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Malory 09 - Der geheimnisvolle Verführer

Malory 09 - Der geheimnisvolle Verführer

Titel: Malory 09 - Der geheimnisvolle Verführer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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nicht, dass eine Schankmagd vor der Tür eines Adeligen steht und ihm sein uneheliches Kind präsentiert.«
    Katey hätte am liebsten laut geschnaubt, aber James kehrte zu seiner Geschichte zurück. »Sie wusste, dass ich in der Karibik lebte. Aber es ist ein großes Gebiet. Und sie kannte meinen anderen Namen nicht, weshalb die Chance, dass sie mich fand, relativ gering war. Kurz bevor sich Jeremys und meine Wege kreuzten, hatte sie das Zeitliche gesegnet. Sie hatte den Fehler gemacht, sich in eine Schlägerei ziehen zu lassen, die gerade in heruntergekommenen Tavernen an der Tagesordnung sind. Der Besitzer kannte Jeremy gut, weil er schon oft dort ausgeholfen hatte, und hat ihn einfach behalten. Der Junge stand einem waschechten Londoner Gassenkind in nichts nach, benahm sich so und sprach auch so. Wir dürfen nicht vergessen, dass er in einer Taverne aufgewachsen ist.«
    »Das ist mir gar nicht aufgefallen«, sagte Katey.
    James feixte. »Das ist ja auch Jahre her. Gemeinsam mit meinem Ersten Offizier habe ich seine Aussprache und seine Grammatik auf Vordermann gebracht. Wir haben erbarmungslos jeden Fehler korrigiert. Er ist einige Jahre mit mir zur See gefahren. Als das zu gefährlich wurde, habe ich uns eine Plantage auf einer Insel gekauft, um ihm ein stabiles Zuhause zu geben. Da ich ohnehin vorhatte, irgendwann nach England zurückzukehren, habe ich nach einem Familietreffen die Gelegenheit ergriffen und ihn mit hergebracht. Es ergab sich jedoch, dass ich noch ein letztes Mal in die Karibik musste, um meine Angelegenheiten dort zu Ende zu bringen. Ein Segen, wie sich herausstellte, denn eben auf dieser Reise habe ich meine Frau kennengelernt.«
    Zögerlich fragte Katey: »Und die Familie hat Jeremy ohne Vorbehalte in ihre Reihen aufgenommen?«
    »Mein liebes Mädchen, was glaubst du eigentlich, warum ich dir die Geschichte überhaupt erzählt habe? Natürlich haben sie das. Mit weit geöffneten Armen. Du wirst bald selbst herausfinden, wie stark unser Familienzusammenhalt ist. Jeder kümmert sich um jeden.«
    »Ja, wir lieben sogar unsere schwarzen Schafe.«
    Sofort fuhr James seinen Bruder an: »Halt die Klappe, alter Mann, ehe ich …«
    Anthony rollte mit den Augen und fuhr ihm unsanft über den Mund: »Ja, ja, ich weiß. Ehe du mir die Ohren lang ziehst.«
    Katey blickte zwischen beiden hin und her. »Kann es sein, dass ihr beide euch nicht sonderlich grün seid?«
    »Gütiger Gott, wie kommst du denn darauf«, fragten sie wie aus einem Munde.
    Um ein Haar hätte Katey laut losgelacht.
     

Kapitel 49
    Die Fahrt nach England verging wie im Fluge. Als James verkündete, sie würden später am Tag anlegen, fiel Katey aus allen Wolken. Sie erkannte, dass es nichts mit günstigen Winden zu tun hatte, die sie nach Norden schoben, sondern mit der Tatsache, dass sie auf dem Hinweg jeden Tag damit gerechnet hatte, Boyd zu sehen. Als das jedoch nicht eingetreten war, war es ihr so vorgekommen, als sei die Zeit im Schneckentempo vergangen.
    Inzwischen war ihr auch klar, wieso. Es hatte sie geärgert, dass er sie anscheinend mit Missachtung gestraft hatte, auch wenn sie mittlerweile den wahren Grund für seine tagelange Abwesenheit kannte.
    Nun hingegen flog die Zeit nur so vorbei, weil sie Gesellschaft hatte – von ihrem Vater, ihrem Onkel, ihrer Familie.
    Anthony und sie verbrachten jede freie Minute miteinander. Sie unternahmen ausgiebige Spaziergänge an Deck und führten lange Gespräche, wobei ihnen fast entging, dass die Luft mit jeder Seemeile kälter wurde, nachdem sie das wesentlich wärmere Mittelmeer hinter sich gelassen hatten.
    Die Mahlzeiten dauerten dreimal so lange wie sonst. Anthony erzählte ihr alles, was er über die Malorys wusste, und Katey sog es wie ein trockener Schwamm auf. Mal war sie überrascht, mal geschockt und dann wieder belustigt. Was für eine faszinierende Familie die Malorys doch waren.
    Doch auch Katey kam zu Wort und erzählte von sich und ihrer Jugend. Es gelang Anthony sogar, sie so weit zu bringen, dass sie über ihre Mutter sprach. Jedes Mal, wenn sie das tat, wich ein wenig von der Wut, die sich angestaut hatte, bis kaum noch etwas davon übrig war.
    »Adeline war also glücklich in eurem Dorf?«, fragte er eines Abends beim Essen.
    Ohne nachzudenken antwortete Katey: »Nicht einmal habe ich sie je in melancholischer Stimmung erlebt. Vermutlich, weil sie viel zu beschäftigt war.«
    Katey gab sich größte Mühe, unbeschwert zu klingen, doch ihr Vater schien nicht von

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