Malory
Miss Langton.«
Auf was? Auf was? Ach ja, warum sie ihn geschlagen hatte. Denk nach, Dummkopf.
»Sie haben mich überrascht«, sagte sie.
»Überrascht?«
»Ja, überrascht. Ich habe nicht erwartet, daß sie mich so angreifen.«
»Sie angreifen ? «
Sie zuckte zusammen bei der Lautstärke seiner Frage.
Was für eine blödsinnige Erklärung. Wie sollte sie es ihm bloß verständlich machen, ohne sich als Idiotin hinzustellen? Warum hatte sie nicht sofort gefragt, wer von den dreien sie gekauft hatte? Sie hätte einfach fragen sollen. Eigentlich hätten sie es ihr sagen müssen.
Auf jeden Fall hätte sie nicht einfach ihre Schlußfolge-rungen ziehen dürfen.
»Das war unglücklich ausgedrückt«, gab sie zu. »Aber ich bin nicht daran gewöhnt, von Männern auf den Schoß gezogen zu werden, und .. nun ja, wie ich bereits sagte, es überraschte mich und .. und ich habe reagiert, ohne nachzudenken ...«
Sie brachte den Satz nicht zu Ende. Er blickte immer noch finster, und ihr fiel keine Entschuldigung mehr ein. Es blieb ihr wohl nichts anderes übrig, als die Wahrheit zu sagen.
»Na gut, wenn Sie es unbedingt wissen wollen – ich konnte nicht sehen, wer von Ihnen auf mich geboten hatte. Ich hörte nur, wie der Name Lord Malory fiel, und als Jeremy mit Lord Malory angeredet wurde ...«
»Du lieber Himmel!« rief er aus. »Sie haben gedacht, mein Cousin Jeremy hätte Sie gekauft?«
Seine Verblüffung war ihm deutlich anzusehen. Kelsey nickte errötend.
»Auch noch, als ich Sie in mein Haus brachte?« wollte er wissen.
Sie nickte wieder, fügte jedoch hinzu: »Sie sagten, es sei nur für eine Zeitlang. Ich nahm an, daß Jeremy, da er noch so jung ist, bei seinen Eltern wohnt, und daß er Sie deshalb gebeten hatte, mich für die Nacht unterzubringen. Warum, glauben Sie, habe ich sonst gefragt, ob wir ihn heute morgen abholen?«
Er verwirrte sie mit seinem Lächeln. »Mein liebes Kind, ich habe mir schon Sorgen gemacht, daß Sie sich in den Burschen verguckt hätten. Das wäre nichts so Besonderes. Trotz seines zarten Alters hat er diese Wirkung auf das schwache Geschlecht.«
»Ja, er sieht ungewöhnlich gut aus«, gab sie zu, wünschte jedoch sofort, sie hätte es nicht gesagt. Sein Lächeln erlosch.
»Vermutlich sind Sie jetzt enttäuscht, daß Sie statt dessen bei mir sind.«
Es war wirklich unglücklich, daß er diese Frage stellte.
Die Wahrheit stand ihr im Gesicht geschrieben, obwohl sie zu einer Lüge griff, um ihn zu beruhigen. »Nein, natürlich nicht.«
Sie
sah
sofort
an
seinem
skeptischen
Gesichtsaus-
druck, daß er ihr nicht glaubte, aber sie wollte die Dinge nicht noch schlimmer machen, indem sie versuchte, es ihm zu erklären. Sie war einfach von Jeremys gutem Aussehen überwältigt gewesen, aber dieser Malory wühlte etwas in ihr auf, das sie nicht verstehen konnte. Sie hatte angenommen, daß es mit Jeremy ganz einfach sein könnte, aber mit diesem Mann würde es ganz und gar nicht einfach sein. Jeremy hätte sie bei weitem vorgezogen, denn mit ihm wäre bestimmt eine
vollkommen
unkomplizierte
Beziehung
möglich
gewesen.
Als er schwieg und sie einfach nur weiterhin zweifelnd ansah, sagte sie steif: »Ich kann Ihnen versichern, Lord Malory, daß ich Sie den beiden anderen Herren, die Sie überboten haben, in jeder Hinsicht vorziehe.
Es war mir jedoch keineswegs bewußt, daß meine Vorlieben in Ihrer Transaktion überhaupt eine Rolle spielen. Ich wurde nicht gefragt, ob Sie mir recht sind. Das war nicht Bestandteil des Handels, auf den ich mich eingelassen habe. Oder wäre Ihnen das lieber gewesen?«
Ihre Aufrichtigkeit brachte ihn wieder zum Lächeln, wenn es auch nicht seine Augen erreichte. Auch sein Tonfall war eher nüchtern, als er entgegnete: »Gut pariert, meine Liebe. Vielleicht sollten wir noch einmal von vorne anfangen. Kommen Sie her, und ich werde mich bemühen, Sie vergessen zu lassen, daß nicht Jeremy hier sitzt. Und Sie können sich bemühen, mich glauben zu lassen, daß Sie es vergessen haben.«
Sie starrte auf seine Hand, die er ihr entgegenstreckte und die sie nicht gut ablehnen konnte. In ihrem Magen jedoch regten sich bereits wieder diese seltsamen Ge-fühle, und als sie schließlich ihre Hand in seine legte, keuchte sie beinahe auf, so stark wurde das Gefühl.
»Viel besser«, sagte Derek und zog sie wieder auf seinen Schoß.
Kelsey hatte das Gefühl, daß ihre Wange in Erwartung seines Kusses brannte. Doch er küßte sie nicht. Er schaukelte sie nur
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