Malloreon 3 - Dämon von Karanda
deutete auf eine lange Reihe hoher Bauten nahe der Südmauer der kaiserlichen Schloßanlagen.
Brador hüstelte. »Das sind die Amtsgebäude der Bürokraten, Eure Majestät. Wenn Ihr Euch erinnert, Ihr habt ihren Bau kurz vor der Schlacht von Thull Mardu genehmigt.«
Zakath schürzte die Lippen. »Ich hatte es nicht in so großem Maßstab erwartet.«
»Wir sind sehr viele, Eure Majestät«, gab Brador zu bedenken. »Und wir hielten es für harmonischer, wenn jeder Bürokrat sein eigenes Amtsgebäude hat.« Er blickte den Kaiser fast um Entschuldigung heischend an. »Wir brauchten den Amtsraum wirklich«, sagte er zu Sadi, als müsse er sich verteidigen. »Wir waren kunterbunt mit dem Militär zusammengewürfelt, und vielfach mußten Männer verschiedener Ämter ein Büro miteinander teilen. So kann man wirklich viel besser arbeiten, findet Ihr nicht?«
»Es wäre mir lieber, wenn Ihr mich nicht in dieses Gespräch einbeziehen würdet, Eure Exzellenz«, erwiderte Sadi.
»Ich wollte lediglich Eurer Exzellenz fachmännischen Rat in Sachen der Staatsverwaltung einholen.«
»Salmissras Palast ist etwas ungewöhnlich«, erklärte ihm Sadi. »Wir sind gern eng beisammen. Das bietet uns eine bessere Möglichkeit, einander zu bespitzeln und zu meucheln, für Intrigen und alle anderen üblichen Staatsgeschäfte.«
Als sie sich dem Haupttor der kaiserlichen Schloßanlagen näherten, stellte Garion überrascht fest, daß die festen bronzenen Torflügel mit gehämmertem Gold überzogen waren, und seine Sparsamkeit, die er seiner sendarischen Herkunft verdankte, entrüstete sich über diese Verschwendung. Ce'Nedra dagegen starrte die Flügel mit unverhohlener Besitzgier an. »Du könntest es nicht wegschaffen«, sagte Silk. »Was?« fragte sie abwesend. »Das Tor. Es ist zum Stehlen viel zu schwer.«
»Ach, halt den Mund, Silk«, sagte sie immer noch abwesend, während ihr Blick das Tor abschätzte.
Als Silk nun schallend zu lachen anfing, starrte sie ihn an und kniff die Augen drohend zusammen.
»Ich glaube, ich reite mal lieber ein Stück zurück und sehe nach, wo Belgarath solange bleibt«, sagte der kleine Mann hastig.
»Ja, tu das.« Dann blickte sie Garion an, der vergebens gegen ein Grinsen ankämpfte. »Was findest du so komisch?«
»Nichts, Liebes«, versicherte er ihr rasch. »Ich freue mich nur über die Aussicht.«
Die Gardisten der Wachabteilung am Tor trugen weder brünierte Harnische noch Federbüsche auf den Helmen wie die Wachen am Haupttor von Tol Honeth, sondern polierte Kettenhemden über den üblichen roten Wämsern, darunter pludrige Beinkleider, die in die kniehohen Stiefel geschoben waren, dazu rote Umhänge und Spitzhelme. Trotzdem sahen sie sehr soldatisch aus. Sie salutierten Kal Zakath zackig, und als der Kaiser durch das vergoldete Tor ritt, verkündeten schmetternde Fanfaren seine Ankunft.
»Das habe ich schon immer gehaßt«, sagte der malloreanische Herrscher vertraulich zu Garion. »Es tut meinen Ohren weh.«
»Was mich immer störte«, gestand Garion ihm, »waren die allzu diensteifrigen Höflinge, die um mich herumscharwenzelten, in der Hoffnung, sie könnten irgendetwas für mich tun.« »Das ist doch manchmal recht angenehm.«
Garion nickte. »Manchmal schon. Aber es hörte auf, angenehm zu sein, als einer von hinten ein Messer nach mir warf.«
»Wirklich? Ich dachte, alle deine Untertanen verehren dich.«
»Es war auch nur ein Mißverständnis. Ich unterhielt mich mit dem jungen Mann, und er versprach, es nicht wieder zu tun.«
»Das war alles?« rief Zakath erstaunt. »Du hast ihn nicht hinrichten lassen?«
»Natürlich nicht! Nachdem das Mißverständnis geklärt war, erwies er sich als mir außergewöhnlich treu ergeben.« Garion seufzte traurig. »Er fiel in Thull Mardu.«
»Tut mir leid, Garion«, bedauerte Zakath. »Wir alle haben Freunde in Thull Mardu verloren.«
Die marmorverkleideten Gebäude des kaiserlichen Komplexes waren ein Durcheinander von architektonischen Stilrichtungen, von nüchtern zweckmäßigen zu aufdringlich prunkvollen. Irgendwie erinnerte dieses Labyrinth Garion an Anhegs Palast in Val Alorn. Zakaths Schloß bestand zwar nicht aus einem einzelnen Bau, doch waren sämtliche Nebengebäude durch Säulengänge und Galerien miteinander verbunden, die durch parkähnliche Anlagen mit Statuen und Marmorpavillons führten. Zakath brachte sie zur Mitte des Komplexes, wo ein einzelner Palast durch seine Größe und Höhe zu erkennen gab, daß er das
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