Malloreon 5 - Seherin von Kell
einzugehen. Wohin wollt ihr?«
»Nach Kell«, antwortete Garion. Warum sollten sie auch einen Hehl daraus machen? »Na, hoffentlich seid ihr eingeladen. Die Leute in Kell sind nicht erbaut über Fremde, die unaufgefordert hinkommen.« »Wir werden dort erwartet.«
»Oh. Dann ist es ja gut. Seltsamer Ort, dieses Kell, und seltsame Leute. Aber wer wie sie direkt unter dem Berg lebt, wird wohl so, früher oder später. Wenn ihr nichts dagegen habt, reite ich bis zur Abbiegung nach Balasa mit euch, das sind noch ungefähr zwei Meilen.«
»Wir haben nichts dagegen«, versicherte ihm Zakath. »Aber wäre nicht jetzt die günstigste Zeit, nach Gold zu suchen?«
»Bin im letzten Winter in den Bergen eingeschneit worden«, antwortete der Alte. »Der Proviant ist mir ausgegangen. Außerdem verlangt's mich hin und wieder nach menschlicher Gesellschaft. Das Pferd und das Maultier hören mir ja zu, aber mit ihrer Sprache hapert's. Und die Wölfe da oben haben es immer eilig, so daß man keine vernünftige Unterhaltung mit ihnen zustande bringt.« Er blickte die Wölfin an und sprach dann verwunderlicherweise in ihrer eigenen Sprache zu ihr. »Wie geht es, Mutter?« erkundigte er sich höflich. Seine Aussprache war grauenhaft, und er sprach stockend, doch zweifellos in der Zunge der Wölfe.
»Wie erstaunlich«, entgegnete sie überrascht. Dann antwortete sie mit dem üblichen Gruß. »Ich bin zufrieden.«
»Freut mich zu hören. Wie kommt es, daß du bei den Menschenwesen bist?«
»Ich habe mich für eine Weile ihrem Rudel angeschlossen.« »Ah.«
»Wie habt Ihr es geschafft, die Wolfssprache zu lernen?« fragte Garion erstaunt.
»Ihr habt sie also erkannt?« Der Alte schien sich darüber zu freuen. Er lehnte sich in seinem Sattel zurück. »Ich habedie meiste Zeit meines Leben da oben verbracht, wo die Wölfe sind«, erklärte er. »Kann nie schaden, die Sprache seiner Nachbarn zu lernen.« Er grinste. »Doch um ehrlich zu sein, anfangs konnte ich kaum was verstehen, aber wenn man gut genug zuhört, kommt's allmählich. Hab' einen Winter lang in einem Bau mit einem Rudel gelebt, das war vor fünf Jahren. Hat mir ziemlich geholfen.«
»Sie haben Euch wahrhaftig bei sich leben lassen?« fragte Zakath.
»Es dauerte natürlich eine Zeitlang, bis sie sich an mich gewöhnt hatten«, gestand der alte Mann. »Aber ich habemich nützlich gemacht, da haben sie mich wohl akzeptiert.« »Nützlich?«
»Der Bau war ein bißchen eng, und ich habedoch mein Werkzeug.« Er deutete mit dem Daumen auf sein Maultier. »Also habeich ihn größer gemacht, und das gefiel ihnen offenbar. Dann nach einer Weile habeich auf die Welpen aufgepaßt, während die Großen auf Jagd waren. Brave Welpen waren es. Verspielt wie Kätzchen. Später habeich mal versucht, mich mit einem Bären anzufreunden. Aber da war nichts zu machen. Bären sind ausgesprochen hochnäsig. Sie halten nichts von andern. Und die Rehe sind einfach zu scheu und laufen gleich davon, als daß man ihnen menschlich näherkommen könnte. Nein, ich ziehe Wölfe allen anderen vor.«
Das Pferd des Goldgräbers war nicht sehr schnell, dadurch holten die Gefährten sie bald ein. »Habt Ihr was gefunden?« fragte Silk.
»Ein bißchen was«, antwortete der Weißbärtige ausweichend. »Verzeiht, reine Neugier«, entschuldigte sich Silk.
»Ist schon gut, Freund. Ich kann sehen, daß Ihr ein ehrlicher Mann seid.« Sammet unterdrückte ein spöttisches Lachen.
»Reine Angewohnheit«, erklärte der Alte. »Es ist nicht sehr klug, jedem zu erzählen, wieviel Gold man gefunden hat.« »Das kann ich verstehen.«
»Ich nehme gewöhnlich nicht viel mit, wenn ich ins Tiefland reite – nur gerade soviel, wie ich brauch'. Das übrige habeich oben in den Bergen versteckt.«
»Warum tut Ihr es dann?« fragte Durnik. »Ich meine, Eure ganze Zeit mit Goldsuchen zu verbringen? Ihr gebt es nicht aus, also warum die Mühe?«
»Es ist was zu tun.« Der Weißbärtige zuckte mit den Schultern. »Und es gibt mir einen Grund, da oben in den Bergen zu sein. Ganz ohne Grund kämeich mir komisch vor.« Wieder grinste er. »Außerdem ist es aufregend, wenn man eine ganze Pfanne voll Gold in einem Bachbett findet. Stimmt schon, was manche sagen, Finden macht mehr Spaß als Ausgeben, und Gold ist ein recht hübscher Anblick.«
»O ja, das ist es wahrhaftig«, bestätigte Silk inbrünstig.
Der Weißbärtige blickte die Wölfin an, dann Belgarath. »So, wie sie sich benimmt, müßt Ihr der Führer dieser Gruppe
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