Malloreon 2 - König der Murgos
fragte Garion, als sie am Ufer des Hochwasser führenden Flusses entlang zu den Weiden ritten.
»Nach der Karte sind es bis zur Küste, die der Insel gegenüberliegt, etwa hundertfünfzig Meilen südostwärts. Und dann müssen wir erst noch zusehen, daß wir ein Schiff oder Boot finden, das uns übersetzt.«
Garion seufzte.
»Kopf hoch«, sagte Belgarath. »Wir kommen schneller voran, als ich ursprünglich dachte, und Zandramas kann nicht ewig davonrennen. Früher oder später holen wir sie ein!«
Während Durnik und Toth die Zelte aufbauten, suchten Garion und Eriond im Weidendickicht nach Reisig. Es war schwierig, etwas zu finden, das trocken genug war zu brennen, und nach einer Stunde hatten sie gerade genug für ein kärgliches Kochfeuer. Als Polgara sich daran machte, ihr Abendessen, bestehend aus Bohnen und Wild, zuzubereiten, fiel Garion auf, daß Sadi suchend ihren Lagerplatz abschritt. »Das ist gar nicht komisch, Kleines!« sagte er streng. »Du kommst jetzt sofort her!«
»Was ist los?« erkundigte sich Durnik.
»Zith ist nicht in ihrer Flasche«, antwortete Sadi, ohne in seiner Suche innezuhalten.
Durnik sprang auf. »Seid Ihr sicher?«
»Es macht ihr Spaß, sich hin und wieder vor mir zu verstecken. Du kommst jetzt sofort zu mir, du ungezogen Schlange!«
»Ihr solltet Silk lieber nicht darauf aufmerksam machen«, riet Belgarath. »Er würde durchdrehen, wenn er hörte, da sie sich frei herumtreibt.« Der alte Mann schaute sich um. »Wo ist er überhaupt?«
»Er und Liselle machen einen Spaziergang«, antwortet Eriond.
»In dieser Nässe? Manchmal zweifle ich wirklich an seinem Verstand!«
Ce'Nedra kam herüber und setzte sich neben Garion auf einen Baumstamm. Er legte die Arme um ihre Schultern und zog sie an sich. Sie kuschelte sich an ihn und seufzte. »Ich frage mich, was Geran gerade macht«, sagte sie traurig.
»Er schläft wahrscheinlich.«
»Er sah immer so süß aus, wenn er schlief.« Wieder seufzte sie, dann schloß sie die Augen.
Ein Krachen und Knacken war in den Weiden zu hören. Plötzlich rannte Silk mit vor Schrecken weit aufgerissenen Augen und totenbleichem Gesicht in den Feuerschein.
»Was ist passiert?« rief Durnik.
»Sie hatte die Schlange im Mieder!« platzte Silk heraus.
»Wer?«
»Liselle!«
Polgara drehte sich mit einer Schöpfkelle in der Hand um und betrachtete den heftig zitternden kleinen Mann mit erhobener Braue. »Willst du mir vielleicht verraten, Kheldar«, sagte sie mit kühler Stimme, »was du in Markgräfin Liselles Mieder gesucht hast?«
Silk ertrug den strengen Blick nur einen Herzschlag lang, dann errötete er.
»Oh«, sagte sie, »ich verstehe.« Sie wandte sich wieder dem Kochtopf zu.
Gegen Mitternacht wachte Garion auf, aber er wußte nicht, was ihn geweckt hatte. Er stand leise auf, um Ce'Nedra nicht zu wecken. Er zog vorsichtig die Zeltklappe zurück, um hinauszublicken. Dichter Nebel war vom Fluß aufgestiegen, und so konnte er nichts weiter als eine schmutzigweiße Wand sehen. Er verhielt sich ganz ruhig, damit ihm kein Geräusch entgehen möge.
Irgendwo aus dem Nebel erklang ein schwaches regelmäßiges Klicken. Er brauchte eine Weile, bis ihm klar wurde, daß es von einem Berittenen kam, der ein Kettenhemd trug. In der Dunkelheit tastete er nach seinem Schwert.
»Ich bin nach wie vor der Meinung, daß du uns sagen mußt, was du in dem Haus gefunden hast, ehe wir es in Brand steckten.« Es war eine barsche Männerstimme mit malloreanischem Akzent. Der Sprecher mußte ein gutes Stück entfernt sein, aber die Nacht und der Nebel tragen Geräusche weit, so konnte Garion deutlich hören, was gesagt wurde.
»Oh, es war nicht viel, Korporal«, antwortete eine andere malloreanische Stimme ausweichend. »Ein bißchen von diesem, ein wenig von jenem.«
»Ich finde, daß dieses Zeug zwischen uns aufgeteilt werden soll. Schließlich war es ein gemeinsames Unternehmen.«
»Ist es nicht merkwürdig, daß du erst daran dachtest, nachdem es mir gelungen war, ein paar Kleinigkeiten einzustecken? Wenn du einen Anteil an der Beute haben möchtest, solltest du mehr auf die Häuser achten und nicht deine ganze Zeit damit verbringen, Gefangene zu pfählen.«
»Wir sind im Krieg«, erklärte der Korporal salbungsvoll. »Es ist unsere Pflicht, den Feind zu töten!«
»Pflicht!« schnaubte der zweite Malloreaner abfällig. »Wir sind Fahnenflüchtige, Korporal. Unsere Pflicht besteht einzig und allein uns gegenüber. Wenn du deine Zeit damit
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