Malory
möchtest du auch etwas abbekommen?«
»Fühlst dich stark nach deinem Sieg, was? Also, komm, das ist sowieso längst fällig.«
Sie legten ihre Mäntel ab und stellten sich in der Mitte des Gehsteigs auf. Wie üblich teilte James als erster aus, Warren torkelte ein paar Meter rückwärts.
»Du hättest bei deinem Training besser aufpassen sollen«, spottete James.
Warren versuchte, ruhig zu bleiben: »Warum versuchst du’s nicht noch einmal?«
Diesmal war er vorbereitet, so daß James über seine Schulter flog. »Was sagtest du eben?« höhnte Warren nun seinerseits.
Dann verstummten sie, denn dieser Kampf verlief nicht so glatt wie der gestrige. Warren hatte nur wenig von Taishi gelernt und schon gar keine Angriffsschläge. Doch es gelang ihm, sich zu verteidigen und James mehrere Male aus dem Konzept zu bringen, so daß er ein paar deftige Treffer landen konnte. Und er vermochte James’ Fäusten immer wieder auszuweichen in diesem ziemlich brutalen, zehn Minuten dauern-den Kampf. Fast gleichzeitig erkannten beide, daß wohl keiner als Sieger hervorgehen würde.
»Unentschieden«, sagte James verdrießlich. »Ich kann’s kaum glauben.«
Warren hob seinen Mantel auf. »Ich weiß nicht, wie’s dir geht, Malory, aber ich bin mit dem Unentschieden für’s erste ganz zufrieden.«
»Für’s erste«, brummte James und warf Warren einen argwöhnischen Blick zu. »Von Tony hast du diese Tricks aber nicht gelernt.«
»Nein, von meinem neuen Schiffsjungen.«
»Deinem neuen Schiffsjungen? Sehr witzig, Yankee.«
Das dachte Warren auch. Aber seine gute Laune hielt nur so lange an, bis James verschwunden war, und sie verschlechter-te sich drastisch, als sich der Butler standhaft weigerte, ihn ins Haus zu lassen – erst nachdem Warren gedroht hatte, ihn nie-derzuschlagen, gab er nach.
Während Warren im Salon auf und ab lief, stellte er sich die Frage, ob der Butler Amy wohl von seiner Anwesenheit informiert hatte oder ob er Verstärkung holte, um ihn hinauszuwer-fen. Seine Wangen pochten vor Schmerz, seine Handgelenke brannten, und in der Magengegend spürte er immer noch James’ Fäuste. Er hoffte nur, daß James sein blaues Auge und seine aufgeplatzten Lippen ebenso spürte.
Amy kam die Treppen heruntergerannt und war ganz außer Atem, als sie den Salon betrat. Erst jetzt, als sie Warren mit eigenen Augen sah, konnte sie glauben, daß man sich keinen Scherz mit ihr erlaubt hatte. Und da war er nun – guter Gott, sie hätte schwören können, daß Steven gestern abend keinen einzigen Treffer bei ihm gelandet hatte.
Wortlos kam er auf Amy zu, und ihr Herz klopfte bis zum Hals. Er schloß rasch die Tür, packte Amy an der Hand und zog sie zum Sofa hinüber. Bis dahin war sie einverstanden –
dann jedoch setzte er sich hin und legte sie übers Knie.
»Warte!« schrie sie auf. »Was machst du da? Nein, du hättest mich warnen müssen – Warren!«
Der erste Schlag klatschte auf ihr Hinterteil. »Das ist für deinen Versuch, mich eifersüchtig zu machen.«
»Und wenn es nicht mit Absicht war?« jammerte sie.
»Dann eben dafür, daß es nicht absichtlich war.« Der zweite Schlag folgte. »Das hätte ich bereits« – noch ein Schlag –
»auf dem Schiff erledigen sollen«, – noch einer – »als du Taishi ausgetrickst hast, um in meine Kabine zu gelangen.«
Das hätte er nicht erwähnen sollen, denn er weckte damit schmerzliche Erinnerungen an eine wunderbare, gemeinsam verbrachte Nacht. Es folgte kein weiterer Schlag mehr. Statt dessen drehte er sie mit einem Seufzer um.
»Hör auf mit dem Geschrei«, sagte er barsch. »Wir wissen beide, daß es nicht weh getan hat.«
Amy verstummte und starrte ihn an. »Es hätte aber weh tun können.«
»Nein, hätte es nicht.«
Die Tür flog auf. Beide drehten sich um und erblickten den Butler. Wie aus einem Munde riefen sie: »Raus!«
»Aber gnädiges Fräulein ...«
»Es war nur eine verdammte Maus«, schnitt sie ihm das Wort ab. »Sie ist verschwunden. Aber wie Sie sehen, lasse ich mich auf kein Risiko ein.« Um das zu beweisen, zog sie schnell die Füße hoch. »Und nun machen Sie die Tür hinter sich zu.«
Erstaunt und verwirrt tat der Butler, wie ihm geheißen.
Amy wandte sich wieder Warren zu und sah, daß er die Stirn runzelte.
»Lügst du immer mit dieser Unschuldsmiene?«
»Darüber brauchst du dir nun wirklich keine Sorgen zu machen, ich habe mir nämlich geschworen, dir gegenüber immer aufrichtig zu sein. Ich erwarte natürlich nicht, daß
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