Malloreon 3 - Dämon von Karanda
Zentrum aller Macht im grenzenlosen Mallorea war. »Die Residenz Kallaths des Vereinigers, meines ehrwürdigen Vorfahren«, erklärte der Kaiser ironisch. »Ist das nicht ein bißchen übertrieben?« fragte Ce'Nedra spitz. Sie wollte offenbar immer noch nicht zugeben, auch nicht sich selbst gegenüber, daß Mal Zeth das Zuhause ihrer Kindheit an Größe weit übertraf.
»Natürlich ist es das«, antwortete Zakath, »aber diese Protzerei war nötig. Kallath mußte den anderen Generalen beweisen, daß er ranghöher war als sie, und in Mal Zeth spiegelt die Größe des Wohnraums den Rang. Kallath war ein unverkennbarer Schurke, ein Thronräuber, und mit wenig persönlichem Charme, folgedessen mußte er sich auf andere Weise zur Geltung bringen.«
»Bist du nicht auch ganz versessen auf Politik«, fragte Sammet Ce'Nedra. »Es ist das einzige Gebiet, in welchem dem Ego unbeschränkte Möglichkeiten offenstehen – solange das Säckel prall gefüllt ist.«
Zakath lachte. »Ich sollte Euch einen Posten in der Regierung anbieten, Markgräfin Liselle. Ich glaube, wir könnten einen Reichsluftablasser brauchen – jemanden, der eine Nadel in unsere ganze aufgeblasene Wichtigtuerei stößt.«
»O danke, Eure Majestät«, sagte sie mit ihrem Grübchenlächeln. »Wenn ich nicht unserem Familienbetrieb verpflichtet wäre, würde ich Euer Angebot in Erwägung ziehen. So ein Posten könnte viel Spaß machen.« Er seufzte. »Wo wart Ihr bloß, als ich eine Gemahlin brauchte?«
»Wahrscheinlich in der Wiege, Eure Majestät«, antwortete sie unschuldsvoll. »Das war nicht nett«, beklagte er sich.
»Nein, das war es nicht«, gestand sie. »Aber es stimmt«, fügte sie hinzu. Wieder lachte er und blickte Polgara an. »Ich werde sie Euch entführen, meine Lady.«
»Damit ich Euren Hofnarren machen, Kal Zakath?« fragte Liselle nun nicht mehr amüsiert. »Um Euch mit klugen Sticheleien und unbequemen Wahrheiten zu unterhalten? O nein, nicht ich. Ich habe noch eine andere Seite, die Euch, wie ich fürchte, nicht sehr gefallen würde. Man nennt mich ›Sammet‹ und denkt dabei an einen sanften Schmetterling, doch dieser Schmetterling hat einen Giftstachel – wie einige Personen feststellten, nachdem es bereits zu spät war.«
»Benimm dich, Liebes«, mahnte Polgara leise. »Und plaudere in dummem Ärger nicht aus der Schule.« Sammet senkte den Blick. »Verzeiht, Lady Polgara.«
Zakath blickte sie an, schwieg jedoch. Er schwang sich aus dem Sattel.
Sofort rannten drei Stallknechte herbei, um ihm die Zügel abzunehmen. »Kommt mit«, forderte er Garion und die anderen auf. »Ich möchte Euch herumführen.« Er zwinkerte Sammet zu. »Ich hoffe die Markgräfin verzeiht mir, daß es mir wie jedem Hausbesitzer geht, und ich stolz auf meine vier Wände bin, so bescheiden sie auch sind.« Sammet lachte herzlich.
Garion saß ab und strich liebevoll über Chretiennes stolzen Nacken. Nur ungern überließ er ihm der Fürsorge eines wartenden Pferdeknechts. Sie betraten das Schloß durch eine breite, vergoldete Flügeltür und gelangten in eine runde Kuppelhalle, die in der Bauweise jener des Kaiserpalasts in Tol Honeth sehr ähnlich war, allerdings fehlten dieser hier die Marmorbüsten, durch die Varanas Eingangshalle vage an ein Mausoleum erinnerte. Eine Schar Hofbeamte, sowohl Militär wie Zivilisten, erwartete den Kaiser, und jeder hielt ein Bündel mit wichtig aussehenden Schriftstücken in der Hand.
Zakath seufzte, als er sie sah. »Ich fürchte, wir werden die große Besichtigungstour verschieben müssen. Ich bin sicher, Ihr wollt ohnehin lieber erst ein Bad nehmen und Euch umziehen – und Euch vielleicht auch ein bißchen ausruhen, ehe wir mit dem üblichen Zeremoniell beginnen. Brador, seid Ihr so gut und zeigt unseren Gästen ihre Gemächer, und sorgt dafür, daß sie ein leichtes Mittagsmahl bekommen?« »Selbstverständlich, Eure Majestät.«
»Ich glaube, der Ostflügel wäre am günstigsten, er liegt abseits von dem Trubel in diesem Teil des Schlosses.« »Genau das wollte ich vorschlagen, Eure Majestät.«
Zakath lächelte ihnen allen zu. »Wir speisen heute abend miteinander«, versprach er. Sein Lächeln wurde ironisch. »Ein intimes kleines Abendmahl mit nicht mehr als zwei- oder dreihundert Gästen.« Er blickte auf die sichtlich nervösen Hofbeamten und verzog das Gesicht. »Also dann, bis heute abend.«
Brador führte sie durch die hallenden Marmorkorridore, durch die Bedienstete und kleinere Höflinge fast
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