Malloreon 3 - Dämon von Karanda
meint.«
»Sollten sie Euch nicht zujubeln oder zumindest irgendwie salutieren, wenn Ihr an ihnen vorbeireitet. Immerhin seid Ihr doch ihr Kaiser.« »Sie erkennen mich nicht.« Zakath zuckte die Schultern. »Der Kaiser ist ein Mann in roten Roben, der in einer goldenen Kutsche fährt, eine furchtbar schwere Krone trägt und zumindest von seinem Leibregiment mit Fanfarenschmettern begleitet wird. Ich bin lediglich ein Mann in weißem Linnen, der mit ein paar Freunden durch die Stadt reitet.«
Mit Silks Warnung im Kopf dachte Garion darüber nach. Diese absolute Gleichgültigkeit gegenüber der Erhabenheit seiner Person, die aus Zakaths Erklärung klang, wies auf eine weitere Seite in seiner komplexen Persönlichkeit hin. Garion war sicher, daß nicht einmal König Fulrach von Sendarien, der schlichteste aller Monarchen des Westens, so bescheiden wäre.
An den Straßen jenseits des Platzes reihten sich größere Häuser als jene, an denen sie bisher vorbeigekommen waren, und manche hatte man sogar zu verzieren versucht. Es sah jedoch ganz so aus, als wären malloreanische Bildhauer keine nennenswerten Künstler, und das Stuckwerk an den Fassaden aller Häuser hier war plump und nicht gerade eine Zier. »Das Sergeantenviertel«, erklärte Zakath lakonisch.
Die Stadt wollte kein Ende nehmen. In regelmäßigen Abständen gab es Marktplätze, und auf sämtlichen drängten sich Käufer und Händler, alle in bunten, weiten Gewändern, die offenbar die übliche malloreanische Kleidung war. Als sie an dem letzten der völlig gleich aussehenden Häuser für Sergeanten und Zivilisten vergleichbaren Ranges vorbei waren, gelangten sie zu einem breiten Grüngürtel mit Bäumen und Rasen, auf denen Springbrunnen plätscherten und im Sonnenschein schillerten, und wo breite Promenaden von kunstvoll geschnittenen Hecken mit blühenden Kirschbäumen dazwischen eingesäumt waren. »Wie schön!« rief Ce'Nedra.
»Ja, auch wir haben ein bißchen Schönheit in Mal Zeth«, sagte Zakath. »Niemand, nicht einmal ein Militärbaumeister, könnte eine so große Stadt einförmig häßlich machen.«
»Die Offiziersviertel sind nicht ganz so nüchtern«, versicherte Silk der zierlichen Königin. »So kennt Ihr Mal Zeth, Hoheit?« fragte Brador.
Silk nickte. »Mein Partner und ich haben eine Niederlassung hier. Sie ist mehr ein zentralisierter Sammelpunkt, als ein eigentliches Handelsgeschäft. Es ist umständlich, in Mal Zeth Geschäfte zu machen – zu viele Bestimmungen.«
»Darf man fragen, welchen Rang Ihr zugeteilt bekommen habt?« erkundigte sich der mondgesichtige Bürokrat.
»Wir sind Generale«, antwortete Silk mit etwas zu übertriebenem Gleichmut. »Yarblek wollte Feldmarschall sein, aber ich fand, daß die Ausgaben für einen solchen Rang nicht wirklich gerechtfertigt waren.« »Ist Rang denn käuflich?« fragte Sadi.
»In Mal Zeth ist alles käuflich«, antwortete Silk. »In vielerlei Hinsicht ist es fast genau wie Tol Honeth.« »Nicht ganz, Silk!« sagte Ce'Nedra steif.
»Nur in weitestem Sinn, Eure Kaiserliche Hoheit«, bestätigte er rasch. »Mal Zeth hatte nie das Glück, durch die Anwesenheit einer göttlich schönen Kaiserlichen Prinzessin verschönt zu werden, die wie ein kostbares Juwel funkelt und deren glitzerndes Strahlen die Sonne in den Schatten stellt.«
Ce'Nedra bedachte ihn mit einem finsteren Blick, dann wandte sie ihm den Rücken zu.
»Womit habe ich sie denn jetzt verärgert«, wandte Silk sich gekränkten Tons an Garion.
»Du hast eben eine Art, die manche zum Argwohn reizt«, erklärte ihm Garion. »Sie wissen eben nie so recht, ob du etwas ernst meinst oder dich über sie lustig machst. Ich dachte, das wüßtest du.«
Silk seufzte theatralisch. »Niemand versteht mich«, beschwerte er sich. »Oh, ich glaube doch.«
Die Plätze und Prunkstraßen jenseits des Park- und Gartenstreifens waren noch imposanter, und die Häuser größer und weiter auseinander. Doch auch hier die steife Einförmigkeit, eine strikte Gleichheit, die versicherte, daß Menschen gleichen Ranges auch gleichen Wohnraum zugeteilt bekamen.
Ein weiterer Grüngürtel mit Bäumen und Rasen lag hinter den Häusern der Generale und ihnen ranggleichen Kaufherren, und innerhalb dieses ringförmigen Gürtels erhob sich eine eigene, gar nicht so kleine Marmorstadt mit eigener Stadtmauer und brünierten Toren.
»Das Kaiserschloß«, sagte Zakath gleichmütig. Er runzelte die Stirn. »Was habt Ihr da drüben gemacht?« fragte er Brador und
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