Malloreon 2 - König der Murgos
nicht wahr?«
»Und der Sardion hat dieselben Kräfte wie das Auge«, fügte Polgara ernst hinzu.
Belgarath nickte. »In der Hand des Kindes der Finsternis kann er in etwa dasselbe leisten wie das Auge in Garions Hand – und wir haben noch lange nicht alles damit ausprobiert!«
»Das spornt uns noch ein wenig mehr an, Zandramas daran zu hindern, den Sardion zu erreichen, nicht wahr?« warf Silk ein.
»Ich habe bereits den größten Ansporn der Welt«, sagte Ce'Nedra bedrückt.
Garion stand am nächsten Morgen schon sehr früh auf. Nachdem er behutsam, um Ce'Nedra nicht zu wecken, die Kammer verlassen hatte, die er mit ihr teilte, fand er Belgarath am Tisch der großen Stube vor, mit dem Buch der Äonen vor sich und einer niederbrennenden Kerze daneben.
»Warst du gar nicht im Bett, Großvater?«
»Was? Oh – nein. Ich wollte das Buch fertig lesen, ohne dabei gestört zu werden.«
»Hast du etwas gefunden, das uns nutzen könnte?«
»Eine Menge, Garion. Eine ganze Menge. Jetzt weiß ich, was Cyradis macht.«
»Ist sie wirklich in diese Sache verwickelt?«
»Sie glaubt es jedenfalls.« Er klappte das Buch zu, lehnte sich zurück und starrte abwesend an die Wand. »Weißt du, diese Leute hier und die von Kell in Dalasien, sind der Überzeugung, daß es ihre Aufgabe ist, zwischen den beiden Prophezeiungen – den beiden Kräften, die das Universum teilten – zu wählen. Und sie glauben, daß es ihre Wahl ist, die die Sache ein für allemal klärt.«
»Eine Wahl? Das ist alles? Soll das heißen, daß sie lediglich das eine oder das andere zu wählen brauchen, und das ist dann alles?«
»In groben Zügen, ja. Sie glauben, die Wahl müsse während einer der Begegnungen zwischen dem Kind des Lichtes und dem Kind der Finsternis getroffen werden – und beide Steine, das Auge und der Sardion, müssen dabei anwesend sein. Von Anbeginn an lag die Aufgabe, die Wahl zu treffen, immer nur bei einem Seher oder einer Seherin. Und bei jeder Begegnung zwischen dem Kind des Lichts und dem Kind der Finsternis mußte dieser bestimmte Seher anwesend sein. Ich nehme an, daß irgendeiner sich irgendwo in der Nähe verborgen hatte, als du in Cthol Mishrak gegen Torak kämpftest. Jedenfalls ist diese Aufgabe jetzt auf Cyradis gefallen. Sie weiß, wo sich der Sardion befindet, und sie weiß, wo die Begegnung stattfinden wird. Sie wird dort sein. Wenn alle Umstände gegeben sind, wird sie ihre Wahl treffen.«
Garion setzte sich in einen Sessel neben dem schwelenden Feuer. »Du glaubst das alles doch nicht wirklich, oder?«
»Ich weiß nicht, Garion. Wir haben uns unser ganzes Leben an die Worte der Prophezeiung gehalten, und es hat viel Mühe gekostet, mich hierherzubringen, um mir dieses Buch zu übergeben. Ich glaube diesen ganzen Mystizismus vielleicht nicht völlig, aber mißachten werde ich ihn sicher nicht.«
»Kommt etwas über Geran darin vor? Was ist seine Rolle in dem Ganzen?«
»Ich bin mir nicht sicher. Vielleicht die des Opfers – wie Agachak glaubt. Es ist aber auch möglich, daß Zandramas ihn lediglich entführte, um dich zu zwingen, sie mit dem Auge zu verfolgen. Nichts wird je geklärt sein, ehe nicht das Auge und der Sardion an einem Ort zusammenkommen.«
»An dem Ort, der nicht mehr ist«, fügte Garion verdrossen hinzu.
Belgarath brummelte. »An diesem Satz ist etwas, das mir keine Ruhe läßt. Manchmal ist die Lösung zum Greifen nahe, doch dann entgleitet sie mir wieder. Ich habe ihn früher schon einmal gehört oder gelesen, nur kann ich mich einfach nicht erinnern, wo.«
Polgara trat in die Stube. »Ihr zwei seid ja schon früh auf«, wunderte sie sich.
»Garion, ja, ich weniger«, entgegnete Belgarath.
»Bist du die ganze Nacht aufgeblieben, Vater?«
»So könnte man es nennen. Ich glaube, das war es, worauf ich gewartet hatte.« Er legte die Hand auf das Buch vor ihm. »Sobald die anderen auf sind, sollten wir packen und uns wieder auf den Weg machen.«
Jemand klopfte sacht an die Haustür. Garion stand auf, um sie zu öffnen.
Vard stand davor im blaßgrauen Licht des dämmernden Tages. »Ich muß euch etwas sagen.«
»Kommt herein.« Garion hielt die Tür für ihn auf.
»Guten Morgen, Vard«, begrüßte Belgarath den Weißgewandeten. »Ich hatte noch keine Gelegenheit, Euch für dieses Buch zu danken.«
»Dafür müßt Ihr Cyradis danken. Wir gaben es Euch auf ihre Anweisung. Ich glaube, Ihr und Eure Freunde solltet rasch aufbrechen. Soldaten sind auf dem Weg
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