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Malory 09 - Der geheimnisvolle Verführer

Malory 09 - Der geheimnisvolle Verführer

Titel: Malory 09 - Der geheimnisvolle Verführer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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ausgehen können, wenn er es verdient hätte, dass sie ihm vergab?
     

Kapitel 22
    Obschon es in Gardener so üblich war, dass die Dorfbewohner sich an Sonn- und Feiertagen trafen, um ein wenig zu plaudern, hatte Katey von ihrer Mutter die Kunst der Konversation gelernt, wie sie ihr Jahre zuvor beigebracht worden war. Besuche bei Regenwetter standen ganz oben auf der Liste der Dinge, die es tunlichst zu vermeiden galt. Es schickte sich nicht, die Eingangshalle der Gastgeber vollzutropfen und edle Läufer mit Dreck zu besudeln. Regenbesuche schürten einzig die Gefahr, nie wieder eingeladen zu werden. Es gab zwar in Gardener keine sonderlich wertvolle Auslegware, doch Adeline war es wichtig gewesen, dieses Wissen an ihre Tochter weiterzureichen.
    Als Katey am nächsten Morgen aus dem Fenster sah, erwartete sie dahinter nicht nur Nieselregen, sondern ein Platzregen, wie er im Buche stand. Es gab auch keinen Grund zur Annahme, dass der Wolkenbruch so bald sein Ende finden würde. Sie wartete eine Stunde, dann eine weitere, bis sie entschied, den Besuch bei den Millards nochmals um einen Tag zu verschieben. Solange gesichert war, dass sie und Grace am nächsten Abend wieder in London wären, um am darauffolgenden Tag ihre Kajüte auf dem Schiff nach Frankreich zu beziehen, konnte sie sich den Luxus erlauben, einen weiteren Tag auf Haverston zu verbringen. Ferner war es ohnehin denkbar, dass sie ihren Besuch in Gloucestershire ausdehnte – je nachdem, wie die Familienzusammenführung verlief.
    Bei ihrer Ankunft in Haverston am Vortag war Katey gar nicht mehr aus dem Staunen herausgekommen. Sir Anthonys stattlicher Wohnsitz bestach durch seine raffinierte Eleganz und die geräumigen, lichtdurchfluteten Zimmer, die eine schier unglaubliche Wärme versprühten.
    Bisher war es ihr noch nicht vergönnt gewesen, den seitens der Malorys so viel gelobten Gewächshäusern einen Besuch abzustatten und die zum Zierobjekt umfunktionierte Kutsche in Augenschein zu nehmen. Eigentlich war geplant gewesen, dass sie nach dem Abendessen des Vortages einen Ausflug dorthin machte, um sich die Kutsche bei Kerzenschein anzusehen, aber Katey hatte sich nach ihrem Zusammenstoß mit Boyd in ihrem Zimmer verschanzt und entschieden, es nach dem Frühstück nachzuholen.
    Obwohl es nicht danach aussah, als würde der Regen in absehbarer Zeit nachlassen, hielt sie an ihrem Vorhaben fest. Als sie einen Bediensteten auf »die Kutsche« ansprach, wusste dieser sogleich, was sie meinte, und deutete auf das größte der vielen Gewächshäuser hinter dem Haus. Als er ihr einen Regenschirm anbot, lehnte Katey dankend ab und lief los, weil der Weg nicht allzu weit war. Vollkommen durchnässt kam sie an ihrem Ziel an.
    Judith hatte nicht übertrieben, was Jasons Liebe für Pflanzen betraf.
    Obwohl sie bis auf die Haut nass war, war ihr nicht im Geringsten kalt, bot das Gewächshaus doch eine angenehm schwüle Wärme. Vor ihr erstreckte sich ein schmaler Pfad durch die üppige Botanik. Ein Teil der exotisch anmutenden Pflanzen wuchs in Töpfen, andere kletterten an Spalieren hoch, und wieder andere hingen von den Dachstreben. Als die französische Kutsche in Sicht kam, verlangsamte Katey die Schritte. Ihre Augen weiteten sich. Es war, als sollte sie aus dem Staunen nicht mehr herauskommen. Der Hausherr hatte einen ausladenden Kronleuchter über der Kutsche anbringen lassen – und das in einem Gewächshaus. Ein Bediensteter war gerade dabei, die Kerzen zu entzünden.
    Überwältigt von dem eigenartigen Anblick, fragte sie den Diener: »Am helllichten Tag?«
    Der ältere Mann antwortete lächelnd: »Sir Malory lässt die Kerzen nur an dunklen Tagen wie heute anzünden, Miss.«
    Katey ließ sich auf einer Bank nieder, von der aus sich ein guter Blick auf die Kutsche bot. Als der Diener mit seiner Aufgabe fertig war, empfahl er sich.
    Welch ein atemberaubender Anblick! Dadurch, dass die Räder der Kutsche abmontiert worden waren, sah es aus, als wüchse das von Blumen und Ranken ummantelte Gefährt, das in Weiß und Gold erstrahlte, in der reichhaltigen Erde. Nur zu gut konnte Katey sich vorstellen, dass der Betrachter geblendet war, wenn die Sonne durch die Fenster schien. Jetzt hingegen tauchten die vielen Kerzen das märchenhafte Gefährt in eine besonders anheimelnde Stimmung, die durch den prasselnden Regen ergänzt wurde. Katey kam es so vor, als wäre die Zeit stehen geblieben und hätte sie an diesem traumhaften Ort vergessen.
    Ganz allmählich färbte

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