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Malloreon 5 - Seherin von Kell

Malloreon 5 - Seherin von Kell

Titel: Malloreon 5 - Seherin von Kell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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Dauer«, entgegnete er. »Schmutz auch, wie mir scheint, aber nichts ist so aufdringlich wie dieses Ungeheuer.« Er blickte Zakath an. »Hat schon je jemand seinen Gipfel erklommen?« fragte er. »Warum sollte das jemand wollen?«
    »Um ihm zu zeigen, wer der Herr ist. Um ihm seinen Hochmut zu nehmen.« Silk lachte. »Das klingt noch viel unvernünftiger, nicht wahr?«
    Zakath blickte jedoch nachdenklich auf das Monstrum, das den Himmel füllte. »Ich weiß nicht, Kheldar«, sagte er. »Ich habe noch nie an die Möglichkeit gedacht, einen Berg zu bezwingen. Es ist nicht schwer, Menschen zu besiegen. Aber einen Berg – das ist etwas ganz anderes.«
    »Würde es ihn kümmern?« fragte Eriond. Der junge Mann redete so selten, daß man ihn manchmal für so stumm wie Toth halten konnte. In letzter Zeit schien er sich noch mehr in sich zurückgezogen zu haben. »Vielleicht würde euch der Berg sogar willkommen heißen.« Er lächelte sanft. »Ich kann mir vorstellen, daß er sich einsam fühlt. Vielleicht möchte er gern mit jemandem teilen, was er sieht.«
    Zakath und Silk wechselten einen langen Blick. »Man würde Seile brauchen«, sagte Silk betont gleichmütig.
    »Und wahrscheinlich auch eine besondere Ausrüstung. Haken oder dergleichen, die man ins Eis schlagen und an denen man Halt finden kann, wenn man höher klettert.«
    »Ich bin sicher, Durnik könnte was für uns zusammenbasteln.«
    »Würdet ihr beide damit aufhören?« tadelte Polgara sie scharf. »Wir haben jetzt an genug anderes zu denken!«
    »Nur müßige Überlegungen, Polgara«, versicherte ihr Silk leichthin. »Unsere jetzige Sache dauert ja nicht ewig, und wenn sie zu Ende gebracht ist – nun, wer weiß?«
    Der Berg hatte sie alle auf kaum merkliche Weise verändert. Worte schienen immer weniger von Nöten zu sein, alle hingen tiefen Gedanken nach, die sie während der ruhigen Stunden am nächtlichen Lagerfeuer miteinander zu teilen versuchten. Es wurde eine Zeit der Läuterung und Heilung, und sie wuchsen enger zusammen, während sie sich diesem einsamen Giganten näherten.
    Eines Nachts erwachte Garion durch ein taghelles Licht vor seinen Augen. Er glitt unter den Decken hervor und öffnete die Zeltklappe. Der Vollmond war aufgegangen und bescherte der Welt ein bleiches Leuchten. Der Berg hob sich in weißer Pracht vor der Schwärze des Sternenhimmels ab und prangte in einem kühlen Glühen, das fast lebendig wirkte.
    Aus den Augenwinkel bemerkte er eine Bewegung. Tante Pol trat aus ihrem Zelt. Sie trug ein weißes Gewand, das im Widerschein des mondumspülten Berges leuchtete. Einen Augenblick lang stand sie in stummer Andacht, dann drehte sie sich kurz um. »Durnik«, rief sie leise, »komm heraus und sieh dir das an!«
    Durnik kam sofort. An der nackten Brust glitzerte sein silbernes Amulett. Er legte den Arm um Polgaras Schultern, und die beiden tranken die Schönheit dieser vollkommensten aller Nächte. Garion wollte ihnen schon eine Entgegnung zurufen, doch etwas hielt ihn zurück. Der Augenblick, den die beiden miteinander teilten, war nur für sie. Nach einer Weile flüsterte Tante Pol ihrem Gemahl etwas zu, und sie gingen lächelnd, Hand in Hand, in ihr Zelt zurück.
    Leise schloß Garion das Zelt wieder und kehrte unter seine Decken zurück.
    Allmählich, während sie in südwestliche Richtung dahinritten, änderte sich der Wald. Auf den Bergen waren sie hauptsächlich durch Nadelwälder mit nur vereinzelten Espen gekommen, doch im Tiefland am Fuß des gewaltigen Berges fanden sie immer mehr Buchen und Ulmen. Und schließlich gelangten sie in einen Wald uralter Eichen.
    Es war am Mittag eines strahlenden Sommertags, als sie einen anderen Reisenden überholten, einen weißbärtigen Mann, der ganz in Wildleder gekleidet war. Die Schäfte von Werkzeug, die aus dem Bündel auf seinem Maultier ragten, deuteten darauf hin, daß er ein Goldgräber war, einer dieser herumwandernden Eremiten, wie sie überall auf der Welt in der Wildnis anzutreffen waren. Er ritt ein zotteliges, gedrungenes Bergpferd, und seine Füße berührten auf beiden Seiten fast den Boden. »Mir war doch, als hätte ich jemanden hinter mir gehört«, sagte der Goldgräber, als Garion und Zakath, beide in Kettenhemd und Helm, ihn erreichten und neben ihm ritten. »Man begegnet in diesen Wäldern nicht vielen – nicht bei dem Fluch und was man sich erzählt.«
    »Ich dachte, der Fluch gilt nur Grolims«, sagte Garion.
    »Die meisten halten es für besser, kein Risiko

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