Malloreon 2 - König der Murgos
geistlichen Inquisitors so schwach, daß er auf eine so abgedroschene Beschuldigung zurückgreifen muß?«
Chabat starrte den Hierarchen ungläubig an, und Sorchak begann zu zittern.
»Glücklicherweise läßt sich so etwas leicht klären«, fügte Agachak hinzu. »Die Gabe der Zauberei hat einen gewissen Nachteil. Andere, denen diese Gabe ebenfalls zu eigen ist, können die Anwendung dieser Kräfte deutlich spüren.« Er machte eine Pause. »Wußtet Ihr das nicht, Sorchak? Ein grüner Priester, der der Erhebung zum Purpur harrt, müßte etwas eifriger mit seinen Studien sein, und würde so etwas wissen – aber Ihr wart anderweitig beschäftigt, nicht wahr?« Agachak wandte sich an Chabat. »Ich bin überrascht, daß Ihr Euren Favoriten nicht besser eingeweiht habt, ehe Ihr ihm diese Art von Anklage vorbringen ließt, Chabat. Ihr hättet verhindern können, daß er sich lächerlich macht – und Euch!«
Ihre Augen funkelten, und die flammenähnlichen Narben auf ihren Wangen wurden glühendrot, als brenne ein Feuer unter ihrer Haut.
»Nun, Chabat«, sagte er mit bedrohlich ruhiger Stimme, »ist es soweit? Werdet Ihr endlich versuchen, Euren Willen gegen meinen einzusetzen?«
Die furchterregende Frage hing in der Luft. Garion stellte fest, daß er den Atem anhielt. Chabat aber senkte die Augen und wandte ihr Gesicht vom Hierarchen ab. Ihr Gesicht verlor die Farbe.
»Eine weise Entscheidung, Chabat.« Agachak wandte sich an Sadi. »Nun, Ussa von Sthiss Tor, was sagt Ihr zu der Beschuldigung, daß dieser Euer Diener ein Zauberer ist?«
»Der Priester Toraks täuscht sich, mein Lord«, versicherte ihm Sadi. »Glaubt mir, dieser junge Dummkopf ist keiner Zauberei fähig. Er braucht jeden Morgen zehn Minuten, bis er entschieden hat, welcher Schuh an welchen Fuß muß. Seht ihn Euch doch an! Nicht ein Schimmer von Intelligenz in seinen Augen. Er ist nicht einmal so gescheit, daß er Angst hätte.«
Chabats Augen wurden wieder wütend, allerdings sprach auch eine gewisse Unsicherheit aus ihnen. »Was könnte ein nyissanischer Sklavenhändler schon von Zauberei verstehen, Meister?« höhnte sie. »Ihr kennt doch die Gewohnheiten dieser Schlangenleute. Zweifellos ist Ussa so benommen von Drogen, daß er es nicht einmal wüßte, wenn sich Belgarath höchstpersönlich als Diener bei ihm verdungen hätte.«
»Ein interessanter Punkt«, murmelte Agachak. »Gehen wir dieser Sache nun auf den Grund. Wir wissen, daß die Altarfeuer ausgingen. Das steht fest. Sorchak behauptet, dieser junge Mann habe sie durch Zauberei gelöscht – obgleich er keinen Beweis dafür hat. Ussa von Sthiss Tor, der vielleicht durch Drogengenuß nicht zurechnungsfähig ist, behauptet wieder um, der junge Mann sei ein Schwachkopf und deshalb einer so ungewöhnlichen Handlung unfähig. Also, wie wollen wir dieses Dilemma angehen?«
»Gebt sie zur Folterung frei, Heiliger«, schlug Chabat eifrig vor. »Ich persönlich werde die Wahrheit aus ihnen herausholen – aus einem nach dem anderen!«
Garion spannte sich an und blickte verstohlen zu Belgarath. Der alte Mann verhielt sich völlig ruhig und sah nicht so aus, als beabsichtige er einzugreifen.
»Eure Vorliebe für die Folterkammer ist wohlbekannt, Chabat«, sagte Agachak kalt. »Euer Geschick ist derart, daß Eure Opfer gewöhnlich genau das sagen, was Ihr von ihnen verlangt – was keinesfalls immer die Wahrheit ist!«
»Ich diene nur meinem Gott, Meister!« erklärte sie stolz.
»Wir alle hier dienen ihm«, sagte er scharf. »Und Ihr tätet gut daran, nicht ständig Eure übertriebene Frömmigkeit zu betonen, um erhoben zu werden – auch nicht die Eures Speichelleckers!« Er blickte Sorchak mit unverhohlener Verachtung an. »Bis jetzt bin immer noch ich hier der Hierarch, und ich werde die endgültige Entscheidung in dieser Sache treffen.«
Die narbengesichtige Priesterin wich unwillkürlich zurück, und nun sprach Angst aus ihren Augen. »Verzeiht mir, Agachak«, stammelte sie. »Diese ungeheuerliche Untat hat mich in gerechte Wut versetzt, doch wie Ihr sagtet, die endgültige Entscheidung liegt bei Euch.«
»Eure Anerkennung meiner Autorität ist beruhigend, Chabat. Ich dachte schon, Ihr würdet nicht mehr daran glauben.«
In diesem Moment kam es zu Bewegung im hinteren Teil des Saales. Zwei stämmige Murgos stießen mit ihren langen Hellebarden grob die Grolims an der Tür zur Seite. Ihre dunklen Gesichter waren unbewegt, als sie mit den Schäften auf den Boden klopften. »Weg
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