste Morgen war regnerisch. Die eisigen Tropfen platschten ins Meer und sammelten sich auf der geteerten Takelung, von wo sie herabrannen. Polgara schloß sich den anderen beim Frühstück in der größeren Kabine achtern des Niedergangs an, aber sie war wortkarg und verschlossen.
Sammet schaute sich in der Kabine um, die feste Fenster statt Bullaugen hatte und deren Decke, die eigentlich das Oberdeck war, schwere Balken stützten. Ihr Blick kam auf den zwei auffällig unbesetzten Stühlen am Frühstückstisch zu ruhen. »Was ist denn mit Fürst Kheldar und seinem königlichen Bruder?« erkundigte sie sich.
»Ich glaube, sie haben gestern ein wenig zu tief ins Glas geblickt«, antwortete Ce'Nedra mit leicht boshaftem Lächeln. »Ich könnte mir vorstellen, daß sie sich heute morgen etwas übel fühlen.«
»Könnt Ihr euch vorstellen, daß sie sangen?« fragte Prala.
»Oh?« staunte Sammet. »Gut?«
Prala lachte. »Sie verscheuchten damit die Möwen. So grauenvolle Töne habe ich selten gehört.«
Polgara und Durnik hatten sich leise am oberen Tischende unterhalten. »Es geht mir wirklich gut, Durnik«, versicherte Polgara ihrem Gemahl. »Laß dich nicht abhalten.«
»Ich möchte dich nicht allein lassen, Pol.«
»Ich werde nicht allein sein, Liebes. Ce'Nedra, Prala und Liselle leisten mir sicher Gesellschaft. Wenn du es nicht selbst herausfindest, wird es dich den Rest deines Lebens quälen, und du wirst bedauern, daß du dir die Gelegenheit entgehen ließest.«
»Nun, wenn es dir wirklich nichts ausmacht, Pol?«
»Ganz bestimmt nicht, Liebes.« Sie legte
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