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Malory 09 - Der geheimnisvolle Verführer

Malory 09 - Der geheimnisvolle Verführer

Titel: Malory 09 - Der geheimnisvolle Verführer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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dem Londoner Hafen gestohlen hatten. Und das, während er an Bord gewesen war! Henry und Artie hatten eine Münze geworfen, um zu entscheiden, wer von ihnen James begleiten durfte, und Henry hatte verloren.
    Er warf die Nachricht ungelesen auf einen Stapel mit Visitenkarten und Einladungen all derer, die nicht wussten, dass der Herr des Hauses nicht in der Stadt weilte. Ein gewöhnlicher Butler hätte niemals tatenlos zugesehen, wie das Tablett auf dem Dielentisch fast überquoll. Aber in den acht Jahren, seit Henry und Artie in James' Dienste getreten waren, hatte sich auch niemand je die Mühe gemacht, den beiden zu erklären, wie ein guter Butler seine Arbeit verrichtete.
    Als Boyd Anderson am Nachmittag in das Malory-Haus am Berkley Square zurückkehrte, fand er die Nachricht auf seinem Tablett, gemeinsam mit einer Handvoll Visitenkarten, die von dem großen Stapel daneben heruntergerutscht waren. Für gewöhnlich, wenn er lediglich ein oder zwei Wochen blieb und sein Besuch sich nicht wie jetzt bereits über mehrere Monate erstreckte, hatte er kein eigenes Tablett im Haus seiner Schwester Georgina. Zudem war es nicht das erste Mal, dass sich Georginas und seine Post vermischten.
    Ungeachtet der Tatsache, dass er viel und oft darüber sinnierte, ob er sich in England niederlassen sollte, war er noch immer nicht zu einer Entscheidung gekommen. Obgleich Georgina in den großen Malory-Clan eingeheiratet hatte und auch jedes andere angeheiratete Familienmitglied während ihrer Abwesenheit nur zu gern auf ihren Nachwuchs aufgepasst hätte, hatte sich Georginas siebenjährige Tochter Jacqueline mit Händen und Füßen dagegen gewehrt, mit ihren beiden Geschwistern zu Lady Regina Eden, der Cousine ihrer Mutter, aufs Land zu fahren. Sie zog es vor, in der Nähe ihrer besten Freundin und Cousine Judith zu bleiben. Da Boyd ohnehin in Georginas Residenz wohnte, hatte sie ihn gebeten, ein Auge auf Jacqueline zu haben, bis er wieder in See stach.
    Wenn es nach ihm gegangen wäre, hätte er am liebsten der Rettungsaktion seines Bruders beigewohnt, um Drew vor Ort die Ohren lang zu ziehen. Streng genommen hatte er Georgina jedoch einen Gefallen getan, weil James, ihr Ehemann, mit keinem ihrer Brüder sonderlich gut auskam – ihn eingeschlossen. Der Mann verstand sich ja noch nicht einmal mit seinen eigenen Brüdern. Es wäre unweigerlich zu einer heftigen Auseinandersetzung mit James Malory gekommen, wenn sie gemeinsam in See gestochen wären. Als Boyd den Ausdruck auf James' Gesicht gesehen hatte, als dieser vorgeschlagen hatte, ihn und seine Schwester zu begleiten, war er froh gewesen, auf eine Entschuldigung zurückgreifen zu können.
    »Wir wissen alle, wo unsere Judith am liebsten wohnen würde«, hatte Georgina angemerkt. »Aber meine Schwägerin Roslynn hat durchblicken lassen, dass sie wieder guter Hoffnung sein könnte, weshalb sie im Moment vor allem Ruhe braucht, was aber nicht gegeben wäre, wenn Judith und Jacqueline um sie herumsprängen. Sobald du zum Auslaufen bereit bist, kann sie noch immer dorthin umsiedeln.«
    Es stellte sich jedoch heraus, dass Roslynn Malory nicht schwanger war und Boyds Schiff wider alle Erwartungen nicht auslief. Und Jack, wie ihr Vater sie seit ihrer Geburt rief, war glücklich damit, wie die Dinge lagen, zumal sie ihre Cousine Judith nach Lust und Laune besuchen konnte.
    Was Drew anging, machte Boyd sich keine allzu großen Sorgen. Das überließ er lieber Georgina. Boyd kannte seinen Bruder gut und hatte keinen Zweifel daran, dass die Probleme, in die er sich manövriert hatte, längst gelöst sein dürften, ehe Georgina und ihr Ehemann eintrafen. Verdammt, gemessen daran, wie lange die beiden schon fort waren, kam ihm so langsam der Verdacht, dass sie Drews Schiff noch nicht einmal erreicht hatten.
    Georgina hatte gar nicht erwartet, dass Boyd so lange in London bleiben würde. Niemand hatte das, ihn selbst eingeschlossen. Statt an Bord der Oceanus zu gehen, nachdem sie von der kurzen Reise, auf die er sie geschickt hatte, zurückgekehrt war, hatte er sie wieder fortgeschickt – um noch einmal in sich zu gehen und endlich zu einer Entscheidung zu kommen, ob er nun der See den Rücken zukehren sollte oder nicht.
    Das Familienunternehmen der Andersons namens Skylark Shipping besaß mittlerweile eine Niederlassung in London. Nachdem die Familie aufgrund des Krieges und der sich daraus ergebenden Abneigung lange Zeit einen großen Bogen um England gemacht hatte, war sie

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