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Malory

Malory

Titel: Malory Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 03. Sturmwind der Zaertlichkeit
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erkundigte er sich mit unverhohlener Neugier, »oder bekommen wir die Pointe zu hö-
    ren?«
    »Sie erfahren sogleich, wo wir uns begegnet sind, Sir Anthony.«
    »Aha«, grinste er triumphierend. »Ich wußte es doch! Al-so, wo war es? Vouxhall? Drury Lane?«
    »Eine verräucherte Taverne.«
    Anthonys Blicke schweiften von Georgina zu James, eine Augenbraue affektiert hochgezogen. Das muß wohl in der Familie liegen, entschied Georgina. »Verdammt, das hätte ich mir doch denken können. Seit wann hast du denn diese Vorliebe für Barmädchen?«
    James war momentan nicht zum Scherzen aufgelegt. »Du denkst wirklich nur mit deinem Arsch, alter Freund. Sie hat doch dort nicht gearbeitet! Aber was sie wirklich dorthin verschlagen hat, habe ich eigentlich noch immer nicht herausgefunden.«
    »Genau das gleiche wie du, James«, erklärte sie ihm. »Ich habe jemanden gesucht.«
    »Und wen hast du gesucht?« fragte Anthony seinen Bruder.
    »Ich? Niemanden. Du hast mich doch am Abend durch halb London geschleppt, um diesen ominösen Vetter deiner Frau zu finden.«
    Ein Tag, den Anthony niemals vergessen würde, und so stellte er auch gleich klar: »Aber deine Margie war doch blond.«
    »Und meine George ist brünett, mit einer Vorliebe für Männerklamotten.«
    Plötzlich klickte es in seinem Kopf und sein Blick heftete sich auf Georgina. »Allmächtiger, diese keifende Hexe, die deine Schienbeine so malträtiert hat? Ich dachte, du hättest sie nicht wiedergefunden?«
    »Ich nicht, sie hat mich gefunden. Ist mir praktisch in den Schoß gefallen. Sie heuerte auf...«
    »James!« fiel ihm Georgina energisch ins Wort. »Es ist nicht nötig, ins Detail zu gehen!«
    »Aber wir sind doch im Kreise der Familie, meine Liebe«, widersprach er ihr unbekümmert. »Das können sie doch ruhig erfahren.«
    »Tatsächlich?« zischte sie zornig. »War das auch dein Standpunkt, als du meiner Familie das alles brühwarm er-zählt hast?«
    James runzelte unbehaglich die Stirn, denn das war ein Thema, das er nicht weiter breittreten wollte. Statt einer Antwort kehrte er ihr den Rücken zu und beschäftigte sich mit dem Frühstücksbuffet, das auf dem Sideboard angerichtet war.
    Roslynn spürte, daß sich die Stimmung schon wieder bedrohlich veränderte und meinte diplomatisch: »Soll ich dir einen Teller zurechtmachen, Georgie? Wir bedienen uns nämlich morgens gerne selbst.«
    »Vielen Dank ...«
    »Ich werde das übernehmen«, fuhr James einigermaßen mißmutig dazwischen.
    Oh Gott, sie hätte ihn nicht auf dieses Thema ansprechen sollen, bei dem er immer gleich anfing, Gift und Galle zu spucken. Ach, was soll's, sie würde nicht zulassen, daß er auch noch seine Familie damit schockte und sie vor ihnen lä-
    cherlich machte. Ihm war es vielleicht gleichgültig, was er wo hinausposaunte, ihr aber keineswegs.
    Ihr Groll verflog jedoch sofort, als sie den Teller sah, den ihr Ehemann vor sie auf den Tisch knallte. Eier, Fleischpa-steten, Hühnerbeine und Würstchen häuften sich zu einem Berg, der von kleinen Kuchen und Puddings umgeben war
    - genug für eine ganze Schiffsmannschaft. Mit großen Augen starrte Georgina auf ihren Teller und dann auf den von James, auf dem sich noch größere Essensberge türmten. James' offensichtliche Gedankenlosigkeit reizte sie zu dieser sarkastischen Bemerkung: »Oh, vielen Dank, James«, säuselte sie und unterdrückte ein Grinsen. »Ich bin tatsächlich ausgehungert, obwohl ich mir nicht erklären kann, warum?
    Ich habe mich doch heute morgen gar nicht so ... veraus-gabt, oder?«
    Diese freche Lüge sollte seine miese Laune ein wenig aufheitern, denn in Wahrheit hatten sie sich beide am Morgen schon bis zur Erschöpfung geliebt. Doch diese Wortspiele sollte sie sich besser abgewöhnen.
    »Du solltest jeden Morgen so ausgehungert sein, George«, zahlte er es ihr mit einem teuflischen Grinsen heim, worauf sie einen knallroten Kopf bekam.
    »Ich weiß gar nicht, warum sie rot wird«, unterbrach Anthony das peinliche Schweigen. »An dieser Anspielung ist doch nichts Anrüchiges. Bin selbst heute morgen kaum aus dem Bett...«
    Roslynn feuerte ihm ihre Serviette mitten ins Gesicht und beendete damit die anzüglichen Sticheleien. »Laß das arme Mädchen in Ruhe, du Wüstling! Zum Kuckuck, mit einem Malory verheiratet zu sein ist die ...«
    »Die reinste Wonne«, beendete er ihren Satz.
    »Wer sagt das?« brummte sie.
    »Du, mein Liebling. Sehr häufig sogar.«
    »In geistiger Umnachtung«, seufzte sie und erntete

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