Malloreon 2 - König der Murgos
hierher.«
»Malloreaner?«
Vard nickte. »Eine Kolonne ist von Rak Verkat abmarschiert. Sie dürfte unser Dorf noch vor dem Mittag erreichen.«
»Könnt Ihr uns ein Schiff zur Verfügung stellen?« bat ihn Belgarath. »Wir müssen nach Mallorea.«
»Das wäre momentan nicht klug. Auch die Küste wird von Malloreanern patrouilliert.«
»Meint Ihr, daß sie nach uns suchen?« fragte Polgara.
»Es wäre möglich, Lady Polgara«, antwortete Vard. »Aber es ist auch nicht das erste Mal, daß der Befehlshaber von Rak Verkat seine Leute die ganze Insel und das Meer rundum absuchen läßt – gewöhnlich, um Murgos aufzuspüren, die sich noch irgendwo versteckt halten. Sie kämmen die Insel ein paar Tage lang durch und kehren dann in ihre Garnison in Rak Verkat zurück. Wenn der gegenwärtige Streifzug eine dieser routinemäßigen Suchmaßnahmen ist, werden die Truppen nicht sehr sorgfältig vorgehen und auch nicht lange in dieser Gegend verweilen. Sobald sie fort sind, könnt Ihr hierher zurückkommen, dann sorgen wir für ein Schiff für euch.«
»Wie groß ist eigentlich dieser Wald da draußen?« fragte Belgarath.
»Sehr groß, Ehrwürdiger.«
»Gut. Malloreaner fühlen sich in Wäldern unbehaglich. Wenn wir uns in den Wald zurückziehen, dürfte es nicht schwierig sein, ihnen auszuweichen.«
»Aber ihr müßt den Einsiedler meiden, der in diesem Wald haust.«
»Einsiedler?«
»Ein bedauernswerter geistesgestörter Bursche. Er ist nicht wirklich ein böser Mensch, aber er ist mutwillig und spielt Wanderern gern irgendwelche Streiche.«
»Wir werden daran denken«, versprach ihm Belgarath. »Garion, sei so lieb und weck die anderen. Wir müssen zusehen, daß wir weiterkommen.«
Als alles für ihren Aufbruch bereit war, stand die Sonne über der niedrigen Bergkette im Osten. Sadi blickte aus der Tür auf die strahlende Sonne, die auf das Dorf schien und die Wellen im Hafen glitzern ließ. »Wo ist der Nebel, wenn man ihn braucht?« fragte er niemanden im besonderen.
Belgarath schaute sich um. »Uns bleiben etwa vier Stunden, bis die Malloreaner hier sind. Wir sollten sie nutzen, von hier wegzukommen.« Er drehte sich zu Vard um. »Habt Dank«, sagte er, »für alles.«
»Mögen alle Götter mit euch sein«, antwortete der Silberhaarige. »Beeilt euch.«
Sie ritten aus dem Dorf und über die Wiese zum Rand des dunklen Waldes.
»Irgendeine bestimmte Richtung, alter Freund?« fragte Silk Belgarath.
»Ich glaube nicht, daß die Richtung eine große Rolle spielt«, erwiderte der alte Mann. »Ein Dickicht, in dem wir uns verstecken können, ist wahrscheinlich alles, was wir brauchen. Malloreaner werden nervös, wenn sie nicht eine Meile ringsum sehen können, deshalb ist nicht zu erwarten, daß sie den Wald allzu genau durchsuchen.«
»Ich schaue mal, was ich finden kann«, erbot sich der kleine Mann. Er drehte sein Pferd nordostwärts, zügelte es jedoch plötzlich scharf, als zwei Gestalten aus den Bäumen traten. Eine war in einem Kapuzenumhang vermummt, die andere war ein großer, wachsamer Mann.
»Ich grüße Euch, ehrwürdiger Belgarath«, sagte die Vermummte mit klarer Frauenstimme. Sie hob das Gesicht, und Garion sah, daß ihre Augen von einem dunklen Stoffstreifen bedeckt waren. »Ich bin Onatel«, fuhr sie fort, »und hier, um Euch einen sicheren Weg zu weisen.«
»Wir sind Euch für Eure Hilfe dankbar, Onatel.«
»Euer Weg liegt südwärts, Belgarath. Ein kleines Stück im Wald werdet Ihr einen alten, überwucherten Pfad finden. Er führt euch zu einem Versteck.«
»Wie praktisch«, murmelte Sammet. »Vielleicht ein bißchen zu praktisch.«
»Sie würde nicht lügen, Liselle«, versicherte ihr Polgara.
»Aber sie ist auch nicht verpflichtet, die ganze Wahrheit zu sagen, oder?«
»Du bist ein sehr mißtrauisches Geschöpf«, brummte Silk.
»Ich würde es eher vorsichtig nennen. Wenn ein völlig Fremder so erpicht darauf ist, einem zu helfen, ohne daß er darum gebeten wurde, macht es mich ein wenig nervös.«
»Suchen wir mal nach ihrem Weg«, bestimmte Belgarath. »Wenn wir uns später entscheiden sollten, die Richtung zu ändern, können wir es an einer unauffälligeren Stelle tun.«
Sie ritten in den Schatten unter den weit ausladenden Nadelbäumen. Der Boden war feucht und dick mit abgefallenen Nadeln bedeckt. In langen, schrägen Strahlen fiel die Sonne golden ein, und die Schatten hatten die schwach bläuliche Tönung des Morgens. Der weiche Lehm schluckte den Hufschlag, und so
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