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Malory

Malory

Titel: Malory Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 03. Sturmwind der Zaertlichkeit
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nicht erreichen kann. Gewöhnlich wartete man ab, bis sich die Holzplanken nach einem kräftigen Regenguß voll Wasser gesogen haben - das erspart das Wasserschleppen - dann wird überall Sand gestreut und anschließend der große Scheuerstein an langen Strik-ken solange über die Planken gezogen, bis sie sauber sind.
    Aber auf Händen und Knien rutschend die unzugänglichen Stellen zu schrubben - das war die verhaßteste Arbeit an Bord.
    »Du willst ihn tatsächlich ein völlig makelloses Deck schrubben lassen?« vergewisserte sich Connie ungläubig.
    »Natürlich, und zwar vier Wachen lang ... hintereinan-der.«
    »Verflucht, das ist hart, Hawke. Nach sechzehn Stunden scheuern hat der doch keinen Fetzen Haut mehr an den Knien. Das wird ja ein Blutbad.«
    Die Vorstellung ließ Kapitän Malory völlig kalt, und er dachte nicht im Traum daran, seine Meinung zu ändern. »Ja, ganz recht. Seine Knochen werden es zumindest aushalten.«
    »Ich hoffe, du bist dir darüber im Klaren, daß ihn das noch viel wütender auf deinen Burschen machen wird?«
    »Ganz und gar nicht. Du wirst sicherlich irgend etwas an dem Kerl auszusetzen finden, was meine milde Bestrafung rechtfertigen wird. Sein Hemd zum Beispiel, das war schon mal ein Grund. Wie das aussieht, völlig verknittert von MacDonells Fäusten. Aber gleichgültig, was du dir einfallen läßt, du wirst derjenige sein, auf den er seinen Haß schieben wird
    - nicht Georgie.«
    »Vielen Dank«, spöttelte Connie. »Du könntest es doch auch damit bewenden lassen, nicht wahr? Die anderen sind auch mit ihm fertig.«
    James sah, als die beiden MacDonells Richtung Vorderdeck abschoben, wie Georgie ihre Hand auf ihr schmerzendes Ohr preßte.
    »Ich bezweifle stark, daß sie es dabei bewenden lassen werden - ich aber auf keinen Fall. Und nun strapazier bitte nicht weiter meine Nerven wegen seiner Strafe. Entweder Deck schrubben - oder die neunschwänzige Katze, wenn du schon von Blutvergießen sprichst ...«
    14. Kapitel
    »Was schwätzt du denn schon wieder von diesem Haudegen? Hat der Kerl so hart zugeschlagen? Ich hätt's ihm schon gegeben ...«
    »Ich sprach von unserem Kapitän«, zischte Georgina, während sie verzweifelt ein ruhiges Plätzchen suchten, wo sie ungestört miteinander reden konnten. »Stell dir vor, der Kapitän ist derselbe Muskelprotz, der mich neulich nachts aus der Taverne geschleppt hat.«
    Mac blieb wie angenagelt stehen. »Du meinst doch nicht etwa diesen blonden Lord? Das ist der Haudegen?«
    »Ha, der ist der Kapitän dieses Schiffes.«
    »Das ist aber keine gute Nachricht.«
    Seine ruhige Antwort beunruhigte sie..».Mac, hast du nicht richtig verstanden? Kapitän Malory ist derselbe Mann ...«
    »Hab ich schon kapiert. Aber wieso spazierst du dann noch frei herum - oder hat er dich noch nicht gesehen?«
    »Das schon, aber er hat mich nicht erkannt.«
    Macs Augenbrauen machten einen irritierten Satz nach oben, doch nicht aus Überraschung, sondern wegen Georginas pikiertem Tonfall. »Bist du sicher, daß er dich auch genau gesehen hat?«
    »Von Kopf bis Fuß«, versicherte sie ihm. »Er hat mich schlicht und einfach nicht wiedererkannt.«
    »Ach, nimms nicht so schwer, Georgie. Die zwei hatten an jenem Abend weiß Gott andere Dinge im Kopf. Außerdem waren sie reichlich betrunken. Andere Männer wissen nach so einer durchzechten Nacht nicht einmal mehr, wie sie hei-
    ßen.«
    »Ja, das hab ich mir auch schon überlegt. Ich nehm's nicht persönlich.« Indigniert rümpfte sie ihre Nase und fügte eilig hinzu. »Im Gegenteil, ich war sogar äußerst erleichtert ...
    nachdem ich mich vom ersten Schrecken erholt hatte. Das muß jedoch noch lange nicht bedeuten, daß er nicht irgendwann Verdacht schöpfen kann. Zumal jetzt, nachdem er auch dich gesehen hat.«
    »Das allerdings könnte passieren«, überlegte Mac und setzte ein sorgenvolles Gesicht auf. Dabei warf er einen flüchtigen Blick über die Schulter in Richtung England, das nur mehr ein kleiner Fleck am Horizont war.
    »Dafür ist es zu spät«, faßte sie seine Gedanken in Worte.
    »So ist es«, stimmte er ihr zu. »Komm mit, hier gibt es zu viele lauschende Ohren.«
    Er führte sie nicht zum Vorderdeck, sondern hinunter ins Zwischendeck, wo sein Arbeitsbereich als Bootsmann lag und die Ersatzleinen und Riggs verstaut wurden. Georgina ließ sich sogleich auf einen Haufen ordentlich zusammenge-rollter Taue fallen und beobachtete Mac, der angestrengt nachzudenken schien, wobei er ständig hin- und

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