Malloreon 2 - König der Murgos
verbringen willst, murgosische Bauern abzuschlachten, ist das deine Sache, ich aber versuche, was für meinen Lebensabend zusammenzukriegen!«
Garion kroch vorsichtig unter der Zeltklappe hinaus. Er empfand plötzlich eine eigenartige Ruhe, fast als wären seine Gefühle irgendwie ausgelöscht. Er stand auf und ging lautlos zu ihrem Gepäckstapel und kramte in einem großen Beutel, bis seine Finger Stahl berührten. Dann zog er behutsam, um nur ja kein Geräusch zu verursachen, sein schweres Kettenhemd heraus. Er zog es an und bewegte ein paarmal die Schultern, bis es richtig saß.
Toth stand Wache bei den Pferden, seine Umrisse hoben sich schwach im Nebel ab.
»Ich muß etwas erledigen«, flüsterte Garion dem stummen Hünen zu.
Ernst blickte ihn Toth an, dann nickte er. Er löste ein Pferd von einem Stamm und reichte Garion die Zügel. Dann legte er die Hand auf Garions Schulter, drückte sie kurz in stummer Billigung und trat zurück.
Garion wollte den Malloreanern keine Zeit geben, im Nebel zu verschwinden, deshalb schwang er sich auf das ungesattelte Pferd und ritt leisen Schrittes aus dem Weidendickicht.
Die schwindenden Stimmen, die aus dem Nebel erklungen waren, hatten sich offenbar in Richtung Wald bewegt Garion ritt ihnen leise durch die neblige Dunkelheit nach und fand sich durch sein Gehör und sein inneres Auge zurecht.
Nachdem er etwa eine Meile geritten war, hörte er schallendes Gelächter ein Stück links vor sich. »Habt ihr gehört wie sie quietschten, als wir sie aufspießten?« fragte eine rauhe Stimme aus dem dichten Nebel.
»Das genügt!« knirschte Garion durch die Zähne und zog sein Schwert. Er lenkte sein Pferd auf die Stimme zu und drückte ihm die Fersen in die Weichen. Das Tier rannte schneller, und auf der feuchten Erde verursachten seine Hufe keinen Laut.
»Zünden wir eine Fackel an!« schlug ein Fahnenflüchtiger vor.
»Hältst du das für klug? Es sind immer Patrouillen unterwegs, die nach Deserteuren suchen.‹ »Es ist nach Mitternacht. Die Feldjäger sind längst im Bett. Mach schon, zünd eine Fackel an.«
Einen Augenblick später glühte ein rötlicher Punkt auf - ein Wegweiser für Garion.
Sein Ansturm kam für die Fahnenflüchtigen völlig unerwartet. Mehrere starben, noch ehe sie wußten, was sich da auf sie stürzte. Schreie und Brüllen gellten von beiden Seiten in Garions Ohren, als er durch sie hindurchritt und sie mit gewaltigen Schwerthieben nach links und rechts aus den Sätteln schlug. Seine mächtige Klinge schnitt mühelos durch Kettenpanzer, Fleisch und Knochen. Fünf schmetterte er beim Hindurchreiten zu Boden. Dann wirbelte er herum und stürmte auf die drei restlichen los. Nach einem erschrockenen Blick ergriff einer die Flucht; der zweite zerrte sein Schwert aus der Scheide, und der dritte, der die Fackel hielt, saß vor Entsetzen erstarrt.
Der Malloreaner mit dem Schwert hob die Waffe, um seinen Kopf vor dem schrecklichen Hieb zu schützen, zu dem Garion sein Schwert bereits geschwungen hatte. Eisenfausts Klinge zersplitterte das Schwert des Malloreaners und schnitt durch den Helm bis zur Mitte des inzwischen bereits Toten. Garion befreite seine Klinge, und wandte sich dem Fackelträger zu.
»Gnade!« flehte der völlig Verstörte und versuchte sein Pferd anzutreiben. »Habt Erbarmen!«
Aus irgendeinem Grund machte dieses erbärmliche Jammern Garion noch wütender. Er biß die Zähne zusammen. Mit weitem Schwung köpfte er den Schurken.
Dann hielt er sein Pferd an und lauschte, um zu hören, in welche Richtung der Fliehende ritt; dann setzte er ihm nach.
Er brauchte nur wenige Minuten, den Fahnenflüchtigen einzuholen. Zuerst hatte er lediglich die Geräusche, denen er folgen konnte, doch dann sah er die schattenhaften Umrisse vor sich im Nebel. Er bog leicht nach rechts ab, dann schoß er an dem Verzweifelten vorbei und riß sein Pferd schließlich herum, um sich ihm in den Weg zu stellen.
»Wer seid Ihr?« quiekte der bartstoppelige Malloreaner, während er so heftig an den Zügeln riß, daß sein Pferd sich aufbäumte. »Warum tut Ihr das?«
»Ich bin die Gerechtigkeit!« knirschte Garion und stieß zu.
Der Fahnenflüchtige starrte entsetzt auf das riesige Schwert, das aus seiner Brust ragte. Dann kippte er mit einem gurgelnden Seufzer zur Seite und glitt schlaff von der Klinge.
Immer noch ohne wirklich etwas zu empfinden, stieg Garion ab und säuberte die Klinge seines Schwertes am Umhang des Toten. Fast ohne darüber nachzudenken,
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