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Malory

Malory

Titel: Malory Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 04. Wer die Sehnsucht nicht kennt
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diesen Addington auf der Stelle in die Mangel genommen, wenn dir ein anderer als Warren diese Geschichte erzählt hätte. Glaubst du ihm etwa nicht?«
    »Ganz im Gegenteil, meine Liebe. Ich habe nicht den geringsten Zweifel, daß Addington ein Schurke ist, wie dein Bruder ihn beschrieben hat.«
    »Warum schwörst du dann nicht, daß du dem Schurken den Kragen umdrehen wirst?«
    »Um deinem Bruder das Vergnügen zu versagen? Kommt gar nicht in Frage, wo sein Temperament so verdammt unterhaltsam ist.«
    Kapitel 42
    Es war eine der üblichen langweiligen Gartenpartys, bei denen an die hundert Gäste versuchten, sich an Rasenspielen und Scharaden zu amüsieren, während die Hausfrau Stoßgebete zum Himmel schickte, daß es nicht regnen möge. James wäre nicht hingegangen, hätte er nicht erfahren, daß auch Amy und Steven Addington kommen wollten. Nicht, daß er sich etwas Spannendes davon versprochen hätte – außer Warren tauchte noch auf. Und irgendwie hatte er das Gefühl, daß sein Schwager erscheinen würde.
    Dieses Gefühl aber war längst vergessen, als es zu dämmern begann und Tische auf dem Rasen aufgestellt wurden, um die Gäste zu bewirten. Das Essen gestaltete sich so langweilig wie immer; die neuesten Gerüchte machten die Runde, während sich die Gäste von Tisch zu Tisch bewegten. Es gab nichts, was nicht schon in James’ Club diskutiert worden wäre. Er wollte eben seine Frau zum Aufbruch bewegen, als er Warren aus dem Haus auf die Terrasse treten sah.
    James sah sich augenblicklich nach Amy um, die an Addingtons Seite saß. Sie machte nicht gerade den Eindruck, sich zu amüsieren, hörte kaum den großspurigen Ausführungen des Amerikaners zu. James wandte sich erneut um, weil er wissen wollte, wie lange Warren brauchen würde, um sie zu entdecken. Warren brauchte nicht lange dazu.
    »Hitzkopf«, murmelte James. Weiß er denn nicht, daß man solche Dinge unter vier Augen erledigt?«
    Georgina wandte sich ihm zu und fragte: »Worüber regst du dich denn so auf?«
    »Über deinen Bruder.«
    »Welchen?«
    »Über den, der uns jetzt gleich ein wenig unterhalten wird.«
    Georgina fuhr herum, und als sie Warren über den Rasen auf Amys Tisch zusteuern sah, wollte sie schon aufspringen.
    Doch James drückte sie behutsam auf ihren Stuhl zurück.
    »Was hast du vor?« fragte er sie.
    »Ihn zurückhalten, natürlich.«
    »Reiß dich zusammen, George! Nur um das zu sehen, bin ich hier. Ich dachte allerdings, er würde ihn nur herausfordern. Dabei hätte ich mir gleich denken können, daß dein Bruder es nicht auf die zivilisierte Weise tut.«
    Georgina ergriff sofort für Warren Partei. »Noch hat er nichts getan – und wie in drei Teufels Namen konntest du wissen, daß er herkommt?«
    »Vielleicht, weil er einen anonymen Brief bekommen hat, in dem steht, daß Amy mit ihrem Verehrer hier sein würde.«
    »Doch wohl nicht von dir!«
    Er zog lediglich eine Braue hoch, nicht im geringsten beeindruckt von ihrem Zorn. Er bemühte sich auch nicht, ihr zu erklä-
    ren, daß er sich längst mit der Tatsache abgefunden hatte, wie bedauerlich sie auch sein mochte, daß Warren Amy heiraten mußte, nachdem er sie derart kompromittiert hatte. Da James Warrens mangelnde Bereitschaft als einzigen Stolperstein ansah, freiwillig um ihre Hand anzuhalten, hatte er beschlossen, ihm ein wenig auf die Sprünge zu helfen.
    »Und warum nicht?« war alles, was er seiner Frau antwortete.
    »James Malory!«
    »Psst, Liebling«, raunte er ihr zu. »Er hat sein Ziel erreicht.«
    Und das hatte er tatsächlich. Warren verschwendete keine Zeit mit Höflichkeiten oder gar mit einer Verbeugung. Die langen Jahre des Grolls ließen ihn gleich zur Sache kommen. Er hob Amy von ihrem Stuhl und schob sie beiseite, um freie Bahn zu haben, bevor er Steven einen ersten Schlag versetzte.
    Dieser sprang auf, schwankte und kam auf ihn zugetaumelt.
    Die Damen im Umkreis stießen spitze Schreie aus, während ihre Männer neugierig näher kamen und anfingen, Wetten abzuschließen. James gesellte sich dazu und stellte sich neben Amy, um sie gegebenenfalls daran zu hindern, sich einzumischen.
    »Wie fühlt man sich so, Kleines, wenn sich die Männer um einen schlagen?« fragte er, als sich Steven zum zweiten Mal mühsam hochrappelte.
    »Das kann ich dir erst sagen, wenn ich sehe, wer gewinnt.«
    »Das dürfte doch wohl jetzt schon feststehen, oder?«
    Amy gab ihm keine Antwort, doch James konnte das heimliche Lächeln auf ihren Lippen erkennen. Er seufzte,

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