Malory
sich Percy an keine einzige Gelegenheit im vergangenen Jahr erinnern – seit Derek seinen jungen Cousin unter die Fittiche genommen hatte –, bei der Jeremy nicht ein williges Frauenzimmer für ein paar kurzweilige Stunden gefunden hätte, ganz gleich, ob sie nun in einer Taverne, einem teuren Freudenhaus oder einer vornehmen Gesellschaft gelandet waren. Der Junge hatte etwas Diabolisches an sich, wenn es um Frauen ging. Frauen aller Altersstufen, Huren und Damen gleichermaßen, fanden diesen jüngsten Malory einfach unwiderstehlich.
In dieser Hinsicht war er ganz nach seinem Vater James und seinem Onkel Anthony Malory geraten. Die beiden Malory-Brüder, die jüngeren von vieren, hatten in ihren besten Tagen die Stadt mit ihren Affären und Skandalen unsicher gemacht.
Derek, der einzige Sohn des ältesten Malory-Bruders, war ebenso erfolgreich bei Frauen, wenngleich weit diskreter und anspruchsvoller bei der Wahl der Glücklichen, und die wenigen Skandale, in die er verwickelt gewesen war, hatten nichts mit Frauen zu tun gehabt.
Nach einigem Überlegen rief Percy das Mädchen herbei und flüsterte ihr etwas ins Ohr. Die beiden Cousins beobachteten ihn und wußten genau, was er vorhatte: Er bestellte die nächste Runde und wollte heimlich dafür sorgen, daß Jeremys Getränk nicht mit Wasser verdünnt wurde. Nur mit Mühe konnten sich die Cousins das Lachen verkneifen. Doch Derek bemerkte das Stirnrunzeln des Mädchens, das im Begriff war, dem jungen Lord zu erklären, daß keinem der servierten Getränke auch nur ein Tropfen Wasser hinzugefügt worden war. Rasch fing er ihren Blick auf und gab ihr mit einem Augenzwinkern zu verstehen, daß es sich nur um einen Scherz handelte und daß sie das Spiel mitspielen sollte. Sie tat es, gerissen wie sie war, und eilte mit einem verschmitzten Lächeln davon.
Derek würde dafür sorgen müssen, daß die schöne Maid entschädigt wurde, wenn auch auf andere Weise, als sie es sich vielleicht erträumte. Sie hatte ihm die ganze Zeit schmachten-de Blicke zugeworfen, doch da er schon ein anderes Stelldich-ein für die frühen Morgenstunden vereinbart hatte, ermutigte er sie nicht.
Sie waren schon oft in dieser Taverne gewesen, das Mädchen aber war ihnen noch nie begegnet. Er würde sich ein anderes Mal mit ihr vergnügen – sie würden es alle, wenn sie die Stelle lange genug behielt –, doch nicht heute nacht, denn an diesem Abend hatten sie bereits auf dem jährlichen Debü-
tantinnenball der Shepfords große Erfolge verbuchen können.
Jeremy und er waren auf diesen Ball eingeladen worden, weil ihre jüngste Cousine, Amy, dort in die Gesellschaft eingeführt worden war. Sie hatte seit ihrem siebzehnten Lebensjahr schon an ein paar anderen Veranstaltungen teilnehmen dürfen, aber an keinem Ball, und schon gar nicht herausgeputzt wie heute abend. Die Kleine hatte sie alle verblüfft, zumindest die männlichen Vertreter der Familie, und der ganze Malory-Clan war ihr ergeben gewesen. Wann hatte der Teufel die süße, spitzbübische Amy in eine solch entzückende, sinnliche Schönheit verwandelt?
Das war eine gute Frage, um Percy von dem Barmädchen abzulenken. So wie er Percy kannte, und Derek kannte ihn gut, da sie schon seit Jahren dick befreundet waren, mußte er damit rechnen, daß er hinausposaunen würde, was er getan hatte, weil Percy einfach kein Geheimnis für sich behalten konnte, selbst wenn es sein eigenes war.
Um Percy also auf andere Gedanken zu bringen, wandte sich Derek jetzt an Jeremy »Amy hat dich in letzter Zeit zum Begleiter erkoren, wenn ihre Brüder nicht verfügbar waren.
Warum hast du uns nicht gesagt, daß die kleine Göre über Nacht zu einer regelrechten Schönheit erblüht ist?«
Jeremy zuckte nur mit den Achseln. »Wer hat behauptet, daß es über Nacht geschehen ist? Die Kleider, in die Tante Charlotte sie immer gesteckt hat, haben verdeckt, was längst da war, und es war schon seit geraumer Zeit da. Es bedarf nur eines Kennerblicks ...«
Derek verschluckte sich fast, als er sein Lachen unterdrückte.
»Herr im Himmel, sie ist deine Cousine! Du solltest solche Dinge bei einer Cousine gar nicht zur Kenntnis nehmen.«
»Ach, wirklich?« meinte Jeremy »Wo, zum Teufel, steht geschrieben ...«
»Im Sittenkodex deines Vaters, nehme ich an«, erwiderte Derek mit scharfem Blick.
Jeremy seufzte. »Schon möglich. Er hat sich immer furchtbar angestellt, wenn ich Regan etwas länger angeschaut habe, als er es für nötig hielt.«
Regan war
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