Malloreon 3 - Dämon von Karanda
gedrängt in beide Richtungen eilten. »Ziemlich groß«, bemerkte Belgarath nach etwa zehn Minuten ihres Marsches durch das Schloß. Der alte Mann hatte seit ihrer Ankunft in der Stadt kaum den Mund aufgemacht, sondern wie üblich auf seinem Pferd gedöst.
Trotzdem war Garion überzeugt, daß den fast geschlossenen Augen seines Großvaters wenig entgangen war.
»Ja«, bestätigte Brador. »Der erste Kaiser, Kallath, hatte manchmal grandiose Einfälle.«
Belgarath brummte: »Damit sind die meisten Herrscher geschlagen. Ich glaube, es hat etwas mit Unsicherheit zu tun.«
»Sagt mir, Brador«, wandte Silk sich an ihn, »irgendwo habe ich gehört, daß der Geheimdienst Eurem Ministerium untersteht, stimmt das?« Brador nickte mit leicht abwertendem Lächeln. »Er gehört zu meinem Verantwortungsbereich, Fürst Kheldar. Ich muß wissen, was im Reich vorgeht und stets auf dem laufenden sein, also blieb mir gar nichts anderes übrig, als einen bescheidenen Nachrichtendienst aufzubauen – er reicht natürlich nicht an Königin Porenns heran.«
»Er wird mit der Zeit wachsen«, versicherte ihm Sammet. »Aus irgendwelchem Grund kommt das bei dergleichem von selbst.«
Der Ostflügel des Palasts lag etwas abseits vom Rest der Gebäude und hatte einen eigenen Innenhof oder vielmehr einen Garten mit blühenden exotischen Pflanzen und einem Becken mit spiegelndem Wasser in der Mitte. Kolibris huschten wie fliegende Juwelen von Blüte zu Blüte und verschönten die Farbenpracht noch mit bewegten schillernden Tupfen. Polgaras Augen leuchteten auf, als Brador die Tür zu der Gemächerflucht öffnete, die für sie und Durnik bestimmt war. Ein Blick aus dem Wohngemach durch einen Türbogen zeigte ihr ein Marmorbecken, in den Boden eingelassen, aus dem Dampf aufstieg. »Oh! Endlich wieder Zivilisation!« rief sie.
»Aber sieh zu, daß du nicht aufweichst, Polgara«, warnte Belgarath.
»Schon gut, Vater«, antwortete sie abwesend, ohne den verlangenden Blick von der großen Wanne zu nehmen. »Bedeutet dir das wirklich so viel, Pol?« fragte er. »Ja, Vater«, antwortete sie. »Wirklich.«
»Dieses Vorurteil gegen Schmutz ist wahrhaft unvernünftig.« Er grinste die anderen an. »Ich persönlich mochte Schmutz schon immer gern.« »Ganz offensichtlich«, stellte Polgara fest. »Übrigens, alter Wolf«, sagte sie, als die anderen gingen, »falls dein Gemach ähnlich ausgestattet ist, solltest du es nutzen.« »Ich?«
»Du riechst, Vater.«
»Nein, Pol«, verbesserte er sie. »Ich stinke. Du riechst.«
»Wie auch immer. Geh baden, Vater.« Sie war schon dabei, aus ihren Schuhen zu schlüpfen.
»Ich habe manchmal zehn Jahre lang nicht gebadet!« erklärte er.
»Ja, Vater, ich weiß. Und ob ich das weiß – nur die Götter wissen, wie gut ich das weiß! Und nun«, fuhr sie sachlich fort, »wenn du mich entschuldigen würdest…« Betont begann sie ihr Gewand aufzuknöpfen. Die Gemächerflucht, zu der Garion und Ce'Nedra geführt wurden, war sogar noch prächtiger. Während Garion von einem der großen Räume in den anderen schaute und die Einrichtung begutachtete, begab sich Ce'Nedra sofort mit verträumten Augen zum Bad und ließ im Gehen die Kleidungsstücke einfach auf den Boden fallen. Daß seine Gemahlin sich entblößte, ohne sich etwas dabei zu denken, hatte Garion bereits hin und wieder schockiert. Nicht, daß er persönlich etwas gegen ihre Nacktheit einzuwenden hatte, was ihn störte, war, daß ihr selbst gar nicht klarwurde, wie unschicklich das manchmal war. Schaudernd erinnerte er sich, als er einmal mit dem sendarischen Botschafter die königlichen Gemächer in Riva betreten hatte, gerade als Ce'Nedra dabei war, neue Unterkleidung anzuprobieren, die ihre Schneiderin ihr an diesem Morgen gebracht hatte. Völlig ungerührt hatte sie den Botschafter gefragt, wie ihm dieses oder jenes spitzen- und rüschchenverzierte Unnennbare gefiel, das sie jeweils für ihn anprobierte. Der Botschafter, ein gesetzter und tugendhafter Sendarer in den Siebzigern erlitt in diesen zehn Minuten mehr Qualen als im vergangenen halben Jahrhundert zusammengenommen. In seinem nächsten Schreiben an König Fulrach bat er um seine Versetzung.
»Ce'Nedra, willst du nicht wenigstens die Tür schließen?« fragte Garion, als sie die Wassertemperatur mit der großen Zehe prüfte.
»Wie sollen wir uns dann unterhalten?« erwiderte sie und stieg ins Becken. »Ich schreie nicht gern.« »Oh? Das ist mir bisher noch gar nicht aufgefallen.«
»Sei
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