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Malory

Malory

Titel: Malory Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 04. Wer die Sehnsucht nicht kennt
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weil er wußte, daß das kleine Biest zu sehr an diesem Schurken hing, um ihn aufzugeben. Warum, zum Teufel, konnte sie nicht wan-kelmütig wie die meisten Frauen sein und Warren fallenlassen, bevor sie in ihr Unglück rannte?
    In der Hitze des Gefechts wurden Tische umgestürzt, und die Gastgeberin geriet in helle Aufregung. Warren versetzte Steven noch zwei Haken, wie er es von Anthony gelernt hatte, obwohl von Anfang an klar war, daß er keine besonderen Tricks benötigte, um Steven zu besiegen. Der Mann war nicht in Form, kam schnell außer Atem und konnte seine rasche Niederlage nicht verhindern.
    Doch Warren war noch nicht fertig mit ihm. Er nahm ein Glas von einem der noch stehenden Tische und kippte dessen Inhalt Steven ins Gesicht.
    Dieser hustete und spuckte das Zeug wieder aus, bevor er die Augen aufschlug und feststellte, daß er gerade am Hemd-kragen gepackt und hochgezogen wurde und Warrens ruhige, eiskalte Stimme zu hören bekam: »Du läßt die Finger von ihr, Addington, wenn du nur ein bißchen Grips im Hirn hast, und nimmst das nächste Schiff, das die Stadt verläßt. Und diesen guten Rat gebe ich dir nur einmal: Mische dich nie wieder in mein Leben ein, sonst kannst du gleich einen Strick nehmen!«
    Warren unterstrich seine Drohung mit einem weiteren Hieb in Stevens Gesicht. Er selbst hatte keinen einzigen Schlag abbekommen, doch er blieb nicht stehen, um seinen Triumph auszukosten. Ohne ein weiteres Wort drehte er sich um und schritt davon.
    »Nun, Kleines, weißt du jetzt, wie du dich fühlst?« fragte James amüsiert.
    Sie seufzte. »Eines muß man ihm lassen. Er gibt dem Wort
    ›Starrsinn‹ eine neue Bedeutung.«
    »Das läßt sich nicht leugnen«, lachte James.
    Amy konnte vor Aufregung die ganze Nacht nicht schlafen. Es war alles so gekommen, auch mit Addington, wie sie es sich erhofft hatte – bis auf einen Punkt: Warren hätte nach seinem Triumph nicht einfach davonlaufen dürfen. Er hätte vor ihr auf die Knie sinken und sie anflehen müssen, ihn zu heiraten –
    ach, vielleicht nicht ganz so dramatisch, aber einen offiziellen Antrag hätte er ihr schon machen können. Aber nein, er hatte sie nicht einmal begrüßt.
    Sie konnte es drehen und wenden, wie sie wollte, eines war sicher: Sie hatte ihre letzte Karte gespielt. Sie hatte keine Ideen mehr und kaum noch Hoffnung. Diese verdammte innere Stimme, auf die sie sich so verlassen hatte, war ihr wohl abhanden gekommen.
    Das Schlimmste aber war, daß sie fürchten mußte, ihn nie wiederzusehen. Er würde davonsegeln, zurück nach Amerika, ohne ihr auch nur Lebewohl zu sagen. Und dieses Mal würde sie ihn ziehen lassen. Sie würde nicht versuchen, ihn zurückzuhalten. Sie würde ihm nicht nachlaufen, nicht wieder versuchen, ihn zu verführen, auch wenn sie ihren Verführungskünsten die schönsten Stunden ihres Lebens zu verdanken hatte.
    Sie mußte den Tatsachen ins Auge sehen und durfte ihn nicht länger bedrängen. Warren hatte sich klar genug ausgedrückt.
    Wie oft sollte sie sich noch zurückweisen lassen, bis sie endlich Vernunft annahm?
    Doch es tat weh, vernünftig zu sein, verdammt weh.
    Kapitel 43
    Auf dem Weg zu seinem Club hielt James am Grosvenor Square an, doch sein Bruder war beschäftigt. Charlotte machte ihre morgendlichen Besorgungen, und Amy war für Besucher nicht zu sprechen.
    James lachte in sich hinein, als er zu seiner Kutsche zurückging. »Für Besucher nicht zu sprechen«, hatte der Butler wie-derholt, und James hegte nicht den geringsten Zweifel, daß Amy das wortwörtlich so gesagt hatte. Das Mädchen war wirklich umwerfend in ihrer Direktheit.
    Er wollte eben in seine Kutsche steigen, als eine zweite hinter ihm hielt. Er hätte Warren wohl nicht gesehen, wäre dieser nicht augenblicklich aus dem Wagen gesprungen, um schnurstracks zum Haus zu eilen. James stellte sich ihm in den Weg.
    »Pech gehabt«, sagte er. »Sie empfängt heute keinen Besuch.«
    »Mich wird sie schon empfangen«, antwortete Warren knapp und machte einen Bogen um seinen Schwager.
    »Moment mal, Yankee. Du bist doch wohl nicht gekommen, um ihr einen Antrag zu machen, oder?«
    »Nein.«
    »Gut zu wissen«, meinte James lachend. »Ich hatte nämlich schon die Befürchtung, nachdem du dem Mädchen gestern abend deine Liebe so schön unter Beweis gestellt hast.«
    Warren stutzte. »Addington hatte die Prügel verdient.«
    »Natürlich, altes Haus. Und du bist den weiten Weg hierher-gesegelt nur um ihm eins zu verpassen?«
    »Vielleicht

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