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Malory

Malory

Titel: Malory Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 05. Zaertliche Suenderin
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sich an ein solches Verhalten würde gewöhnen müssen. Sie mußte ihre Gefühle in Zukunft einfach hinter einem Schutzschild verbergen, damit solche Bemerkungen sie nicht mehr so verletzen oder beschämen konnten.
    Kelsey wünschte, die Haushälterin würde sich beeilen und endlich gehen. Aber sie murmelte immer noch vor sich hin und hatte offensichtlich immer noch nicht gemerkt, daß Kelsey bereits aufgewacht war. Doch als Kelsey aufmerksamer zuhörte, was die Frau sagte, änderte sie ihre Meinung.
    »Das kommt davon, wenn man auf Hanly hört. Na, was weiß der schon? Sagt mir, sie war’ eine Dirne, die Seine Lordschaft nach Hause mitgebracht hat, und ich gehe hin und glaube ihm auch noch. Ich bin selbst schuld. Ich geb’s ja zu. Ich hätte besser genauer hingese-hen. Man sieht’s an den Knochen. Die Knochen können einen nicht täuschen, und sie hat die richtigen.«
    »Verzeihen Sie bitte .. «
    »Was? Was habe ich zu Ihnen gesagt? Ich hätte sie gestern abend um Verzeihung bitten müssen, Mylady, und ich habe von Anfang an gewußt, daß Sie nicht hier unten hingehören. Es lag an dem Kleid, verstehen Sie. Und außerdem sind meine Augen nicht mehr so gut, wie ich bereits sagte.«
    Kelsey zuckte zusammen, als sie sich in dem harten Bett aufsetzte. Gestern abend hatte sie gar nicht bemerkt, daß es so unbequem war. Du lieber Himmel, die Frau entschuldigte sich. Deshalb hatte sie die ganze Zeit vor sich
    hingemurmelt.
    Aus
    irgendeinem
    unbekannten
    Grund hatte sie beschlossen, sich geirrt zu haben, als sie Kelsey mit einer Kanalratte gleichsetzte. Und wie sollte Kelsey jetzt damit umgehen? Sie wollte gar nicht, daß jemand sie für eine Dame hielt.
    Vielleicht sagte sie besser gar nichts. Sollte doch die Frau denken, was sie wollte. Schließlich würde sie in diesem Haus nicht lange bleiben und nicht jeden Tag mit ihr zu tun haben. Es gab allerdings die Möglichkeit, daß Mrs. Hershal schuldbewußt direkt zu Lord Derek ging, um sich weiter zu entschuldigen, und das wäre auch nicht so gut.
    Deshalb lächelte sie die Frau schwach an und sagte: »Es ist nicht so, wie Sie denken, Mrs. Hershal. Es stimmt zwar, daß das vulgäre Kleid nicht mir gehört, und ich wäre nur zu glücklich, wenn ich es nie wiedersähe, aber ich bin nicht von Adel, ganz bestimmt nicht.«
    »Wie erklären Sie mir dann ...«
    Kelsey unterbrach sie rasch: »Meine Mama war Gouvernante, wissen Sie, und es ging uns nicht so schlecht.
    Sie war fast mein ganzes Leben lang bei der gleichen Familie angestellt, und wir wohnten in einem ähnlich schönen Haus wie diesem hier. Ich hatte sogar das Privileg, von dem gleichen Lehrer unterrichtet zu werden wie die jungen Ladies, um die sich meine Mutter kümmerte — deshalb denken Sie wahrscheinlich, daß ich etwas Besseres bin. Glauben Sie mir, Sie sind nicht die einzige, die sich in mir irrt, weil ich mich so ausdrücke.«
    In der Wiederholung ging ihr die Lüge noch leichter über die Lippen, aber Mrs. Hershal runzelte trotzdem zweifelnd die Stirn und musterte Kelseys Gesicht, als ob sie dort die Wahrheit entdecken könnte. Und genau das wollte sie tatsächlich. »Das erklärt aber nicht ihre Knochen, Mylady. Sie haben die zarten Knochen der Oberschicht.«
    Kelsey dachte fieberhaft nach und sagte dann das einzige, was ihr einfiel. »Nun …, ich weiß nicht, wer mein Vater war.« Das tiefe Erröten, das mit dieser Lüge ein-herging, brauchte sie nicht vorzutäuschen.
    »Also ein Fehltritt?« erwiderte Mrs. Hershal nachdenklich und nickte dann. Diese logische, offene Antwort schien ihr zu gefallen. Dann meinte sie mitfühlend:
    »Nun ja, davon gibt es genug. Sogar Lord Derek, Gott segne ihn, kam auf der falschen Seite zur Welt. Natürlich hat ihn sein Papa, der Marquis, anerkannt und ihn zu seinem Erben gemacht, deshalb hat ihn die Gesellshaft auch akzeptiert, aber das war nicht immer so. Er mußte ziemlich kämpfen – die jungen Leute können so grausam sein, bis sich Lord Eden auf dem College mit ihm anfreundete.«
    Kelsey hatte sicher keine Geschichte über Jeremys Freund Derek erwartet und wußte nicht so recht, was sie darauf sagen sollte. Es ging sie natürlich nichts an, daß er illegitim war, aber da sie gerade behauptet hatte, es auch zu sein, hielt sie es für angebracht, Verständnis zu äußern.
    »Ja, ich weiß, wie das ist.«
    »Da bin ich ganz sicher, Miss, ganz sicher.«
    Als Kelsey hörte, daß Mrs. Hershal sie jetzt mit ›Miss‹
    statt mit ›Mylady‹ anredete, entspannte sie sich.

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