Malloreon 5 - Seherin von Kell
Drosta«, versicherte ihm Yarblek. »Und selbst wenn, ich habe einen für jedermann erkennbaren Grund, hier zu sein.« Er schüttelte Vellas Kette.
»Wollt Ihr sie wirklich verkaufen?« Drosta beäugte das Mädchen.
»Wohl kaum. Aber wir können allen Neugierigen weismachen, daß wir uns nur nicht auf den Preis einigen konnten.« »Warum seid Ihr dann wirklich hier?«
»Porenn interessiert, was Ihr im Schild führt. Javelin hat ein paar Spione in Eurem Palast, aber Ihr seid zu gerissen, als daß sie dahinterkämen. Ich dachte, ich spare Zeit, wenn ich mich direkt an die Quelle begebe.«
»Wie kommt Ihr auf den Gedanken, daß ich was im Schild führe?« »Tut Ihr das denn nicht fast immer?«
Drosta lachte schrill. »Da habt Ihr wahrscheinlich recht, aber weshalb sollte ich es Euch verraten?«
»Weil ich mich bei Euch im Palast einquartieren werde, wenn Ihr es mir nicht sagt. Und dann werden die Malloreaner glauben, daß Ihr sie hintergeht.«
»Das ist Erpressung, Yarblek!« beschwerte sich Drosta. »Manche nennen es wohl so.«
Drosta seufzte. »Also gut, Yarblek«, sagte er. »Aber es ist nur für Porenns Ohren, ich möchte nicht, daß ihr, du und Silk, daraus Vorteil schlagt. Ich will meine Beziehung zu Zakath verbessern. Er war sehr zornig, als ich bei Thull Mardu die Seiten wechselte. Jetzt ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis er ganz Cthol Murgos unter seiner Knute hat, und ich möchte nicht, daß er auf die Idee kommt, in den Norden zu marschieren und nach mir zu suchen. Ich habe mit Brador, seinem Innenminister, verhandelt, und wir sind uns ziemlich einig geworden. Ich behalte meine Haut, wenn ich Bradors Agenten unbehindert durch Gar og Nadrak ziehen lasse, damit sie den Westen infiltrieren können. Zakath ist glücklicherweise pragmatisch genug, daß er auf das Vergnügen verzichtet, mir lebenden Leibes die Haut abziehen zu lassen, wenn ich ihm von Nutzen bin.« Yarblek blickte ihn skeptisch an. »Also gut, Drosta, was noch? Das allein würde Zakath bestimmt nicht davon abhalten, Euch wie einen Apfel zu schälen.«
»Manchmal seid Ihr schlauer, als gut für Euch ist, Yarblek.«
»Sprecht schon, Drosta! Ich möchte nicht unbedingt einen Monat hier in Yar Nadrak bleiben und alles mögliche unternehmen müssen, um aufzufallen.«
Drosta gab auf. »Ich habe die Einfuhrsteuer für malloreanische Teppiche gesenkt. Zakath braucht Steuereinnahmen, um seinen Krieg in Cthol Murgos fortsetzen zu können. Wenn ich diese Steuern senke, können malloreanische Kaufleute Euch und Silk auf dem westlichen Markt unterbieten. Der Plan ist, mich Seiner Kaiserlichen Majestät so unentbehrlich zu machen, daß er mich in Ruhe läßt.« »Ich habe mich schon gefragt, weshalb unsere Gewinnspanne bei malloreanischen Teppichen so gefallen ist«, murmelte Yarblek. »Ist das alles?« »Ich schwöre es, Yarblek.«
»Eure Eide sind manchmal leere Worte, mein König.«
Drosta hatte Vella bewundernd betrachtet. »Seid Ihr ganz sicher, daß Ihr dieses Mädchen nicht verkaufen wollt?« fragte er.
»Ihr könntet Euch mich nicht wirklich leisten, Eure Majestät«, erklärte ihm Vella. »Und früher oder später würde Euer Appetit Euch übermannen. Dann müßte ich gewisse Schritte unternehmen.« »Ihr würdet doch nicht wahrhaftig ein Messer gegen Euren eigenen König ziehen, oder?« »Probiert es aus.«
»Noch etwas, Drosta«, fügte Yarblek hinzu. »Von jetzt an werden Silk und ich die gleiche Einfuhrsteuer bezahlen wie die Malloreaner.«
Drostas Augen quollen noch mehr hervor. »Das kommt nicht in Frage!« kreischte er. »Was ist, wenn Brador das herausfindet?« »Wir werden ganz einfach dafür sorgen müssen, daß er es nicht erfährt, richtig? Das ist mein Preis, daß ich den Mund halte. Wenn Ihr die Einfuhrsteuer für uns nicht ebenfalls senkt, wird mir wohl nichts anderes übrigbleiben, als herumzuerzählen, daß Ihr es getan habt. Dann werdet Ihr Zakath wohl nicht mehr so unentbehrlich sein, nicht wahr?« »Ihr plündert mich aus, Yarblek!«
»Geschäft ist Geschäft, Drosta«, entgegnete Yarblek freundlich.
König Anheg von Cherek war nach Tol Honeth gereist, um sich mit Kaiser Varana zu beraten. Als er in die kaiserliche Flucht eingelassen worden war, kam er sofort zur Sache. »Wir haben ein Problem, Varana«, sagte er. »Oh?«
»Ihr kennt doch meinen Vetter, den Grafen von Trellheim?« »Barak? Natürlich.«
»Er wurde seit geraumer Zeit nicht mehr gesehen. Er ist einfach mit seinem Schiff in See gestochen und
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