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Malory 09 - Der geheimnisvolle Verführer

Malory 09 - Der geheimnisvolle Verführer

Titel: Malory 09 - Der geheimnisvolle Verführer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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dass sie bei ihrem Fortgang mit meinem Kind schwanger war. Wenn Ihre Tante Letitia mir nicht diese hässliche Nachricht geschickt hätte, nachdem Sie bereits auf der Oceanus waren, würde ich heute noch im Dunkeln tappen.«
    Katey riss die Augen auf und schlug sich mit der Hand vor den Mund, um ein überraschtes Lachen zu unterdrücken. Sie würde es sich nie verzeihen, wenn sie lachte, während es Sir Anthony bitter ernst zu sein schien. Es war unglaublich, wozu diese Letitia fähig war.
    »Ich habe Letitia kennengelernt«, sagte sie schnell. »Ich an Ihrer Stelle würde dieser Person kein Wort glauben. Sie besaß doch allen Ernstes die Frechheit und nannte mich einen …«
    Katey wurde mit einem Schlag kreidebleich. Langsam erhob sie sich. Ihr Blick wurde wie magisch von Sir Anthonys Gesicht angezogen, in dem sie mit einem Mal noch eine Reihe von anderen Gefühlen las. Große Angst, Mitleid, Verständnis und … Fürsorge.
    Auch wenn es überflüssig war, sagte Anthony: »Anfangs habe ich ihr auch nicht geglaubt. Also bin ich zu Ihrer Großmutter gegangen, um mich zu vergewissern, dass sie gelogen hatte. Da es mit ihrer Gesundheit nicht um das Beste bestellt war, habe ich es kurz gehalten, aber sie hat es mir noch einmal bestätigt. Katey, Sie sind meine Tochter.«
    Das einzige Geräusch, das aus Kateys Mund kam, war ein leises, schmerzerfülltes Japsen. Um sich nicht zum Narren zu machen, stürmte sie aus der Kajüte.
    »Verdammt«, raunte Anthony.
    »Hast du erwartet, dass sie vor Freude einen Luftsprung macht und dich in die Arme schließt?«, fragte James ihn, während er den Raum durchquerte und die Tür schloss, die Katey bei ihrer Flucht offen gelassen hatte.
    »Das ist jetzt nicht der richtige Zeitpunkt für weise Sprüche, James.«
    »Mag sein, aber ich an deiner Stelle hätte nicht so lange um den heißen Brei herumgeredet.«
    »Ich wollte es ihr so schonend wie möglich beibringen.«
    »Das ist dir gelungen, Bruderherz«, sagte James. »Mit dem Einfühlungsvermögen eines Vorschlaghammers.«
     

Kapitel 47
    Die Erkenntnis, dass alles, was sie bisher über sich selbst und ihr Leben zu wissen geglaubt hatte, wie ein Kartenhaus in sich zusammengefallen war und sie jetzt versuchen musste, es in anderer Form neu aufzubauen, war mehr als traumatisch für Katey. Sie war am Boden zerstört. Nicht, weil sie jetzt eine Malory war. Ein Elternteil machte sie noch lange nicht zu einer Malory, zumindest empfand sie das so. Sie hatte ebenso wenig Beziehung zu ihnen wie zu den Millards. Von denen hatte sie zumindest gewusst.
    Und genau da befand sich die Ursache ihres Traumas. Es war die Lüge, mit der ihre Mutter sie großgezogen hatte, die Tatsache, dass sie sie hintergangen, ihr nie reinen Wein eingeschenkt hatte. Vielleicht hatte Adeline ihr eines Tages sagen wollen, wer ihr richtiger Vater war, womöglich, wenn sie selbst verheiratet war und Kinder hatte. Adeline konnte doch unmöglich gewollt haben, dass ihre Enkelkinder nicht wussten, von wem sie abstammten, oder? Sie hatte nicht vorgehabt, zu Gott gerufen zu werden, ehe sie diese Beichte abgelegt hatte. Aber das Schicksal ließ sich eben nicht in die Karten blicken …
    Katey weinte sich die Augen aus dem Kopf. Um das, was ihre Mutter aufgegeben und versäumt hatte – und um sich selbst, weil ihr dadurch viele Wege versperrt gewesen waren. Warum nur hatte sie das getan?
    Katey hatte einst so viele Hoffnungen in die Millards gesetzt. Jetzt hingegen war sie froh, nicht bei ihnen aufgewachsen zu sein. Sie wollte sich erst gar nicht ausmalen, wie es wohl gewesen wäre, mit jemandem wie Letitia zu leben. Ob sie ihrer Tante ähnlich geworden wäre? Die Vorstellung, bei den Malorys aufzuwachsen, wäre hingegen wundervoll gewesen.
    Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie es ist, wenn den lieben langen Tag nichts Aufregendes passiert, hatte ihr Judith damals in der Kutsche erzählt. In meiner Familie ist immer etwas los.
    Und dann traf sie die Erkenntnis wie eine Tonne Ziegelsteine. Judith Malory war ihre Schwester. Beim Allmächtigen, sie hatte Geschwister. Zwei sogar! Statt aus Kummer weinte sie jetzt Tränen der Freude.
    Mehrere Male kam Anthony am nächsten Tag an ihre Tür, um sich zu erkundigen, ob es ihr gut ginge. Sie öffnete ihm nicht, versicherte ihm jedoch: »Es geht mir gut, ich brauche lediglich ein wenig Zeit, das alles zu verdauen.«
    Und die Bruchteile ihres Lebens neu zusammenzusetzen -falls das überhaupt möglich war.
    Selbst James stattet ihr einen

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