Malloreon 2 - König der Murgos
Gepäck durchsuchen.« Sie drehte sich um. »Bringt das Kästchen herein«, befahl sie.
Eine Seitentür öffnete sich, und ein kriecherischer Unterpriester trug Sadis rotes Lederkästchen herein. Der fanatische Sorchak nahm es ihm ab, auch aus seinem Gesicht sprach offene Schadenfreude. »Seht hier den Beweis, daß Ussa von Sthiss Tor unser Gesetz verletzt und er dadurch sein Leben verwirkt hat!« rief er mit seiner schrillen Stimme. Er öffnete das Kästchen, und deutete auf die vielen Fläschchen und die irdene Flasche, in der sich Zith befand.
Urgits Gesicht wirkte nun noch unglücklicher. Er blickte Sadi verunsichert an. »Habt Ihr dafür eine Erklärung, Ussa?« fragte er mit schwacher Hoffnung.
Sadi rief mit Unschuldsmiene: »Eure Majestät glauben doch nicht wirklich, daß ich je beabsichtigte, damit in Cthol Murgos zu handeln?«
»Nun«, antwortete Urgit lahm, »Ihr habt die Sachen bei Euch.«
»Selbstverständlich, aber sie sind für den Handel mit den Malloreanern bestimmt. Diese Leute sind ganz versessen dar auf!«
»Das wundert mich nicht im geringsten.« Urgit richtete sich in seinem Sessel auf. »Dann hattet Ihr also nicht die Absicht, diese Drogen an meine Untertanen zu verkaufen?«
»Daran würde ich nicht im Traum denken, Eure Majestät«, antwortete Sadi sichtlich gekränkt.
Urgits Erleichterung war unverkennbar. »Nun«, wandte er sich an die wütende Chabat, »da hört Ihr es. Ganz gewiß hat keiner von uns etwas dagegen, wenn unser nyissanischer Freund hier mithilft, die Malloreaner zu korrumpieren – je mehr, desto besser, sage ich.«
»Was ist das?« fragte Sorchak. Er legte Sadis Kästchen auf den Boden und hob die irdene Flasche heraus. »Welches Geheimnis versucht Ihr hier zu verbergen, Ussa von Sthiss Tor?« Er schüttelte die Flasche.
»Seid vorsichtig, Mann!« rief Sadi, und eilte mit ausgestreckter Hand zu der Flasche.
»Aha!« stieß Chabat triumphierend hervor. »Es sieht ganz so aus, als befinde sich etwas in dieser Flasche, das der Sklavenhändler für sehr wichtig hält. Wir wollen den Inhalt untersuchen. Wer weiß, ob darin nicht ein noch unentdecktes Verbrechen verborgen ist. Öffnet die Flasche, Sorchak!«
»Tut es nicht!« rief Sadi flehend. »Rührt die Flasche nicht an, wenn Euch euer Leben lieb ist!«
»Öffnet die Flasche, Sorchak!« befahl Chabat unerbittlich.
Höhnisch schüttelte der Grolim die Flasche erneut, dann machte er sich daran, den Stöpsel herauszuziehen.
»Bitte, edler Priester!« Die Verzweiflung in Sadis Stimme war unüberhörbar.
»Wir werden nur einen Blick hineinwerfen.« Sorchak grinste. »Ich bin sicher, ein Blick schadet nicht.« Er zog den Stöpsel nun ganz heraus und hob die Flasche an ein Auge, um hineinzuspähen.
Zith schlug natürlich sofort zu.
Mit einem würgenden Schrei krümmte sich Sorchak rückwärts und warf beide Arme hoch. Die irdene Flasche flog durch die Luft. Geistesgegenwärtig gelang es Sadi, sie aufzufangen, ehe sie auf dem Boden aufschlug. Der gebissene Priester drückte die Hände auf sein Auge. Sein Gesicht war von Grauen verzerrt, und Blut sickerte durch seine Finger. Er quiekte wie ein Schwein und zuckte krampfhaft. Plötzlich kippte er nach vorn, schlug wild um sich und riß sich Hautfetzen vom Gesicht. Sodann hämmerte er wie ein Wahnsinniger mit dem Kopf auf den Boden. Seine Zuckungen wurden heftiger, und Schaum quoll ihm aus dem Mund. Plötzlich sprang er mit einem gellenden Schrei in die Luft. Als er wieder zu Boden stürzte, war er bereits tot.
Einen Augenblick herrschte lähmende Stille, bis Chabat kreischend »Sorchak!« schrie. Aus ihrer Stimme sprach tiefste Qual. Sie warf sich auf den Toten und schluchzte haltlos.
Urgit starrte mit offenem Mund voll Ekel auf Sorchaks Leiche. »Toraks Zähne!« hauchte er. »Was habt Ihr in dieser Flasche, Ussa?«
»Uh – es ist meine kleine Begleiterin, Eure Majestät«, erwiderte Sadi nervös. »Ich habe versucht, ihn zu warnen.«
»Das habt Ihr wahrhaftig, Ussa«, bestätigte Agachak. »Wir alle haben es gehört. Wäre es vielleicht möglich, daß ich mir Eure kleine Begleiterin ansehe?« Ein grausames Lächeln zog über sein Gesicht, während er hämisch auf die hysterisch schluchzende Chabat blickte.
»Selbstverständlich, Heiliger«, versicherte ihm Sadi rasch. Behutsam legte er die Flasche auf den Boden. »Nur eine Vorsichtsmaßnahme«, entschuldigte er sich. »Sie ist jetzt ein wenig erregt, und ich möchte vermeiden, daß sie einen Fehler macht.« Er
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