Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Malory

Malory

Titel: Malory Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 05. Zaertliche Suenderin
Vom Netzwerk:
Mrs.
    Hershal wirkte jetzt auch nicht mehr so gereizt, offensichtlich stellte es sie zufrieden, daß ihr Irrtum nicht zu schwerwiegend gewesen war, so daß sie keinerlei Probleme deswegen zu erwarten hatte.
    Und rasch zog die Haushälterin ihre eigenen Schlüsse.
    »Dann hatten Sie also ein bißchen Ärger, und Lord Derek hat Ihnen geholfen?«
    Einfach ›Ja‹ zu sagen und es dabei bewenden zu lassen, wäre das einfachste gewesen, aber die Haushälterin war zu neugierig, um ihr Schweigen zu akzeptieren.
    »Oder kennen Sie Seine Lordschaft schon lange?«
    »Nein, keineswegs. Ich war ... ohne Unterkunft. Ich kenne diese Stadt nicht, wissen Sie, ich war gerade erst angekommen und hatte zwar das Glück, gleich eine Unterkunft zu finden, aber leider geriet das Haus in Brand. Deshalb trug ich auch dieses entsetzliche Kleid.
    Jemand hatte es mir geliehen, bevor man meinen Koffer wiedergefunden hat, und ... Lord Derek war zufällig vorbeigefahren, sah den Rauch und hielt an, um zu helfen.«
    Kelsey war ziemlich stolz auf ihren Einfall, ein Feuer zu erfinden, um sowohl das Kleid als auch ihre Anwesenheit hier zu erklären. Die Haushälterin nickte zustimmend.
    »Ja, unser Lord Derek hat ein gutes Herz. Ich weiß noch, wie er einmal …«
    In diesem Augenblick unterbrach ein Klopfen an der Tür ihren Redefluß. Eine junge Zofe steckte den Kopf herein und sagte: »Die Kutsche ist vorgefahren, und Seine Lordschaft wartet.«
    »Du meine Güte, so früh?« Mrs. Hershal winkte dem Mädchen zu gehen und blickte dann Kelsey an. »Nun ja, dann habe ich also keine Zeit mehr, das Kleid zu bügeln. Aber ich glaube, ich habe die Falten auch so gut herausbekommen und verlasse Sie jetzt, damit Sie sich fertigmachen können. Leider ist auch keine Zeit mehr zum Frühstücken, aber ich werde Cook sagen, er soll Ihnen etwas zum Mitnehmen in einen Korb packen.«
    »Das ist nicht nö ...«, begann Kelsey rasch, aber die Haushälterin war bereits aus der Tür.
    Kelsey seufzte und hoffte, die ungeheure Lüge, die sie gerade erzählt hatte, bliebe ohne Folgen. Aber eigentlich spielte es auch keine Rolle, sie würde schließlich ja nicht hier wohnen.
    Allerdings behagte ihr die ganze Lügerei überhaupt nicht. Sie war auch nicht besonders gut darin, da sie einfach keine Übung hatte. Sie und Jean waren zu absoluter Aufrichtigkeit erzogen worden, und keine von ihnen hatte je Grund gehabt, von diesem Weg abzuwei-chen – zumindest Kelsey nicht, bis jetzt.
    Der Tee war nicht mehr besonders heiß, aber sie trank rasch einen Schluck, während sie sich eilig wusch und anzog. Einen Augenblick lang überlegte sie, ob sie das rote Kleid einfach dalassen sollte, aber dann fiel ihr ein, daß May ihr bei Lonny den Rat gegeben hatte, für ihren Liebhaber immer besonders gut und reiz-voll auszusehen, und sie besaß kein anderes Kleid, das in letztere Kategorie fiel. Sie mochte ja das Kleid entsetzlich finden, aber Männer taten das offenbar nicht, denn sonst wären die Gebote bestimmt nicht so hoch gegangen.
    Aber sollte sie es je noch einmal tragen, dann nur spät am Abend und hinter geschlossenen Türen. Für heute zog sie das Kleid an, das Mrs. Hershal ausgepackt hatte, ein beigefarbenes, dickes Wollkleid, das zu ihrer kurzen Jacke paßte. O Gott, es tat richtig gut, sich endlich wieder anständig anzuziehen, auch wenn ›anständig‹ zu sein nicht zu ihren zukünftigen Aufgaben gehören würde.
    Als sie die Treppe herunterkam, stand Lord Derek bereits wartend in der Halle und schlug ungeduldig mit seinen Handschuhen gegen die Hüfte. Jeremy war nicht da. Im hellen Tageslicht sah der Lord anders aus, allerdings nicht weniger gut.
    Eigentlich konnte man in der lichtdurchfluteten Halle sogar noch besser registrieren, wie gut er aussah, mit seiner hohen, schlanken Gestalt, dem feingezeichneten Gesicht und ... seine Augen waren eigentlich haselnuß-
    braun. Anscheinend hatten sie nur in der Beleuchtung gestern abend grün gewirkt.
    Diese Augen musterten sie nun kritisch und gaben ihr das Gefühl, daß er ihren züchtigen Aufzug keineswegs schätzte. Damit hatte sie gerechnet. Natürlich sah sie jetzt wie eine Dame aus, und das hatte er bestimmt nicht erwartet. Aber schließlich mußte sie ja auch nicht ihm gefallen, deshalb machte sie sich darüber keine Gedanken.
    Sie hatte angenommen, daß »Seine Lordschaft wartet«
    bedeuten würde, daß Jeremy gekommen wäre, um sie abzuholen, aber der jüngere Lord war nirgendwo zu sehen. Vielleicht saß er ja in der

Weitere Kostenlose Bücher