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Malloreon 5 - Seherin von Kell

Malloreon 5 - Seherin von Kell

Titel: Malloreon 5 - Seherin von Kell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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worden wäre durch das, was in diesem eng begrenzten Raum geschah.
    Obwohl sie Erionds unsterblicher und unzerstörbarer Körper dämpfte, war die Erschütterung ungeheuerlich, und ihre Gewalt warf sie alle zu Boden. Felsbrocken und Steine nagelten von der Decke, und die gesamte Pyramideninsel, dieser letzte Überrest Korims, erschauderte in einem Beben, eines das jenes noch übertraf, das Rak Cthol vernichtet hatte. In der Grotte war der Krach unbeschreiblich. Ohne zu überlegen hatte sich Garion über Ce'Nedra und Geran auf den schwankenden Boden geworfen, um sie mit seinem Körper zu schützen, und da fiel ihm auf, daß seine Gefährten es bei jenen, die sie liebten, ebenfalls so machten.
    Die Erdstöße wollten kein Ende nehmen. Garion sah, daß sich der Sardion verändert hatte. Erionds Faust steckte jetzt in einer grellen Feuerkugel, die tausendmal heller als die Sonne war.
    Dann zog Eriond mit ruhigem Gesicht das Aldursauge aus der brennenden Kugel heraus. Als hätte die Entfernung des Aldurauges auch die Kraft genommen, die den Sardion an einem Ort und in eine Form gekettet hatte, flogen die brennenden Splitter des Cthrag Sardius zur Grottendecke und durch sie hindurch, rissen die Oberfläche des Pyramidenstumpfes auf und schleuderten die gewaltigen Quader in alle Richtungen, als wären sie nicht mehr denn Kieselsteine.
    Der solcherart offenbarte Himmel glühte heller als die Sonne – in einem Licht, das sich von Horizont zu Horizont erstreckte. Die Splitter des Sardions strömten aufwärts und wurden eins mit dem Licht. Zandramas stieß ein seltsam unmenschliches Heulen aus. Die vagen Umrisse, die noch von ihr übrig waren, wanden sich und zuckten. »Nein!« schrie sie. »Das kann nicht sein! Du hast es versprochen!« Garion wußte nicht, konnte nicht wissen, zu wem sie sprach. Flehend streckte sie die Hände nach Eriond aus. »Hilf mir, Gott der Angarakaner!« bat sie. »Laß nicht zu, daß ich den Händen Mordjas anheimfalle oder der gräßlichen Umarmung des Königs der Hölle! Rette mich!«
    Doch da zerriß ihre schattenhafte Hülle und die wirbelnden Lichter, die zu ihrem Fleisch geworden waren, folgten unaufhaltsam den Splittern des Sardions in das gewaltige Himmelslicht.
    Was von der Zauberin von Darshiva blieb, fiel auf den Boden, einem abgelegten Gewand gleich, zerknittert und zerfetzt wie ein Lappen, der zu nichts mehr zu gebrauchen war.
    Die Stimme aus Erionds Lippen war Garion sehr vertraut. Er hatte ihr sein Leben lang gelauscht.
    »Punkt«, sagte sie in abwesendem, gleichmütigem Ton, als stelle sie lediglich eine Tatsache fest. »Punkt und Spiel.«

25
    D ie plötzliche Stille in der Grotte war fast unheimlich. Garion stand auf und half Ce'Nedra auf die Füße. »Ist dir auch nichts passiert?« fragte er mit unwillkürlich gedämpfter Stimme. Ce'Nedra schüttelte abwesend den Kopf. Ihr staubverschmiertes Gesicht wirkte besorgt, während sie ihren kleinen Jungen musterte. Garion blickte sich um. »Seid ihr alle in Ordnung?« erkundigte er sich.
    Silk, der Sammet noch mit seinem Körper abschirmte, blickte auf. »Ist das Erdbeben vorbei?«
    »Ja, Kheldar«, versicherte ihm Eriond. Der junge Gott drehte sich um und gab Garion das Aldursauge zurück.
    »Sollst denn nicht du es jetzt behalten?« fragte Garion. »Ich dachte…«
    »Nein, Garion. Du bist noch immer der Hüter des Auges.«
    Irgendwie fühlte Garion sich nach dieser Versicherung besser. Sogar in den heftigsten Augenblicken des Erdbebens hatte er ein seltsames Gefühl der Leere durch diesen Verlust empfunden. Er war so überzeugt gewesen, daß er den Stein jetzt aufgeben müßte. Habgier war Garions Wesen wahrhaftig fremd, aber im Lauf der Jahre war ihm das Auge mehr zum Freund, denn Eigentum geworden. »Wollen wir diesen Ort nicht verlassen?« schlug Cyradis mit kummerschwerer Stimme vor. »Ich möchte meinen lieben Begleiter nicht allein und unversorgt lassen.«
    Durnik legte tröstend die Hand flüchtig auf ihre Schulter, dann verließen sie alle stumm die Grottenruine.
    Durch das Portal traten sie in eine Helligkeit, die mehr als nur das Tageslicht war. Das grelle Leuchten, das sogar bis in die dämmrige Grotte vorgedrungen war, hatte soweit nachgelassen, daß es nicht mehr blendete. Garion schaute sich um. Obwohl zweifellos eine andere Tageszeit, hatte er dennoch dieses eigenartige Gefühl, alles schon einmal erlebt zu haben. Das Unwetter, das über dem Ort, der nicht mehr ist, getobt hatte, war vorüber. Die Wolken hatten sich

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