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Malloreon 5 - Seherin von Kell

Malloreon 5 - Seherin von Kell

Titel: Malloreon 5 - Seherin von Kell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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betreten hatte, und sie war schon in vielen Spelunken und heruntergekommenen Schenken gewesen. Seit sie zwölf war, hatte sie sich auf ihre Dolche verlassen, wenn es darum ging, sich aufdringliche Bewunderer vom Leib zu halten. Obwohl sie sich selten gezwungen gesehen hatte, einen zu töten – von ein paar übereifrigen abgesehen – , hatte sie sich den Ruf erworben, daß es nicht ratsam war, sich ihr zu nähern. Manchmal ärgerte sie sich ein bißchen darüber, denn es gab Zeiten, da hätte Vella einen Versuch durchaus begrüßt. Ein kleiner Kratzer da und dort an unwichtigen Körperteilen eines glühenden Verehrers würde ihre Ehre wahren, und danach – nun, wer weiß? »Trink hier kein Bier«, warnte Yarblek sie beim Eintreten. »Das Faß ist offen, und es schwimmen gewöhnlich ein paar ertrunkene Ratten darin.« Er wickelte das Kettenende um seine Hand. Vella schaute sich um. »Hier könnte es einem wahrhaftig den Magen umdrehen, Yarblek.«
    »Du hast zu viel Zeit mit Porenn verbracht«, brummte er. »Du wirst empfindlich.«
    »Möchtest du, daß ich dir die Gedärme aufschlitze?« erbot sie sich. »So kenne ich meine Vella.« Er grinste. »Gehen wir nach oben.« »Was ist oben?«
    »Die Mädchen. Drosta kommt nicht wegen Bier mit Rattengeschmack hierher.« »Das ist abscheulich.«
    »Du hast Drosta nie kennengelernt, oder? Mit abscheulich ist er noch nicht halb beschrieben. Er dreht sogar mir den Magen um.« »Hast du vor, einfach zu ihm hineinzugehen? Willst du dich nicht vorher unauffällig umsehen?«
    »Du warst zu lange in Drasnien«, sagte er kopfschüttelnd, während sie die Treppe hochstiegen. »Drosta und ich kennen einander.
    Er weiß, daß es nicht klug wäre, mich zu belügen. Ich werde gleich zur Sache kommen, dann können wir diese stinkende Stadt wieder verlassen.«
    »Ich habe so das Gefühl, daß auch du empfindlich wirst.«
    Am Ende des Korridors befand sich eine Tür, und die zwei nadrakischen Soldaten zu beiden Seiten verrieten allein durch ihre Anwesenheit, daß sich König Drosta lek Thun dahinter aufhielt.
    »Wie viele bisher?« fragte Yarblek sie, als er und Vella vor der Tür anhielten.
    »Drei, nicht wahr?« wandte ein Soldat sich an den zweiten.
    »Ich habe nicht mehr mitgezählt.« Der andere Soldat zuckte mit den Schultern. »Für mich sehen sie alle gleich aus. Drei oder vier. Ich habe es vergessen.«
    »Ist er momentan beschäftigt?« erkundigte sich Yarblek. »Er ruht sich aus.«
    »Dann wird er wohl alt. Nach nur drei hat er sich früher nie ausgeruht. Würdet ihr ihm ausrichten, daß ich hier bin? Ich möchte ihm ein Geschäft vorschlagen.« Yarblek schüttelte bedeutungsvoll an Vellas Kette.
    Ein Soldat beäugte Vella vom Kopf bis zu den Füßen. »Sie könnte ihn wahrscheinlich aufwecken«, erklärte er mit lüsternem Kennerblick.
    »Und genauso schnell wieder in den Schlaf schicken.« Vella öffnete ihren zerlumpten Umhang und legte die Hände um die Dolchgriffe.
    »Du bist wohl eine dieser Wilden aus den Wäldern oben?« fragte der andere Soldat. »Mit diesen Dolchen sollten wir dich wirklich nicht hineinlassen.«
    »Möchtest du versuchen, sie mir wegzunehmen?« duzte auch sie ihn. »Ich bestimmt nicht, Mädchen.«
    »Gut. Einen Dolch neu zu wetzen ist mühsam, und ich habe meine in letzter Zeit allzuoft an den Knochen schartig gemacht.«
    Der andere Soldat öffnete die Tür. »Dieser Yarblek ist wieder mal da, Majestät«, meldete er. »Er hat ein Mädchen dabei, das er Euch verkaufen möchte.«
    »Ich habe gerade erst drei gekauft«, erwiderte eine schrille Stimme mit obszönem Kichern. »Aber keine wie die, Majestät.«
    »Es ist so schön, wenn man geschätzt wird«, murmelte Vella. Der Soldat grinste sie an.
    »Yarblek, kommt rein!« befahl König Drosta mit seiner unangenehm hohen Stimme.
    »Sofort, Majestät. Hinein mit dir, Vella.« Yarblek zog an ihrer Kette und führte sie in die Kammer.
    Drosta lek Thun, König von Gar og Nadrak, lag halb bekleidet auf einem zerwühlten Bett. Er war bei weitem der häßlichste Mann, den Vella je gesehen hatte. Sogar der bucklige Zwerg Beldin war schön, verglichen mit ihm. Er war dürr und hatte hervortretende Augen, ein pockennarbiges Gesicht und einen Bart, der wie mottenzerfressen aussah. »Ihr Idiot!« fauchte er Yarblek an. »Yar Nadrak wimmelt von malloreanischen Agenten. Sie wissen, daß Ihr Fürst Kheldars Partner seid und daß Ihr schon fast ein Dauerquartier in Porenns Schloß habt.«
    »Niemand hat mich gesehen,

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