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Malory

Malory

Titel: Malory Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 03. Sturmwind der Zaertlichkeit
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gedacht.«
    James erinnerte sich jetzt ganz genau an die Bemerkung, die Anthony gemacht hatte, als er miesester Laune war, weil er seine Angetraute in der vorangegangenen Nacht nicht hatte überreden können, die Laken mit ihm zu teilen. »Jetzt wo du davon sprichst, erinnere ich mich, daß du so was in der Art gesagt hast ... aber auch, warum du es gesagt hast, und daß du deine Niederlage in Brandy ertränkt hast. Um fünf Uhr nachmittags warst du bereits stockbesoffen, und deine Gemahlin hat sich standhaft geweigert, dich auch nur ins Bett zu bringen.«
    »Hol's der Teufel«, spuckte jetzt Anthony Gift und Galle, während James frech grinste. »Du warst an diesem Tag doch selber völlig betrunken. Wieso kannst du dich überhaupt noch an das Ganze erinnern?«
    »Das fragst du noch? Du hast doch eine Schau abgezogen, die ich mir schwerlich entgehen lassen konnte.«
    »Ich glaube, es geht gleich wieder los zwischen den beiden«, meinte Roslynn zu Georgina. »Überlassen wir sie doch lieber ihrem Schicksal. Wenn sie sich gegenseitig den Hals umdrehen, dann bleibt uns wenigstens diese Arbeit erspart.«
    »Wenn ihr uns verlaßt, wird er sich nur halb soviel über meine Spitzen ärgern«, protestierte Anthony, als beide Frauen sich erhoben.
    »Darum gehen wir ja, Liebling«, lächelte Roslynn ihn an und sagte zu seinem Bruder: »Nebenbei, James, ich habe gestern abend eine Nachricht zu den Silverlays geschickt, daß du zurückgekehrt bist. Also halte dich besser bereit, denn so wie ich Reggie einschätze, wird sie nicht bis heute abend warten, um dir einen Besuch abzustatten. Und du weißt doch, wie niedergeschlagen sie sein wird, wenn sie dich nicht antrifft.«
    Georgina hakte sofort nach. »Und wer bitte ist Reggie?«
    »Regan«, berichtigte sie James und nahm mit einem befrie-digten Lächeln ihre unverhohlene Eifersucht zur Kenntnis.
    Anthony streifte James mit einem gequältem Blick und fügte hinzu: »Wie wir sie nennen, darüber streiten wir schon seit Urzeiten. Sie ist unsere Lieblingsnichte. Wir vier haben sie nach dem Tod unserer Schwester aufgezogen.«
    Das konnte sich Georgina beim besten Willen nicht vorstellen. Doch nachdem es sich bei dieser Regan-Reggie nur um eine Verwandte handelte, verlor sie sehr schnell das Interesse an ihr. Trotzdem schien es ihr unerläßlich, sich möglichst schnell einen Überblick über diese weitläufige Verwandtschaft zu verschaffen, damit nicht jedesmal, wenn sie einen weiblichen Namen in Verbindung mit James hörte, ih-re verdammte Eifersucht mit ihr durchging. Es wäre zwar nett gewesen, wenn ihr James schon vor ihrer Ankunft in London etwas mehr erzählt hätte, aber er war äußerst ver-stockt gewesen, was seine Familie betraf - wahrscheinlich, weil er sichergehen wollte, daß auch sie nichts von der ihren verlauten lassen würde. Eine Hand wäscht die andere, dachte er wohl.
    42. Kapitel
    Obwohl es sich eigentlich nur um ein Familientreffen handelte, gewann Georgina bald den Eindruck, daß es dabei wie bei einem offiziellen Empfang zugehen mußte, nachdem sie erstaunt die festliche Abendrobe betrachtete, die Roslynn für sie bereitgelegt hatte. Der schwere, braune Stoff schimmerte wie polierte Bronze, und das knappe Oberteil, ein Traum aus duftig gebauschtem Tüll, verwandelte sie in eine Märchen-prinzessin. Georgina war mehr als zufrieden mit Roslynns Wahl. Nachdem sie sich jahrelang mit den langweiligen Pa-stellfarben der jungen Mädchen begnügen mußte, war sie richtiggehend süchtig nach den dunkleren, fraulichen Farben, die sie jetzt tragen durfte. Für ihre komplette Garderobe, die sie an diesem Vormittag bei der Schneiderin bestellt hatte, hatte sie ausschließlich auffallende, lebendige Farben ausgewählt.
    Als sie später die Hausherren im Salon traf, stellte sie fest, daß sich diese ebenfalls sorgfältig herausgeputzt hatten. Anthony war, entgegen der gängigen Herrenmode, ganz in Schwarz gekleidet, mit Ausnahme einer lässig gebundenen, blütenweißen Krawatte. James hatte für diese Gelegenheit einen Samtrock gewählt, doch von einem derart dezenten Dunkelgrün, das man keineswegs als dandyhaft bezeichnen konnte. Wie diese Farbe seinen Augen schmeichelte! Sie funkelten wie Edelsteine, in denen ein glühendes Feuer eingeschlossen zu sein schien, das das Grün noch lebendiger und brillanter erscheinen ließ. Jeremy, diese Rotznase, trat auf wie der letzte Dandy, angetan mit einem kardinalroten Rock und grauenvollen französischen Kniehosen; eine Kombina-tion,

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