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Malory 09 - Der geheimnisvolle Verführer

Malory 09 - Der geheimnisvolle Verführer

Titel: Malory 09 - Der geheimnisvolle Verführer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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verdrehte die Augen. »Wenn es welche gäbe, würde ich sie bestimmt nicht erörtern wollen. Wenn Sie es genau wissen wollen, war meine Kindheit nicht sonderlich aufregend, aber sie war auch nicht schlimm. Ich war froh, bei meinen Eltern und später bei meiner Mutter zu leben. Als ich alt genug war, hätte ich Gardener jederzeit verlassen können, wie es all die anderen jüngeren Dorfbewohner getan haben. Aber ich bin erst nach dem Tod meiner Mutter auf die Idee gekommen. Mit Kinderaugen betrachtet, war meine Kindheit vor allem von Langeweile geprägt. Und genau das ist der Grund, warum ich mich entschieden habe, die nächsten Jahre damit zu verbringen, die Welt zu bereisen. Ich würde gern nachholen, was mir in jungen Jahren verwehrt blieb, möchte endlich etwas Spannendes erleben, ehe ich heirate und eine eigene Familie gründe. Ich bin auf der Suche nach dem großen Abenteuer.«
    »Haben Sie sich je eine größere Familie gewünscht?«
    Am liebsten hätte sie ihm gesagt, dass es jetzt keine Rolle mehr spielte, weil es sich sowieso nicht mehr ändern ließ, aber sie verkniff sich jeglichen Kommentar – vor allem deshalb, weil plötzlich eine gewisse Nervosität im Raum herrschte. Selbst James wirkte angespannt, schien ihrer Antwort entgegenzufiebern. Was, um Himmels willen, war nur mit den beiden los?
    Zögernd sagte sie schließlich: »Allmählich habe ich den Eindruck, dass sie beide auf etwas Bestimmtes hinauswollen. Etwas, das mir womöglich nicht gefallen könnte. Vielleicht hat Ihr Bruder James recht, und Sie sollten endlich auf den Punkt kommen, Sir Anthony.«
    Mit einem Seufzen ließ er sich ihr gegenüber nieder. »Als ich sagte, dass ich Ihre Mutter kannte, ehe sie England verlassen hat, meinte ich damit, dass sie nicht nur eine gute Bekannte war. Ich habe ihr den Hof gemacht und wollte sie zu meiner Frau machen.«
    Katey sah ihn fragend. »Ich verstehe nicht. Sie sind doch ein bemerkenswert attraktiver Mann im …«
    »Vielen Dank.«
    »… Gegensatz zu meinem Vater. Er war nicht hässlich, aber ich kann schwerlich verstehen, warum sie sich für ihn und nicht für Sie entschieden hat. Haben Sie womöglich etwas gesagt, dass sie Ihnen übel genommen hat? Sprechen wir hier von einer tragischen Liebesgeschichte?«
    »Nein, nichts dergleichen. Ihre Familie mochte mich nicht. Ich bin mir bis heute nicht sicher, warum. Damals war ich noch nicht der Draufgänger, der ich Jahre später wurde. Adeline mochte mich, und ich bin mir sicher, dass sie ähnliche Gefühle wie ich hatte. Mein Fehler war es, ihr nicht gleich gesagt zu haben, dass ich sie gern zur Frau nehmen würde. Ich habe fälschlicherweise angenommen, sie wüsste es auch so. Und dann war sie auf einmal fort. Über Nacht. Ich kann Ihnen gar nicht sagen, was für ein Schock das für mich war, als ich zu ihr reiten wollte, um sie für ein Picknick abzuholen, und erfahren musste, dass sie das Land verlassen hatte. Es hieß, sie hätte eine große Reise geplant, von der sie in ungefähr einem Jahr zurückkäme.«
    »Haben Sie dann um ihre Hand angehalten, als sie zurück war?«
    »Sie ist nie wiedergekommen, Katey.«
    Tiefe Falten bildeten sich auf Kateys Stirn, so fieberhaft dachte sie nach. »Aber sie ist doch mit meinem Vater davongelaufen … Wollen Sie damit sagen, sie kannte ihn schon vor Ihnen und hat sich in ihn verliebt? Dass er eines Tages wieder aufgetaucht ist und sie ohne eine Erklärung an Ihre Adresse weggelaufen ist?«
    »Nein, ich vermute eher, dass sich ihre Wege erst gekreuzt haben, als sie England verlassen hatte, womöglich auf der Überreise nach Amerika oder kurz nach ihrer Ankunft dort.«
    Katey rief sich in Erinnerung, dass sie es hier mit einem enttäuschten Mann zu tun hatte, der einer Frau nachtrauerte und deshalb so argumentierte. Sie durfte ihm nicht grollen, weil er sich die Fakten zurechtbog, damit der Schmerz nicht so stark war. Dennoch kam sie nicht darüber hinweg, dass ihre Mutter sich nicht für Anthony entschieden hatte.
    Mit leiser Stimme meinte sie: »Ich sage es nur ungern, aber Sie irren. Meine Mutter hat mir einst erzählt, dass …«
    »Katey, es kommt immer wieder vor, dass Eltern ihren Kindern Ammenmärchen auftischen, um die Wahrheit zu verschleiern. Aus welchem Grund auch immer wollte sie nicht, dass Sie die Wahrheit darüber erfahren, warum sie aus England weggegangen ist. Ich hatte selbst keine Ahnung. Sie hätte es mir sagen können, hat es aber nicht getan. Die ganzen Jahre über hatte ich keine Ahnung,

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