Malloreon 4 - Zauberin von Darshiva
läßt sich nicht mehr ändern. Er hat uns bereits gesehen. Gehen wir weiter.«
Aber der Mann mit der großen Knollennase kam auf sie zu und blieb vor ihnen stehen. »Guten Morgen, Fürst Kheldar.« Er verbeugte sich knapp. »Rolla«, sagte Silk kühl.
»Und Eure Majestät«, fügte Rolla hinzu und verbeugte sich etwas tiefer vor Garion. »Wir hatten Euch nicht in Melcene erwartet. Das wird Brador sehr überraschen.«
»Überraschungen sind gut für ihn.« Silk zuckte die Schultern. »Gäbe es keine Überraschungen, würde man allzu selbstzufrieden werden.« »Der Kaiser war Euretwegen sehr verstimmt, Eure Majestät«, sagte Rolla anklagend zu Garion. »Ich bin sicher, er wird es überleben.«
»Eure Majestät, in Mallorea müssen sich jene, die Kal Zakath kränkten, Sorgen um ihr Überleben machen.«
»Keine Drohungen, Rolla!« warnte Silk. »Wenn Seine Majestät hier befände, daß Euer Bericht an das Innenministerium ungelegen wäre, könnte er sich möglicherweise entschließen, Schritte zu unternehmen, die Euch abhalten werden, ihn überhaupt zu schreiben. Ihr dürft nicht vergessen, daß Seine Majestät Alorner ist, und Ihr wißt, wie erregbar Alorner sein können!« Erschrocken wich Rolla einen Schritt zurück.
»War nett, mit Euch zu sprechen, Rolla«, sagte Silk von oben herab und ging mit Garion weiter. Garion bemerkte, daß der Knollennasige besorgt wirkte. »So etwas tu ich gern«, sagte Silk feixend.
»Aber du weißt auch, daß Zakath, sobald Rollas Bericht Mal Zeth erreicht, das ganze Gebiet mit Agenten überschwemmen wird, die uns suchen sollen.«
»Möchtest du, daß ich umkehre und ihn für dich töte?« erbot sich Silk. »Natürlich nicht!«
»Habe ich auch nicht erwartet. Aber wenn sich eine Situation nicht ändern läßt, hat es keinen Sinn, sich deswegen Sorgen zu machen.« Als sie den Hafen erreichten, umklammerte Garion das Auge fester. Der Zug von Eisenfausts Schwert war manchmal sehr stark gewesen, und er wollte nicht riskieren, daß ihm der Stein aus der Hand hüpfte. In der salzigen Seeluft schritten sie die Kais entlang. Im Gegensatz zu den meisten Hafenstädten der Welt war der Hafen von Melcene frei von dem üblichen Unrat, der anderswo auf dem Wasser schwamm. »Wie schaffen sie es nur, das Wasser so sauberzuhalten?« staunte Garion.
»Wer etwas in den Hafen wirft, muß mit einer hohen Geldstrafe rechnen«, erklärte Silk. »Melcener sind von Natur aus fast zwanghaft ordentlich. Außerdem patrouillieren Arbeiter in kleinen Booten den Hafen und fischen mit Netzen alles heraus, was nicht auf dem Wasser zu schwimmen hat. Das trägt zur Vollbeschäftigung bei.« Er grinste. »Es ist eine unappetitliche Arbeit und wird immer Personen zugeteilt, die nicht daran interessiert sind, einer regelmäßigen Arbeit nachzugehen. Ein paar Tage in einem kleinen Kahn voll Abfällen und toten Fischen erhöht ihre Ambitionen beträchtlich.«
»Weißt du, das ist wirklich eine sehr gute Idee. Ich frage mich, ob…« Plötzlich wurde das Auge in seiner Hand unangenehm warm. Er öffnete seine Robe leicht, um einen verstohlenen Blick darauf zu werfen. Es glühte in stumpfem Rot. »Zandramas?« fragte Silk. Garion schüttelte den Kopf. »Nein, der Sardion.«
Nervös zupfte Silk an der Nase. »Das ist ein Dilemma, nicht wahr? Folgen wir dem Sardion oder Zandramas?«
»Zandramas«, antwortete Garion. »Sie hat meinen Sohn.«
»Wie du meinst.« Silk zuckte die Schultern. »Wir kommen gleich zum letzten Pier. Wenn wir dort die Spur nicht aufnehmen, gehen wir weiter zum Nordtor.«
Sie gingen am letzten Pier vorbei. Das Auge bewies keinerlei Interesse.
»Wäre es möglich, daß sie auf einer der anderen Inseln gelandet sind?« Garion zog besorgt die Brauen zusammen.
»Nur wenn ihr Schiff den Kurs geändert hat«, erwiderte Silk. »Aber es gibt noch genügend andere Plätze entlang dieser Küste, wo ein Schiff anlegen kann. Schauen wir mal zum Nordtor.«
Wieder gingen sie aufreizend langsamen Schrittes durch die Straßen. Nachdem sie mehrere überquert hatten, blieb Silk abrupt stehen. »O nein!« stöhnte er. »Was ist los?« »Der Fette, der da auf uns zukommt, ist Vicomte Esca. Er ist ein Mitglied des melcenischen Konsortiums. Ganz sicher will er mit mir über Geschäfte reden.« »Sag ihm, daß wir es eilig haben.«
»Das würde nichts nützen. Melcener nehmen Zeit nicht so wichtig.«
»Ah, da seid Ihr ja, Fürst Kheldar!« rief der fette Mann in grauer Robe und kam herbeigewatschelt. »Ich bin
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