Malory
ein verstecktes Lächeln von ihrem Mann.
Georginas Wangen hatten wieder ihre normale Farbe angenommen, und sie war Roslynn zutiefst dankbar dafür, daß sie die Konversation in andere, unverfängliche Bahnen lenkte, indem sie ihr mitteilte, daß nachmittags eine Schneiderin käme, die Georgina mit einer kompletten neuen Garderobe ausstaffieren würde. Sie erzählte ihr von einer ganzen Reihe von Bällen, die in der kommenden Wintersaison auf dem Programm standen, und an denen sie unbedingt teilnehmen müßten - sehr zum Unbehagen der anwesenden Herren, die diese Ankündigung eher brummend zur Kenntnis nahmen.
Des weiteren seien zahlreiche Abendgesellschaften und Soi-reen angesagt, eine gute Gelegenheit, um sie in die Londoner Gesellschaft einzuführen. Das alles würde natürlich bedeuten, daß sie die nächste Zeit doch hier verbringen würde, ei-ne Tatsache, die absolut noch nicht sicher war. Georgina warf deshalb James einen Ist-das-alles-nötig-Blick zu, den er mit undurchdringlicher Miene erwiderte.
Georgina erfuhr außerdem, daß an diesem Abend ein Familientreffen stattfinden würde, als Anthony erklärte: »Ach ja, ich habe unsere älteren Brüder gestern nicht mehr getroffen, bin leider aufgehalten worden ...« Dabei zuckte er vielsagend mit den Brauen und warf seiner Frau eine Kußhand zu, die schon nach einem passenden Wurfgeschoß Ausschau hielt. Augenzwinkernd wandte er sich an James: »Nebenbei, alter Junge, ich dachte mir, daß mir die anderen diese um-werfenden Neuigkeiten ohnehin nicht abnehmen würden, bevor sie sie nicht aus deinem Munde vernommen haben.
Außerdem hast du die göttliche Gabe, etwas kundzutun, oh-ne es beim Namen zu nennen, und ich wollte dir diese einmalige Gelegenheit, nochmals alles durchzuhecheln, nicht vermiesen.«
Darauf antwortete James nur trocken: »Falls du vorhast, Knighton's Hall heute einen Besuch abzustatten, wird es mir ein Vergnügen sein, dich zu begleiten.«
»Wenn das so ist, dann frage ich dich doch einfach frank und frei«, konterte Anthony, »was, zum Henker, du ihrer Familie Interessantes erzählt hast, das du uns vorenthalten willst?«
»Frag doch George, die ist diejenige, die es nicht wieder-holen möchte«, knurrte James.
Seine kobaltblauen Augen richteten sich fragend an Georgina, die sofort stur die Lippen zusammenkniff und Anthony damit zu einem hinreißenden Lächeln zwang. »Komm schon, Schätzchen, rück lieber gleich raus mit der Sprache, sonst werde ich bei jeder passenden und unpassenden Gelegenheit auf dieses geheimnisvolle Thema zurückommen.«
»Das würden Sie nicht wagen!«
»Das würde er verdammt noch mal schon!« warf James säuerlich dazwischen.
Zutiefst beunruhigt wandte sich Georgina an ihren Mann:
»Kannst du ihn nicht daran hindern?«
»Oh, selbstverständlich«, erwiderte James mit gefährlich leiser Stimme. »Darauf kannst du dich verlassen. Aber das wird ihn trotzdem nicht davon abbringen.«
»Allerdings nicht«, grinste Anthony. »Ebensowenig wie dich, alter Junge.«
Beleidigt schnaubte Georgina: »Langsam entwickle ich dieselben Gefühle gegen deine Familie, wie du gegen die meine, James Malory.«
»Es hätte mich gewundert, wenn es anders gewesen wäre, George.«
Selbst ist die Frau, dachte sie und schenkte Anthony einen mörderischen Blick. »Ich war sein Schiffsjunge. Das war es, was er meinen Brüdern erzählt hat; einschließlich der Tatsache, daß ich seine Kabine mit ihm geteilt habe. Sind Sie nun zufrieden, Sie Scheusal?«
»Ich nehme doch an, er wußte nicht, daß es deine Brüder waren?« erkundigte sich Anthony sanft.
»Das wußte er«, murrte sie.
»Wahrscheinlich wußte er nicht, daß es so viele sind?«
»Auch das wußte er.«
Anthony warf seinem Bruder einen wissenden Blick zu.
»Hört sich an, als ob du selbst angefangen hättest, altes Haus?«
»Ach halt's Maul, du Arschloch!« schnaubte James.
Daraufhin warf Anthony den Kopf in den Nacken und brach in ein dreckiges Gelächter aus. Als er sich langsam wieder beruhigt hatte, keuchte er: »Hätte nicht gedacht, daß du meine Hoffnungen derart perfekt erfüllen würdest, alter Freund.«
»Welche Hoffnungen?«
»Erinnerst du dich nicht an meine Bemerkung, daß, wenn du selbst einmal heiraten würdest, ich dir eine Frau ge-wünscht habe, die genauso süß ist wie die kleine Hexe, die dir am liebsten die Augen ausgekratzt hätte, anstatt dir für ihre Rettung dankbar zu sein. Aber an genau dieselbe habe ich dabei wahrlich nicht
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