Malloreon 3 - Dämon von Karanda
Freund.« »Wer waren sie?« fragte Garion.
»Die fellgewandeten Karandeser«, antwortete Feldegast, »und die gerüsteten Tempelwachen. Das ist eine weitere Bestätigung, daß Urvon und Mengha sich verbündet haben.«
»Können wir denn sicher sein, daß die Karandeser Menghas Leute sind?«
»Er hat Katakor völlig eingenommen, also können die einzigen bewaffneten Karandeser in der Gegend nur seine Männer sein. Urvon und seine Chandim beherrschen die Tempelwachen – und die Hunde! Wenn man Karandeser und Hunde zusammen sieht, wie wir gestern, ist das schon fast ein Beweis für ein Bündnis. Aber wenn man karandesische Fanatiker in Begleitung von Tempelwachen sieht, bleibt wohl kaum noch ein Zweifel.« »Was hat dieser Narr vor?« murmelte Belgarath. »Wer?« wollte Silk wissen.
»Urvon. Er hat in seinem Leben schon allerlei Abscheulichkeiten verbrochen. Aber noch nie zuvor mit Dämonen.«
»Wahrscheinlich nur deshalb, weil Torak es verboten hatte«, sagte Feldegast. »Doch nun, da Torak tot ist, hat er vielleicht keine Hemmungen mehr. Die Dämonen wären ein nur schwer aufzuwiegendes Gewicht in der Waagschale, wenn es tatsächlich zu einer endgültigen Auseinandersetzung zwischen Kirche und Kaiserkrone käme.«
»Wir haben jedenfalls jetzt keine Zeit, uns damit zu befassen«, brummte Belgarath. »Holen wir die anderen und reiten weiter.«
Sie überquerten die Straße, der die Karandeser und Tempelwachen gefolgt waren, und hielten sich selbst weiter an den schmalen Weg. Nach ein paar Meilen kamen sie über eine niedrige Anhöhe, deren Bewuchs irgendwann einmal einem Feuer zum Opfer gefallen war. Am fernen Ende der Hochebene, unmittelbar vor einer Reihe dunkler Felswände, die steil zu den Bergen aufstiegen, stand ein großes, schwarzes Bauwerk, das fast selbst wie ein Berg emporragte. Düstere Türme streckten sich den Wolken entgegen, und eine zinnenbewehrte Mauer, die von Pflanzen überwuchert war, umgab es. »Ashaba«, sagte Belgarath hart. »Ich dachte, es wäre eine Ruine!« wunderte sich Silk.
»Zum Teil, ja, wie ich hörte«, antwortete der alte Mann. »Die oberen Stockwerke sind zerstört, doch das Erdgeschoß ist angeblich noch mehr oder weniger bewohnbar. Es dauert eine lange Zeit, ehe Wind und Wetter ein so großes Bauwerk völlig niederreißen können.« Er stupste sein Pferd und führte es die Anhöhe hinunter und zurück in den windgepeitschten Wald.
Es begann zu dämmern, als sie den Rand der Lichtung um das Haus Toraks erreichten. Garion bemerkte, daß die Pflanzen, die die Mauer des schwarzen Kastells etwa zur Hälfte bedeckten, Dorngestrüpp und Efeu mit dicken Stengeln waren. Die Scheiben der Fenster waren längst ein Opfer von Wind und Wetter geworden, und die leeren Öffnungen erinnerten an die Augenhöhlen eines dunklen Totenschädels. »Nun, Vater?« fragte Polgara.
Belgarath kratzte sich am Bart und lauschte dem Bellen der Hunde im Wald.
»Wenn ich etwas vorschlagen darf, alter Freund«, sagte Feldegast, »wäre es nicht klüger, zu warten, bis es ganz dunkel ist, ehe wir uns nähern? Sollte es Wachen im Haus geben, wird die Nacht uns vor ihren Augen verbergen. Außerdem werden, sobald es dunkel wird, Lichter im Haus angezündet, sofern es bewohnt ist. Dann können wir uns ein besseres Bild von dem machen, was uns erwartet.«
»Klingt vernünftig, Belgarath«, pflichtete ihm Silk bei. »Sich offen einem unfreundlichen Haus am hellichten Tag zu nähern widerstrebt meinem Schicklichkeitsgefühl.«
»Das kommt daher, daß du die Seele eines Einbrechers hast. Aber es ist wahrscheinlich ohnehin der beste Plan. Ziehen wir uns zwischen die Bäume zurück und warten wir, bis es dunkel ist.«
Obgleich das Wetter im Flachland von Rakuth und Venna warm und frühlingshaft gewesen war, hielt in den Ausläufern des Karandesegebirges die Kälte noch an, denn hier im Hochland gab der Winter seine Herrschaft nur zögernd auf. Der Wind war schneidend, und es gab Stellen unter den Bäumen, wo noch tiefer, schmutziger Schnee lag. »Wird uns die Mauer um das Haus Schwierigkeiten bereiten?« fragte Garion.
»Höchstens, wenn jemand das Tor repariert hat«, antwortete Belgarath. »Als Beldin und ich nach Vo Mimbre hierherkamen, waren sie alle verriegelt, also mußten wir sie niederbrechen, um hineinzugelangen.« »Durch den Haupteingang zu kommen mag nicht das Ratsamste sein, Belgarath«, meinte Feldegast. »Wenn diese Mauern Chandim oder Karandesern oder Tempelwachen Unterschlupf gewähren,
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