Malloreon 3 - Dämon von Karanda
öffnen. »Ja. Wie fühlt Ihr Euch?«
»Schwach. Mein Kopf ist wie ein Ballon, und jeder Muskel in meinem ganzen Körper schmerzt wie ein eitriger Zahn. Davon abgesehen geht es mir gut.« Mit schiefem Lächeln hob er die Lider. »Was ist passiert? Ich habe offenbar eine Lücke im Gedächtnis.«
Garion warf Polgara einen raschen Blick zu, und sie nickte. »Ihr wurdet vergiftet«, erklärte er dem Kranken.
Zakath blinzelte überrascht. »Dann kann es kein sehr wirksames Gift gewesen sein.«
»Im Gegenteil, eines der wirksamsten, Eure Majestät«, widersprach Sadi sanft. »Es war immer tödlich.«
»Dann sterbe ich?« fragte Zakath mit merkwürdiger Befriedigung, als wäre ihm diese Vorstellung willkommen. »Nun ja«, er seufzte, »das wird viele Probleme lösen.«
»Tut mir leid, Euch enttäuschen zu müssen, Eure Majestät«, warf Silk ein, »aber wir glauben, Ihr werdet am Leben bleiben. Belgarath mischt sich hin und wieder in den normalen Lauf der Dinge ein. Das ist eine schlechte Angewohnheit aus seinen jungen Jahren, aber irgendein Laster braucht wohl jeder.«
Zakath lächelte schwach. »Ihr seid ein drolliger kleiner Kerl, Fürst Kheldar.«
»Aber wenn Ihr wirklich so gern sterben möchtet«, fügte Silk unverschämt hinzu, »könnten wir natürlich Zith wecken. Ihr zärtlicher Biß garantiert ewigen Schlummer.« »Zith?«
»Sadis niedliches Schoßtierchen – eine kleine grüne Schlange. Sie könnte sich sogar, nachdem sie Euch gebissen hat, zufrieden an Eurem Ohr zusammenringeln und Euch in die Ewigkeit schnurren.« Zakath seufzte, und die Lider fielen ihm wieder zu.
»Wir sollten ihn weiterschlafen lassen«, riet Polgara leise.
»Noch nicht gleich, Lady Polgara«, widersprach der Kaiser. »Ich habe den Schlaf und die Träume, die er bringt, so lange gemieden, daß er nun unnatürlich ist.«
»Ihr müßt schlafen, Kal Zakath«, sagte Andel fest. »Es gibt Möglichkeiten, Alpträume zu bannen, und Schlaf ist der größte Heiler.«
Zakath seufzte und schüttelte den Kopf. »Ich fürchte, Ihr würdet nicht imstand sein, diese Träume zu bannen, Andel.«
Dann wandte er sich müde an Sadi. »Sagt, ist Halluzination eines der Symptome dieses Giftes, das man mir gab?«
»Schon möglich«, meinte der Eunuch. »Welche Schrecken habt Ihr denn gesehen?«
»Keine Schrecken«, entgegnete Zakath. »Das Gesicht einer jungen Frau mit Augenbinde. Ein eigenartiger Friede überkommt mich, wenn ich daran denke.«
»Das war keine Halluzination, Kal Zakath«, versicherte ihm Andel.
»Wer ist dann dieses ungewöhnliche blinde Geschöpf?«
»Meine Gebieterin«, erklärte ihm Andel stolz. »Das Gesicht, das sich Euch in Eurer schlimmsten Stunde zeigte, ist das von Cyradis, der Seherin von Kell, von deren Entscheidung das Schicksal der ganzen Welt abhängt – und das aller anderen Welten ebenfalls.«
»Eine so große Verantwortung lastet auf so zarten Schultern«, murmelte Zakath. »Es ist ihre Aufgabe«, antwortete Andel.
Der Kranke schien einzudösen, und ein weiches Lächeln spielte um seine Lippen. Plötzlich öffneten sich seine Augen wieder und wirkten bereits wacher. »Bin ich geheilt, Sadi?« fragte er den kahlköpfigen Eunuchen. »Hat Euer ausgezeichnetes nyissanisches Gift sich aufgelöst?«
»Oh«, antwortete Sadi nachdenklich, »ich möchte nicht behaupten, daß Ihr bereits wieder ganz gesund seid, Eure Majestät, aber ich glaube nicht, daß noch unmittelbare Gefahr besteht.«
»Gut«, sagte Zakath fest und versuchte sich aufzusetzen. Garion stützte ihn. »Und wurde der Bube, der mich vergiftete, bereits gefaßt?« Sadi schüttelte den Kopf. »Soviel ich weiß, nicht.«
»Das wäre dann wohl vorrangig. Und etwas Hunger bekomme ich offenbar auch. Wird dieses Gift in Cthol Murgos viel benützt?«
Sadi runzelte die Stirn. »Das murgosische Gesetz verbietet Gifte und Drogen, Eure Majestät«, entgegnete er. »Die Murgosen sind ein rückständiges Volk. Aber die Meuchler der Dagashi haben dieses Gift wahrscheinlich.« »Ihr meint also, daß mich ein Dagash vergiftet hat?«
Sadi zuckte die Schultern. »Die meisten Morde in Cthol Murgos werden von Dagashi verübt. Sie sind sehr tüchtig und verschwiegen.«
Zakath kniff überlegend die Augen zusammen. »Das würde direkt auf Urgit deuten. Die Dagashi sind teuer, und Urgit hat Zugang zur Kämmerei.«
Silk verzog das Gesicht. »Nein!« sagte er fest. »Das würde Urgit nicht tun. Vielleicht ein Messer zwischen Eure Rippen, aber nicht Gift!« »Wie könnt
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