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Malory

Malory

Titel: Malory Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 03. Sturmwind der Zaertlichkeit
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Connie ein wenig ausgefragt, und der hatte ihr erzählt, daß James einen Agenten gefunden hatte, der seine Geschäfte für ihn erledigte. Ob sie wohl jemals herausfinden würde, was der wahre Grund für James' Reise nach Connecticut war, und vor allem für seine miserable Laune?
    Wieder einmal hatte Georgina sich um James' Gepäck ge-kümmert, diesmal jedoch ihre wenigen geborgten Habselig-keiten mit dazugepackt. Und zu ihrem großen Erstaunen fand sie Artie und Henry an Deck vor, jeder an einer Seite des Landungssteges plaziert, und sie machten kein Hehl daraus, daß sie den Auftrag hatten, sie nicht aus den Augen zu lassen.
    Das amüsierte sie. Hätte sie mit James darüber sprechen können, dann hätte sie ihm gesagt, daß er niemals ein Schiff der Skylark-Linie in einem englischen Hafen antreffen wür-de. Falls er tatsächlich die Befürchtung hegte, daß sie sich sofort nach der Ankunft aus dem Staube machen würde, hätte er eingesehen, daß dafür nicht die geringste Veranlassung bestand. Wohin hätte sie denn gehen sollen? Außerdem wußte er, daß sie keinen Cent besaß, also was sollte der Un-fug mit den beiden Wachhunden? Sie besaß zwar wieder ihren Jadering, den James an einer Kette um den Hals getragen und ihr als Ehering an den Finger gesteckt hatte, doch davon würde sie sich nie wieder trennen.
    Der Ring an ihrer Hand bewahrte sie stets davor zu vergessen, daß sie eine verheiratete Frau war, sehr viele andere Anzeichen gab es nämlich dafür nicht. Auch ihre Schwan-gerschaft vergaß sie zuweilen, denn diese bereitete ihr nicht die geringsten Unannehmlichkeiten, sie fühlte sich pudel-wohl und hatte noch nicht an Umfang zugenommen, mit Ausnahme ihrer Brüste, die ein wenig voller geworden waren. Immerhin war sie schon im dritten Monat. Sie hatte James gegenüber ihren Zustand nie wieder erwähnt, und auch er hatte darüber keine Silbe verloren. Sie war sich gar nicht einmal ganz sicher, ob James sie überhaupt richtig verstanden hatte, als sie es ihm damals so voller Wut an den Kopf geworfen hatte und dann aus der Kabine gerannt war.
    Georgina stand an Deck, zog James' schweren Garrick-Mantel enger um die Schultern, um sich gegen das naßkalte Wetter zu schützen. Im November war der Hafen ein äu-
    ßerst trostloser Anblick. Es war kalt, der Himmel wolkenver-hangen und der Tag ebenso düster wie ihre Gedanken, während sie auf James wartete. Was würde sie hier wohl erwarten?
    Den Picadilly erkannte Georgina sofort wieder. Als ihre Kutsche am Albany Hotel vorbeifuhr, wollte sie James er-zählen, daß sie und Mac damals dort abgestiegen waren, doch ein Blick auf seinen Gesichtsausdruck brachte sie sofort zum Schweigen. Seit Verlassen des Schiffes schien er äußerst schlechter Stimmung zu sein, genaugenommen schon seitdem die Maiden Anne die englische Küste erreicht hatte.
    Nach dem Grund seiner üblen Laune zu fragen, hatte sie sich verkniffen. Außer ein paar nichtssagenden Bemerkungen hätte sie eh nichts aus ihm herausgebracht, und sie wollte unbedingt vermeiden, die angespannte Stimmung durch ihre düstere Laune noch unerträglicher zu machen. Sie war eigentlich der Meinung gewesen, daß James sich freuen wür-de, wieder nach Hause zu kommen. Sie wußte ja, daß er Familie hier hatte, vor allem einen Sohn ... Oh Gott, wie hatte sie dies nur vergessen können? Sein Sohn war schon siebzehn und nur fünf Jahre jünger als sie selbst. Machte sich James etwa Sorgen, wie er ihm erklären sollte, daß er mit einer Ehefrau zurückkehrte? Würde er sich überhaupt die Mühe machen, ihm davon zu erzählen? Brachte er sie überhaupt nach Hause?
    Lieber Himmel, ihr Schweigen war ja geradezu lächerlich, wenn schon ein kleiner Hinweis genügt hätte, sie zu beruhigen ... oder auch nicht, ganz wie die Dinge lagen.
    »James ...?«
    »Wir sind da.«
    Kaum hatte er dies gesagt, da hielt die Kutsche auch schon an, und James war ausgestiegen, bevor sie noch einen Blick aus dem Fenster werfen konnte. »Wo sind wir?«
    Er streckte ihr seine Hand entgegen, um ihr beim Ausstei-gen zu helfen. »Dies ist das Stadthaus meines Bruders.«
    »Welcher Bruder?«
    »Anthony. Du erinnerst dich doch an ihn? Schwarz wie die Sünde, so hast du ihn doch einmal beschrieben, wenn ich mich recht entsinne?«
    Argwöhnisch zog sie ihre Augenbrauen zusammen und ließ ihrem angestauten Ärger freien Lauf: »Du willst mich doch nicht etwa hier absetzen? Hast wohl nicht den Mumm, mich mit in dein Haus zu nehmen und lieferst mich deshalb

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