Malloreon 5 - Seherin von Kell
Bestie.«
»Waren das wirklich deine Gefühle?« fragte Zakath Garion. »So ungefähr.«
»Und dann«, sagte Belgarath, »obgleich es ein Trick des flackerndes Lichtes aus dem brennenden Dorf gewesen sein mag, war mir, als stünde des Helden Klinge in Flammen. Wieder und immer wieder hieb er damit auf das Untier ein, und jeder Streich wurde mit Schwall um Schwall hellen Blutes belohnt. Und dann, Entsetzen über Entsetzen, schmetterte ein unglücklicher Schlag des Drachen gewaltiger Klaue den Helden nach rückwärts, er stolperte und fiel – geradewegs auf seinen Gefährten, der sich noch vergebens abmühte, auf die Füße zu gelangen.«
Ein Stöhnen des Schreckens erhob sich aus der Menge im Thronsaal, obwohl die Anwesenheit der beiden Helden deutlich genug bewies, daß sie überlebt hatten.
»Ich will nicht verhehlen«, fuhr Belgarath fort, »daß ich tiefste Verzweiflung empfand. Doch als der wilde Drache ansetzte, unsere Helden zu töten, stieß der eine – seinen Namen darf ich nicht sagen – sein flammendes Schwert ins Auge des abscheulichen Ungeheuers.« Ein stürmischer Beifall setzte ein.
»Kreischend vor Schmerzen begann der Drache zurückzuweichen. Unsere Recken nutzten diese Gelegenheit, auf die Füße zu kommen. Und welch eine mächtige Schlacht hob nunmehr an.« In ausgefeilten Einzelheiten beschrieb Belgarath mindestens zehnmal mehr Schwerthiebe, als Garion und Zakath wirklich ausgeteilt hatten. »Wenn ich mein Schwert so oft geschwungen hätte, wäre mir bestimmt der Arm abgefallen«, flüsterte Zakath. »Was soll's?« entgegnete Garion. »Er schwelgt.«
»Endlich«, schloß Belgarath, »konnte der Drache, der nie zuvor Furcht gekannt hatte, dieses schreckliche Strafgericht nicht mehr ertragen. Er ergriff die Flucht und flog, wie Eure Majestät bereits bemerkt hat, über diese schöne Stadt zu seiner verborgenen Höhle, wo die Furcht, die er in dieser Nacht gelernt hat, viel stärker in ihm schwären wird als die Verletzungen, die er davongetragen hat. Ich glaube, daß er nie wieder in Euer Reich zurückkehren wird, Majestät, denn so dumm er auch sein mag, wird er gewiß nicht vergessen, welche Schmerzen ihm hier zugefügt wurden. Und so, Eure Majestät, hat es sich zugetragen.«
»Meisterhaft!« lobte der König begeistert. Und die Zuhörer im Thronsaal klatschten stürmischen Beifall. Belgarath verbeugte sich und winkte Garion und Zakath zu, es ebenfalls zu tun, und gestattete ihnen großzügig, sich mit ihm feiern zu lassen.
Die Höflinge drängten herbei, um dem Trio zu gratulieren, Garion und Zakath für ihr Heldentum und Belgarath für seine anschauliche Berichterstattung. Naradas stand neben dem König und seine weißen Augen brannten vor Haß, wie Garion bemerkte. »Wappnet euch«, warnte er Belgarath und Zakath, »Naradas führt etwas im Schild.«
Als wieder etwas Ruhe einsetzte, trat der weißäugige Grolim vor das. Thronpodest. »Auch ich schließe mich allen anderen in diesem Saal in der Lobpreisung dieser mächtigen Helden und ihres weisen Ratgebers an. Nie hat das Königreich ihresgleichen erlebt. Ich befürchte jedoch, daß Vorsicht geboten ist. Es könnte sein, daß Meister Garath, so frisch vom Schauplatz dieses unbeschreiblich heldenmutigen Kampfes und verständlicherweise berückt von dem unvergleichbaren Geschehen, etwas zu hoffnungsfreudig in der Einschätzung des gegenwärtigen Zustandes des Drachen ist. Wahrlich, die meisten Kreaturen würden einen Ort meiden, an dem sie solche Pein erlitten haben, doch dieses abgefeimte, abscheuliche Untier ist keine gewöhnliche Kreatur. Könnte es nicht sein, daß sie von einem ungeheuren Rachedurst gequält wird? Sollten diese mächtigen Recken nun abreisen, würde dieses schöne und geliebte Königreich wehrlos dem unersättlichen Haß dieser alles verwüstenden Bestie ausgesetzt sein.«
»Ich wußte, daß er das tun würde!« knirschte Zakath.
»Ich sehe mich deshalb verpflichtet«, fügte Naradas hinzu, »Eurer Majestät und den Mitgliedern dieses Hofes zu raten, lange und eingehend zu überlegen, um keine voreilige Entscheidung zu treffen. Es ist uns klargeworden, daß diese unvergleichlichen Helden wahrscheinlich die einzigen auf der Welt sind, die der Bestie mit einiger Hoffnung auf Erfolg gegenübertreten können. Welch andere Ritter in diesem Land gäbe es, von denen wir etwas Ähnliches behaupten könnten?«
»Was Ihr sagt, Meister Erezel, mag sehr wohl der Wahrheit entsprechen«, antwortete der König überraschend
Weitere Kostenlose Bücher