Malory 09 - Der geheimnisvolle Verführer
unterschiedlichen Worten klargemacht, dass bestimmte Gefühle der Grund für Ihr niederträchtiges Verhalten mir gegenüber waren. Meines Erachtens eine inakzeptable Erklärung. Ich verstehe, dass es Ihnen leidtut, wenngleich Sie das Wort Entschuldigung bislang noch nicht in den Mund genommen haben, aber ich würde lügen, wenn ich sagte, dass es bei mir anders ist«, sagte sie und furchte die Stirn, weil er aussah, als würde er sie am liebsten unterbrechen. »Wie heißt es so schön? Hinterher ist man immer schlauer. Sie hatten andere Optionen. Aber stattdessen haben Sie sich für den leichtesten Weg entschieden.«
»Was für andere Optionen?« In seiner Stimme schwang unverhohlene Enttäuschung mit.
»Sie hätten jemanden hinter Jeremy herschicken können. Sie hätten mit mir in dem gemütlichen Gasthof bleiben können, bis die Nachricht eingetroffen wäre, dass alles in Ordnung war. Aber stattdessen haben Sie mich in den Sturm hinausgejagt.«
»Und das, obwohl ich so kurz davor war, Sie ins Bett zu zerren?« Er legte den Daumen an den Zeigefinger, sodass nur noch ein Stück Papier dazwischen passte. Wieder fingen Kateys Wangen Feuer.
»Sie hätten zumindest bis zur Rückkehr meiner Magd warten können. Sie hätte Ihnen meine Version der Dinge bestätigt.«
»Das ist doch der springende Punkt. Ich konnte einfach keine Sekunde länger warten. Zählt es denn gar nicht, dass ich Sie habe gehen lassen?«
Katey schnappte ungläubig nach Luft. »Den Teufel haben Sie getan. Ich bin Ihnen entkommen. Ganz zu schweigen davon, dass ich mir bei der Flucht das Genick hätte brechen können. Ich musste aus dem Fenster klettern, wo mich ein regennasses Dach erwartete – mache ich auf Sie vielleicht den Eindruck, als wäre ich ein Kind, dem derartige Dinge Spaß machen?«
»So lange war ich gar nicht fort, Katey. Es wäre ein Leichtes gewesen, Sie einzuholen, aber ich habe mich bewusst dagegen entschieden.« Boyd klang, als wäre er sogar stolz auf sich. »Da Judy in Sicherheit war, habe ich Sie gehen lassen.«
»Ach so, verstehe. Statt mich auch noch den Rest bis nach London zu schleppen, wo Sie dachten, dass man mich hinter Schloss und Riegel bringen würde, haben Sie mir die Flucht erlaubt, damit ich Maisie Cameron begegne und auf diese Weise im Gefängnis lande, nachdem sie sich wie eine Verrückte aufgeführt hat und …«
»Ich kann nur hoffen, dass Ihre Fantasie gerade mit Ihnen durchgeht«, fiel er ihr ins Wort.
»Das könnte Ihnen so passen.«
»Katey«, warnte er sie mit kehliger Stimme, woraufhin er ein entrüstetes Schnauben erntete.
»Sie sind nicht mehr in der Position, mir zu drohen, schreiben Sie sich das hinter die Ohren. Aus mir werden Sie keine Informationen herausbekommen, die ich nicht gewillt bin, Ihnen zu geben. Aber ich habe kein Geheimnis daraus gemacht. Wenn Sie mich nicht aus Northampton geschleift hätten, hätte ich Judith gemütlich in meiner Kutsche nachreisen können. Dann wäre ich Maisie Cameron nicht über den Weg gelaufen. Die Behörden hätten sie früher oder später sowieso erwischt, zumal sie mehr Angst vor ihrem Gemahl als vor dem Gefängnis zu haben schien. Es war gar nicht nötig, dass ich sie zum Wachtmeister brachte.«
»Und warum haben Sie es dennoch getan?«
»Weil sie bei meiner Rückkehr nach Northampton auf einmal vor mir stand und es das Klügste schien, was ich tun konnte. Maisie aber, die wusste, dass ich ihre Pläne durchkreuzt hatte, hat sich einer List bedient und mir die Entführung in die Schuhe geschoben – genau wie Sie.«
»Grundgütiger!«, sagte Boyd und wurde kreidebleich, so als wäre ihm speiübel. »Ich hatte ja keine Ahnung!«
Katey warf ihm einen bitterbösen Blick zu. »Wäre das nicht die Stelle, an der Sie sich hämisch freuen sollten? Das war doch genau in Ihrem Sinne, nicht wahr? Die böse Katey Tyler hinter Gittern. Tja, und genau da bin ich letzten Endes auch gelandet, zusammen mit meiner Magd und meinem Kutscher, der aus dem Grunde übrigens auch gekündigt hat.«
»Wie kommt es, dass der Wachtmeister Ihnen nicht geglaubt hat?«
»O doch, das hat er. Aber er hatte nicht den Mut, mich ohne Zustimmung der Malorys gehen zu lassen. Selbst im Norden kennt man die Familie. Erst am Mittag des nächsten Tages, als der Bote, den er ausgesandt hatte, mit Judiths Aussage zurückkehrte, hat er uns freigelassen.«
»Sie können sich gar nicht vorstellen, wie leid mir das alles tut, Katey.«
Boyd hatte mit belegter Stimme gesprochen, und Katey
Weitere Kostenlose Bücher