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Malloreon 5 - Seherin von Kell

Malloreon 5 - Seherin von Kell

Titel: Malloreon 5 - Seherin von Kell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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ihn beinahe zum Kochen bringen.« Naradas saß zur Rechten des Königs. Seine weißen Augen wirkten unsicher, sogar leicht verwirrt. Die Tatsache, daß Belgarath keine Anstalten gemacht hatte, die Karte zu Gesicht zu bekommen, beunruhigte ihn.
    Dann trugen Diener die Speisen herein. Bei den köstlichen Düften lief Garion das Wasser im Mund zusammen, und er wünschte sich, er hätte zuvor etwas mehr gegessen.
    »Ich muß mit dem Hofkoch sprechen, ehe wir aufbrechen«, sagte Polgara. »Diese Suppe ist ausgezeichnet.« Sadi lächelte plötzlich seltsam. »Habe ich etwas so Belustigendes gesagt, Sadi?«
    »Nein, aber paßt auf, Polgara. Ich möchte Euch den Spaß nicht durch eine Erklärung verderben.«
    Plötzlich ging etwas am Kopfende der Tafel vor. Naradas hatte sich halb erhoben und griff mit den Händen nach seinem Hals. Seine weißen Augen quollen hervor, und er gab würgende Laute von sich. »Er erstickt!« rief der König. »So helft ihm doch!«
    Einige Edle nahe dem Kopf der Tafel sprangen auf und klopften dem Grolim auf den Rücken. Naradas würgte jedoch weiter. Seine Zunge quoll aus dem Mund, und sein Gesicht verfärbte sich blau. »Rettet ihn!« schrie der König.
    Aber Naradas konnte nicht mehr gerettet werden. Er krümmte sich rückwärts, erstarrte und stürzte auf den Boden.
    Entsetzensrufe wurden in der ganzen Banketthalle laut.
    »Wie habt Ihr das fertiggebracht?« fragte Sammet Sadi leise. »Ich würde darauf schwören, daß Ihr nicht einmal in die Nähe seines Essens gekommen seid.«
    »Das war gar nicht nötig, Liselle. Ich habe mir genau gemerkt, wo er bei Tisch immer sitzt – stets zur Rechten des Königs. Vor etwa einer Stunde habe ich mich in den Saal geschlichen und seinen Löffel mit etwas eingerieben, das die Kehle anschwellen läßt.« Er machte eine Pause. »Ich hoffe, die Suppe hat ihm geschmeckt«, fügte er hinzu. »Ich fand sie köstlich.«
    »Liselle«, sagte Silk, »wie wär's, wenn du mit deinem Oheim redest, sobald wir wieder in Boktor sind? Sadi ist momentan arbeitslos, und Javelin könnte einen Mann mit seinen Fähigkeiten brauchen.«
    »Es schneit in Boktor, Kheldar«, sagte Sadi und schüttelte sich leicht. »Und ich bin kein Freund von Schnee.«
    »Ihr braucht ja nicht in Boktor eingesetzt zu werden, Sadi. Wie würde Euch Tol Honeth zusagen? Ihr müßtet Euch allerdings das Haar wachsen lassen.«
    Zakath lehnte sich schmunzelnd vor. »Brillant, Sadi!« lobte auch er. »Und so absolut passend. Naradas hat mich in Rak Hagga vergiftet, und Ihr habt ihn hier vergiftet. Ich mache Euch einen Vorschlag: Ich verdopple jegliches Angebot, das Javelin Euch machen würde, wenn Ihr für mich in Mal Zeth arbeitet.« »Zakath!« rief Silk.
    »Plötzlich scheint es Stellungen für mich in aller Welt zu geben«, bemerkte Sadi.
    »Gute Männer sind schwer zu finden, mein Freund«, entgegnete Zakath.
    Der König, der weiß im Gesicht war und am ganzen Leib zitterte, wurde fürsorglich aus der Halle geleitet. Als er an ihrem Tisch vorbeikam, konnte Garion ihn schluchzen hören. Belgarath begann kaum hörbar zu fluchen. »Was hast du, Vater?« fragte ihn Polgara.
    »Dieser Idiot wird wochenlang trauern! Ich werde die Karte nie zu Gesicht bekommen.«

16
    B elgarath fluchte immer noch, als sie in ihre Gemächer zurückkehrten. »Ich fürchte, ich habe mich selbst übertölpelt«, tobte er. »Wir hätten Naradas' wahres Gesicht offenbaren sollen, ehe wir ihn töteten. Jetzt können wir dem König nicht mehr zeigen, wer er wirklich war.«
    Cyradis saß am Tisch und aß ein einfaches Mahl, während Toth schützend neben ihr stand. »Was hat Euch so erzürnt, Ehrwürdiger?« erkundigte sie sich.
    »Naradas weilt nicht mehr unter uns«, erwiderte er, »und nun ist der König voll Trauer um ihn. Es kann Wochen dauern, bis er seine Fassung so weit wiedergewinnt, daß er mir die Karte zeigt.« Ihr Blick wurde abwesend, und Garion vermeinte das Murmeln des seltsamen Gruppenbewußtseins zu vernehmen. »Ich habe die Erlaubnis, Euch in dieser Angelegenheit zu helfen, Ehrwürdiger«, sagte sie. »Das Kind der Finsternis hat die Gebote verletzt, die wir Zandramas auferlegten, als wir ihr die Aufgabe übertrugen. Sie hat ihren Knecht hierhergeschickt, statt selbst zu kommen, um die Karte zu suchen. Deshalb werden gewisse Beschränkungen, die mir auferlegt sind, gelockert.«
    Sie lehnte sich zurück und sagte etwas zu Toth. Der nickte und verließ das Gemach. »Ich habe nach jemandem geschickt, der uns

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