Malloreon 5 - Seherin von Kell
sein«, bemerkte er. Belgarath wirkte einen Moment überrascht.
»Er hat die Sprache ebenfalls gelernt«, erklärte Garion.
»Wie erstaunlich«, wiederholte Belgarath unbewußt die Bemerkung der Wölfin.
»Ich wollte diesen beiden jungen Burschen einen Rat erteilen, aber vermutlich seid Ihr es, den ich darauf aufmerksam machen sollte.« »Ja?«
»Die Dalaser sind ein eigenartiges Volk, Freund, und sie haben einen eigenartigen Aberglauben. Ich will nicht so weit gehen, zu behaupten, daß ihnen diese Wälder heilig sind, aber sie bedeuten ihnen sehr viel. Ich würde Euch nicht raten, Bäume zu fällen – und was immer passiert, tötet hier auf gar keinen Fall irgendetwas oder irgend jemanden.« Er deutete auf die Wölfin. »Sie weiß das bereits. Vielleicht ist Euch schon aufgefallen, daß sie hier nicht jagt. Die Dalaser wollen nicht, daß dieser Wald durch Blut entweiht wird. Ich würde das respektieren an Eurer Stelle. Die Dalaser können sehr hilfsbereit sein, aber wenn man ihre Anschauung verletzt, können sie auch große Schwierigkeiten machen.«
»Ich danke Euch für diesen Hinweis«, versicherte ihm Belgarath.
»Es schadet nie, wenn man an andere weitergibt, was man erfahren hat.« Der Weißbärtige blickte den Pfad entlang. »Dort werde ich mich von Euch trennen. Da ist die Straße nach Balasa. Es war nett, mit Euch zu plaudern.« Er lüpfte den schäbigen Hut vor Polgara, dann blickte er die Wölfin an. »Alles Gute, Mutter«, wünschte er ihr. Dann drückte er die Fersen in die Flanken seinen Pferdes, das daraufhin in eine Art watschelnden Trott fiel und um eine Biegung auf der Straße nach Balasa verschwand. »Was für ein netter alter Mann«, sagte Ce'Nedra.
»Mit nützlichen Informationen«, fügte Polgara hinzu. »Setz dich lieber rasch mit Ohm Beldin in Verbindung, Vater. Sag ihm, er soll die Hasen und Tauben in diesem Wald in Ruhe lassen.«
»Da hätte ich fast nicht drangedacht«, gestand er. »Ich kümmere mich sofort darum.« Er hob das Gesicht und schloß die Augen. »Kann dieser alte Mann wirklich mit Wölfen reden?« fragte Silk Garion.
»Er kennt die Sprache«, antwortete Garion. »Er spricht sie nicht sehr gut, aber er kann sich verständlich machen.«
»Ich bin sicher, daß er sie besser versteht, als er sie spricht«, warf die Wölfin ein.
Garion fuhr leicht zusammen, er hatte nicht damit gerechnet, daß sie ihre Unterhaltung verstand.
»Die Sprache der Menschenwesen ist nicht schwer zu lernen«, erklärte sie. »Wie das Menschenwesen mit dem weißen Fell im Gesicht gesagt hat, kann man schnell lernen, wenn man sich die Mühe macht, zuzuhören. Ich würde Eure Sprache jedoch nicht gern sprechen«, fügte sie hinzu. »Sie würde meine Zunge arg in Gefahr bringen, gebissen zu werden.«
Ein Gedanke kam Garion, den er als überaus wichtig empfand. »Großvater«, sagte er. »Nicht jetzt, Garion. Ich bin beschäftigt.« »Ich warte.« »Ist es wichtig?« »Ich glaube schon.«
Belgarath öffnete neugierig die Augen. »Worum geht es?«
»Erinnerst du dich an unser Gespräch in Tol Honeth – an dem Morgen, als es schneite?« »Ich denke schon.«
»Wir sprachen davon, daß es den Anschein hat, als wäre alles schon einmal geschehen.« »Ja, jetzt erinnere ich mich.«
»Du hast gesagt, daß alles irgendwie zum Stillstand kam, als die beiden Prophezeiungen getrennt wurden – daß die Zukunft erst geschehen kann, wenn sie wieder beisammen sind. Dann hast du gesagt, daß wir, bis es soweit ist, immer wieder die gleiche Folge von Ereignissen durchmachen müssen.«
»Habe ich das wirklich gesagt?« Der alte Mann wirkte erfreut. »Das ist tiefgründig, findest du nicht? Aber wieso bringst du es gerade jetzt zur Sprache?«
»Weil es eben wieder geschehen ist.« Garion blickte Silk an. »Erinnerst du dich an den alten Goldgräber, dem wir in Gar og Nadrak begegnet sind, als wir drei unterwegs nach Cthol Mishrak waren?« Silk nickte ein wenig zweifelnd.
»War der alte Bursche, mit dem wir uns eben erst unterhalten haben, nicht genauso?«
»Nun, da du es erwähnst…« Silk kniff die Augen zusammen. »Also, Belgarath, was hat es zu bedeuten?«
Belgarath blinzelte zu den belaubten Zweigen hinauf. »Laß mich nachdenken. Es gibt wirklich einige Ähnlichkeiten«, gab er zu. »Die beiden sind vom gleichen Schlag, und beide warnten uns vor etwas. Ich glaube, wir holen Beldin lieber schnell zurück. Die Sache könnte sehr wichtig sein.«
Keine Viertelstunde später stieß der blaugestreifte
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