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Malory 09 - Der geheimnisvolle Verführer

Malory 09 - Der geheimnisvolle Verführer

Titel: Malory 09 - Der geheimnisvolle Verführer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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Besuch ab, pochte laut gegen die Tür und brummte: »Was Sie tun, ist nicht gut. Entweder Sie erscheinen freiwillig zum Essen, oder ich trete die Tür ein.«
    Sie tat nichts dergleichen, merkte aber, weil sie so in Gedanken war, erst viel später, dass er seine Drohung nicht wahr gemacht hatte. Sie öffnete die Tür nur ein einziges Mal, und zwar für Grace, der sie aber dennoch den Zugang verwehrte.
    Da sie nicht wollte, dass sich ihre Magd um sie sorgte, sagte sie geradeheraus: »Anthony Malory gibt vor, mein leiblicher Vater zu sein.« Nach einem Augenblick der Stille fügte sie hinzu. »Nein, ich möchte im Moment nicht darüber sprechen.«
    Mit weit aufgerissenen Augen wollte Grace etwas erwidern, aber Katey legte ihr die Finger auf die Lippen. »Noch nicht jetzt zumindest. Der Schock sitzt noch zu tief. Bitte, Grace, ich brauche jetzt dringend etwas Ruhe.«
    Dickköpfig wie sie nun mal war, konnte Grace es sich dennoch nicht verkneifen zu sagen: »Sie müssen etwas essen.«
    »Nein, muss ich nicht. Dazu bin ich viel zu aufgewühlt. Ich würde es gar nicht bei mir behalten.«
    »Sie müssen essen. Oder wollen Sie, dass ich vor Sorge um Sie vergehe?«
    »Wenn ich in einer Woche noch immer nicht an Deck gekommen bin, kannst du damit beginnen, dir Sorgen zu machen, einverstanden?« Katey gab sich alle Mühe, fröhlich zu klingen, merkte aber, dass es ihr nicht einmal ansatzweise gelang. Schnell schloss sie die Tür.
    Grace ließ es sich dennoch nicht nehmen, ihr etwas zu essen vor die Tür zu stellen. Katey rührte nichts an. Sie hatte nicht übertrieben. Das ganze Chaos war ihr auf den Magen geschlagen, hatte ihr gründlich den Appetit verdorben.
    Sie blieb jedoch nicht länger als einen Tag in ihrer Kajüte. Nach der zweiten unruhigen Nacht erwachte sie mit einem halbwegs entspannten Gefühl. Sie war sich nicht sicher, ob sie je in der Lage sein würde, ihrer Mutter zu verzeihen, war aber zu der Erkenntnis gekommen, dass die Malorys den Platz in ihrem Leben einnehmen konnten, den sie einst für die Millards reserviert hatte. Vorausgesetzt, sie waren gewillt, sie aufzunehmen.
    Als es Zeit für das Mittagessen war, gesellte sie sich zu ihren neuen Verwandten. Als sie die Kapitänskajüte betrat, sprangen beide Männer auf. Sie wirkten angespannt und waren sichtlich besorgt darüber, wie sie die Neuigkeiten wohl verarbeitet haben mochte.
    Mit einem schwachen Lächeln auf den Lippen setzte sie sich Anthony gegenüber. »Entspannen Sie sich. Es war nur der erste Schock. Vermutlich war es anfänglich bei Ihnen so ähnlich.«
    »Ein wenig schon, aber ich würde lügen, wenn ich sagte, dass es lange gedauert hat, bis die Freude überwog.«
    »So geht es mir auch«, antwortete sie scheu. »Obwohl ich mir nicht sicher bin, ob Ihre Familie mich überhaupt in ihre Reihen aufnehmen möchte oder ob Sie es vorziehen, wenn dies unter uns bliebe.«
    »Gütiger Gott, was haben Sie bloß für Gedanken?«
    »Wen wundert es, Bruderherz? Bei deinem Einfühlungsvermögen?«, riss James das Wort an sich.
    Anthony ignorierte seinen Bruder und sagte zu Katey: »Wir werden Sie mit offenen Armen aufnehmen, Katey. Judith wird vollkommen aus dem Häuschen sein, wenn sie das hört. Sie wissen ja, wie sehr Sie sie ins Herz geschlossen hat.«
    Kateys Grinsen rührte nicht nur von seiner Bemerkung her, sondern drückte in erster Linie Erleichterung aus. Sie wollten sie!
    »Das Gefühl beruht auf Gegenseitigkeit«, sagte sie. »Ich bin überzeugt davon, dass es eine wunderbare Erfahrung werden wird, Teil Ihrer Familie zu sein. Sie hätten das Wissen darum, dass Sie mein Vater sind, auch für sich behalten können. Doch ich bin froh, dass Sie es mit mir geteilt haben. Dafür möchte ich mich herzlich bedanken. Allerdings …«
    »Keine Widerrede«, fiel James ihr ins Wort.
    Das war nun schon das dritte Mal, dass er ihr einen Befehl gab, seitdem sie auf der Maiden George weilte. Nachdem sie sich gerade erst von einem gewaltigen Schock erholt hatte, fühlte sie sich persönlich angegriffen. Ihn als Verwandten zu akzeptieren, würde ihr nicht eben leichtfallen.
    »Sagen Sie mir nicht, was ich zu tun oder zu lassen habe, Onkel James. Ich bin noch zu neu in Ihrer Familie, als dass Sie sich diese Freiheit mir gegenüber herausnehmen dürften. Ich werde es Sie wissen lassen, wenn es so weit ist, einverstanden?«
    Die Tatsache, dass es ihr gelungen war, den Hünen von Mann sprachlos zu machen, wurde von Anthony mit einem herzhaften Lachen quittiert.

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