Malloreon 5 - Seherin von Kell
König der Hölle!« rief der Dämon. »Und was will der König der Hölle hier?« »Er will die Steine der Macht in seinen Besitz bringen«, heulte Mordja. »Und warum?«
»Damit er die Ketten brechen kann, die Ketten, die der verfluchte UL ihm anlegte, lange ehe das alles erschaffen ward.«
»Weshalb hast du für das Kind der Finsternis gekämpft, und weshalb unterstützte dein Feind Nahaz, den Jünger Toraks? Wußte dein Gebieter denn nicht, daß jeder von ihnen versuchte, einen Gott zu erheben? Einen Gott, der ihn noch fester ketten würde?«
»Was sie versuchten, war ohne Bedeutung«, knurrte Mordja. »Nahaz und ich kämpften in der Tat gegeneinander, doch nicht um des Wahnsinnigen Urvon oder der Schlampe Zandramas willen. In dem Augenblick, da er oder sie den Sardion erlangte, würde der König der Hölle mit meinen Händen – oder den Händen Nahaz' zugreifen und den Stein an sich nehmen. Dann, mit seiner Macht, würde der eine oder der andere von uns dem Gottbezwinger den Cthrag Yaska entringen und beide Steine unserem Gebieter bringen. Sobald er die beiden Steine in Händen hielt, würde er der neue Gott werden. Seine Ketten würden brechen, und er würde als ebenbürtiger – nein, ihm sogar überlegener Gott – mit UL kämpfen, und alles, was ist, was war oder was sein wird, würde er und nur er allein bestimmen.« »Und was sollte aus dem Kind der Finsternis oder dem Jünger Toraks werden?«
»Sie sollten unsere Belohnung sein. Längst hat Nahaz den wahnsinnigen Urvon für alle Ewigkeit in die dunkelste Höllengrube gebracht, so wie ich mir Zandramas holen werde. Der höchste Lohn aus den Händen des Königs der Hölle ist ewige Marter.«
Die Zauberin von Darshiva keuchte entsetzt, als sie vernahm, wie das Schicksal ihrer Seele so grausam offenbart wurde.
»Du kannst mich nicht aufhalten, Poledra«, höhnte Mordja, »denn der König der Hölle hat meiner Hand von seiner Kraft gegeben.« »Deine Hand ist jedoch im Körper dieses plumpen Tieres gefangen«, erinnerte ihn Poledra. »Du hast deine Wahl getroffen, und an diesem Ort kann eine einmal getroffene Wahl nicht rückgängig gemacht werden. Hier wirst du alleine kämpfen, und dein einziger Verbündeter wird nicht der König der Hölle sein, sondern dieses geistlose Tier, das du erwählt hast.«
Der Dämon hob die furchtbare Schnauze mit den spitzen Fängen, stieß ein grauenvolles Heulen aus, und der gewaltige Drachenkörper bäumte sich auf, während er ihm verzweifelt zu entschlüpfen suchte.
»Bedeutet das, daß wir gegen beide kämpfen müssen?« fragte Zakath Garion mit zitternder Stimme. »Ich fürchte, ja.« »Garion, hast du den Verstand verloren?«
»Wir müssen es, Zakath. Zumindest hat Poledra Mordjas Kräfte eingeschränkt – ich weiß nicht wie, aber sie hat es geschafft. Da er nicht über seine volle Macht verfügt, haben wir immerhin eine Chance gegen ihn. Fangen wir an.« Garion klappte sein Visier zu und schritt, sein Flammenschwert schwingend, vorwärts.
Silk und die anderen waren ausgeschwärmt und näherten sich dem Drachen jetzt von hinten und von den Seiten.
Als er und Zakath dem Drachen vorsichtig näher kamen, sah Garion etwas, das sich vielleicht als noch größerer Vorteil erweisen mochte. Die Verschmelzung von Drachengestalt und unendlich altem Dämon war keineswegs vollkommen. Der Drache in seiner sturen Geistlosigkeit konnte das ihm verbliebene Auge nur auf die Feinde richten, die unmittelbar vor ihm standen, und so setzte er zum Angriff auf diese an, ohne sich Garions Helfer bewußt zu sein, die auf seine Flanken zuliefen. Mordja dagegen kannte die Gefahren, die von hinten und den Seiten drohten. Die Spaltung des so unnatürlich verbundenen Bewußtseins ließ die gewaltige geflügelte Kreatur auf ungewohnte Weise zögern und unentschlossen innehalten. Da sprang Silk, mit dem Schwert eines gefallenen Grolims in der Faust, von hinten heran und schlug mutig auf den peitschenden Schwanz ein.
Der Drache brüllte vor Schmerz. Feuer quoll aus seinem klaffenden Maul. Er überwand den geringen Einfluß, den Mordja auf ihn ausübte, und drehte sich schwerfällig zum Gegenangriff auf Silk um. Der kleine Dieb hüpfte ihm jedoch leichtfüßig aus dem Weg, während seine Gefährten bereits auf die Flanken einstürmten. Durnik hämmerte auf einer Seite auf ihn ein, Toth auf der anderen. Ein verzweifelter Plan drängte sich Garion auf, als er sah, daß sich der Drache inzwischen fast völlig umgedreht hatte, um Silks Angriff
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