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Malory

Malory

Titel: Malory Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 03. Sturmwind der Zaertlichkeit
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das richtig? Diese knappen Mieder sind nun mal der letzte Schrei.« Und breit grinsend fügte er hinzu: »Gott sei Dank.«
    Das trug ihm später finstere Blicke von Warren ein, der bei der Begrüßung der Gäste jeden Mann warnend anfunkelte, der Georgina etwas zu lange ansah. Keinem anderen allerdings fiel irgend etwas an Georginas hinreißendem Kleid auf. Verglichen mit einigen gewagten Modellen diverser Nachbarinnen, war ihres direkt noch züchtig.
    Wie in einer Seefahrerstadt üblich, waren auch diesmal die Damen in der Überzahl und trotz der kurzfristigen Einla-dung waren die meisten Gäste erschienen. Der größte Trubel herrschte im Salon, doch auch die oberen Räume füllten sich im Verlaufe des Abends rasch.
    Georgina amüsierte sich blendend, obwohl Warren kaum von ihrer Seite wich. Zumindest machte er wieder ein freundlicheres Gesicht. Auch Boyd bewachte sie wie ein Schießhund und war sofort zur Stelle, sobald sich ihr ein Mann näherte, wobei das Alter keine Rolle spielte. Drew hielt sich ebenfalls immer in Sichtweite auf, aber nur, um seine beiden Brüder zu beobachten, deren Betulichkeit ihn grenzenlos amüsierte.
    »Clinton hat uns berichtet, daß du bald nach New Haven reist?«
    »Ja, höchstwahrscheinlich«, gab sie der untersetzten Dame zur Antwort, die sich soeben ihrer Runde angeschlossen hatte.
    Mrs. Wiggins hatte einen Bauern geheiratet, stammte aber aus der Stadt und hatte sich nie richtig an das Landleben ge-wöhnen können. Graziös klappte sie einen verzierten Fächer auf und wedelte sich frische Luft zu. Es wurde tatsächlich heiß in diesem überfüllten Raum.
    »Sie sind doch gerade erst aus England zurückgekehrt?«
    wechselte die ältere Dame das Thema. »Wie hat es Ihnen denn gefallen?«
    »Entsetzlich«, erklärte Georgina mit ernster Miene. »Über-völkert, voll von Bettlern und Dieben.« Die wunderschöne Landschaft und die hübschen Dörfer erwähnte sie nicht.
    »Siehst du, Arnos?« wandte sich Mrs. Wiggins an ihren Gatten. »Genau wie wir es uns vorgestellt haben. Eine Brut-stätte des Abschaums.«
    Soweit wäre Georgina in ihrem Urteil nicht gegangen. Zugegeben, London hat fraglos zwei Gesichter - hier die Armen und dort die Reichen. Die Reichen waren wahrscheinlich keine Diebe, aber der Lord aus ihren Reihen, den sie kennengelernt hatte, war schlimmer als alles Gesindel zusammen.
    »Glücklicherweise haben Sie sich ja nicht allzulange dort aufgehalten«, fuhr Mrs. Wiggins fort.
    »Ja«, stimmte ihr Georgina zu, »ich konnte meine Angelegenheiten schnell erledigen.«
    Es war nicht zu übersehen, daß die Dame darauf brannte, zu erfahren, was sie dort zu erledigen hatte, doch zu fragen verbot leider der Anstand. Und Georgina dachte natürlich nicht im Traum daran, ihr zu erzählen, daß sie betrogen und sitzengelassen worden war. Im Innersten ärgerte sie sich nämlich immer noch, daß sie so töricht gewesen war, an einer Kleinmädchenromanze zu lange festzuhalten. Liebe konnte sie nicht als Entschuldigung vorschützen, denn was sie für Malcolm empfunden hatte war nichts im Vergleich zu den Gefühlen, die sie für James Malory hegte.
    Daß ihr plötzlich das unbestimmte Gefühl einer Vorah-nung wie ein prickelnder Schauer den Rücken herunterlief, dafür machte sie den Namen verantwortlich, der noch immer in ihren Gedanken herumgeisterte, als sie sah, wie Mrs.
    Wiggings recht fasziniert in Richtung Tür starrte. Natürlich war ihre auflodernde Hoffnung völlig absurd. Ein Blick zur Tür, und sie würde zerplatzen wie eine Seifenblase. Doch sie brachte es nicht fertig. Sie wollte sich diesen köstlichen Hoffnungsschimmer noch einen kurzen Augenblick lang bewahren, bevor unweigerlich die Ernüchterung kommen würde.
    »Wer ist das denn?« brachte Mrs. Wiggings Georginas sü-
    ßes Luftschloß zum Einstürzen. »Jemand von der Mannschaft deiner Brüder?«
    Wahrscheinlich. Ganz bestimmt. Sie heuerten unterwegs oft Seeleute an und die neuen Gesichter erregten stets Neugierde hier in Bridgeport. Sie drehte sich immer noch nicht um.
    »Er sieht gar nicht aus wie ein Seemann«, stellte Mrs. Wiggings irritiert fest.
    »Tatsächlich nicht«, kam es überraschenderweise von Boyd, der die ganze Zeit neben ihr stand und den Georgina total vergessen hatte.
    »Er kommt mir irgendwie bekannt vor, ich hab ihn schon irgendwann einmal gesehen ich kann mich nur nicht erinnern wo.«
    Da gingen sie dahin, ihre Hoffnungen, dachte Georgina enttäuscht. Ihr Puls beruhigte sich und sie konnte wieder

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