Malloreon 5 - Seherin von Kell
Worte noch unerfreulicher. »Du Idiot!« schrie Ce'Nedra Garion an.
»Bitte, Ce'Nedra«, mahnte Polgara sie geduldig, »warte, bis ich zu Ende bin!«
»Ja, selbstverständlich, Lady Polgara«, antwortete die rivanische Königin höflich. »Verzeiht. Ihr habt solchen Ärger schon viele Jahre länger als ich. Außerdem kann ich mir den da allein im Bett vornehmen und ihm meine Meinung sagen.«
»Und Ihr wolltet, daß ich heirate?« wandte Zakath sich an Belgarath.
»Es hat auch seine Schattenseiten«, antwortete Belgarath ruhig. Er blickte sich um. »Wie ich sehe, stehen die Wände noch, und offenbar kam es auch zu keinen Explosionen. Vielleicht wirst du endlich doch noch erwachsen, Pol.«
»Wieder nur eine Nachricht!« kreischte sie fast. »Ein paar lächerliche Zeilen!« »Wir waren in Zeitdruck.«
»Ihr drei seid allein gegen den Drachen losgezogen?«
»Mehr oder weniger – ja. Die Wölfin war noch mit dabei.« »Ein Tier? Das ist deine Vorstellung von Schutz?« »Sie hat uns sehr geholfen.«
Da fing Polgara zu fluchen an – in mehreren Sprachen.
»Aber Pol«, sagte Belgarath mild, »du weißt ja gar nicht, was diese Worte bedeuten – ich hoffe zumindest, daß du es nicht weißt.« »Unterschätz mich nicht, alter Mann! Ich bin noch nicht fertig. Aber jetzt bist erst einmal du dran, Ce'Nedra.«
»Ich glaube, ich werde Seiner Majestät lieber privat meine Meinung sagen – wo ich mir keine Zurückhaltung auferlegen muß«, entgegnete die zierliche Königin eisigen Tones. Garion wand sich.
Da sprach überraschenderweise Cyradis. »Es war unhöflich von Euch, Kaiser von Mallorea, Euch in Todesgefahr zu begeben, ohne Euch zuvor mit mir zu besprechen!« Belgarath war in seinem Gespräch mit ihr, ehe sie zum Kampf mit dem Drachen aufgebrochen waren, offenbar wie üblich nicht sehr deutlich gewesen und hatte »vergessen« zu erwähnen, was sie beabsichtigten.
»Ich bitte Euch um Vergebung, heilige Seherin«, entschuldigte sich Zakath und bediente sich unbewußt der umständlichen Sprache. »Die Dringlichkeit der Angelegenheit war derart, daß es an der Zeit für eine Besprechung mangelte.«
»Welch gewählte Worte«, murmelte Sammet. »Vielleicht machen wir doch noch einen vornehmen Herrn aus ihm.«
Zakath klappte sein Visier hoch und grinste sie an – es war ein erstaunlich jungenhaftes Grinsen.
»Wie dem auch sei, Kal Zakath«, fuhr Cyradis streng fort, »wisset, daß ich erzürnt bin über Eure Hast und Unüberlegtheit.«
»Ich bin zutiefst zerknirscht, heilige Seherin. Es lag keineswegs in meiner Absicht, Euch zu kränken, und ich hoffe von ganzem Herzen, Ihr seht Euch imstande, mir in Eurer Großmut meinen Fehler zu vergeben.«
»Oh!« Sammet seufzte. »Er macht es wundervoll. Kheldar, hast du dir Notizen gemacht?« »Ich mir?« fragte Silk überrascht. »Ja, du dir.«
Es war einfach viel zuviel los, und Garion befand sich am Rand der Erschöpfung. »Durnik«, bat er ein bißchen kläglich, »kannst du mir hier raushelfen?« Er klopfte mit den Knöcheln an die Brustplatte seiner Panzerrüstung.
»Wenn du möchtest.« Sogar Durniks Stimme klang kühl.
»Muß er unbedingt bei uns schlafen?« beschwerte Garion sich am Vormittag.
»Er ist warm«, antwortete Ce'Nedra abweisend. »Das ist mehr, als ich von gewissen anderen sagen kann. Außerdem füllt er die Leere in meinem Herzen.«
Der Wolfwelpe leckte unter der Decke begeistert Garions Zehen, dann fing er unausweichlich daran zu knabbern an.
Sie schliefen den größten Teil des Tages und standen erst am Spätnachmittag auf. Mit der Erklärung, sie seien noch zu erschöpft, ersuchten sie den König durch einen Diener, sie bei dem abendlichen Fest zu entschuldigen.
»Wäre da nicht eine günstige Gelegenheit, um Einblick in die Karte zu ersuchen?« fragte Beldin.
»Ich glaube nicht«, entgegnete Belgarath. »Naradas wird immer verzweifelter. Er weiß, daß Zandramas keine Entschuldigung gelten läßt und ziemlich nachtragend ist. Also wird er alles tun, um uns von dieser Karte fernzuhalten. Der König hört immer noch auf ihn, und er wird er sich alles mögliche einfallen lassen, um diesen Umstand zu nutzen. Soll er sich doch den Kopf zerbrechen, was wir vorhaben. Das wird ihn verunsichern, bis Sadi eine Gelegenheit hat, ihn schlafen zu schicken.« Der Eunuch verbeugte sich mit leichtem Spott.
»Es gibt eine Alternative, Belgarath. Ich könnte mich umsehen und Information sammeln«, erbot Silk sich. »Wenn ich herausfinde, wo die Karte
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