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Malory

Malory

Titel: Malory Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: 03. Sturmwind der Zaertlichkeit
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Berührung verursacht hatte. Schließlich hatte er sogar freiwillig zugegeben, daß er es genoß, andere Menschen an den Rand der Verzweiflung zu bringen. So gutmü-
    tig wie sie war, so jedenfalls schätzte sie sich selbst ein, wür-de sie nicht allzu lange seine Anzüglichkeiten ertragen können. Irgendwann würde sie sich nicht mehr beherrschen können und ihm eine schallende Ohrfeige geben, oder sich zu sonst einer weiblichen Angriffstaktik hinreißen lassen, die sie verraten würde. Und was dann? Bei seiner teuflischen Art von Humor wollte sie lieber gar nicht daran denken.
    Das Glück hatte sie heute wahrhaftig im Stich gelassen -
    und ihre Vorsicht. Ein grober Stoß in die Rippen unterbrach ihre angstvollen Gedanken und mit einem entrüsteten und äußerst überheblichen »He!« schnellte sie herum. Dieses
    »He!« brachte ihr eine saftige Ohrfeige ein, der unerwartete Hieb riß ihr die Beine weg und sie knallte mit dem Rücken auf die Planken. Sie war eher überrascht als benommen, obwohl ihr malträtiertes Ohr heftig brannte. Sie wußte ganz genau, welchen Fehler sie begangen hatte, deshalb war die nun folgende Schimpfkanonade, die der Matrose über sie abfeu-erte, ganz unnötig.
    »Noch so 'ne freche Antwort und du fliegst über Bord, so schnell kannste gar nich' schaun, du kleiner Rotzlöffel. Laß dir bloß nich' wieder einfallen, mir im Weg rumzustehen!«
    Der Gang war gar nicht so schmal, als daß er nicht hätte an ihr vorbeigehen können. So schnell sie konnte schob sie ihre Beine zur Seite, denn er machte Anstalten, sie mit einem kräftigen Tritt beiseite zu schubsen, anstatt einfach über sie hinwegzusteigen.
    Währenddessen hatte Conrad Sharpe auf dem Achterdeck alle Hände, voll zu tun, den Kapitän davon abzuhalten, über die Reeling zu springen, als dieser den Zwischenfall bemerkt hatte. Das war kein leichtes Unterfangen, zumal er so unauffällig vorgehen mußte, damit der Kapitän nichts von seinem Vorhaben bemerkte.
    »Gib's auf, Hawke, das Schlimmste ist vorbei. Wenn du dich einmischt, dann ...«
    »Einmischen? Ich brech ihm alle Knochen im Leib!«
    »Ein brillanter Gedanke«, gab Connie sarkastisch zurück.
    »Findest du es vielleicht klug, der Mannschaft zu zeigen, daß Georgie nicht wie ein gewöhnlicher Schiffsjunge zu behandeln ist, sondern unter deinem persönlichen Schutz steht? Du kannst ihr natürlich auch gleich die Mütze runter-reißen und Frauenkleider besorgen. Auf alle Fälle werden deine Leute ziemlich schnell herausfinden, was an diesem Burschen so besonderes ist, daß du dafür einen Mord ris-kierst. Deine Fäuste sind tödliche Waffen für jemanden seiner Größe und vor allem unter diesen Umständen. Das weißt du genau.«
    »Na gut, dann werde ich ihn eben kielholen lassen.«
    Conny erkannte an der trockenen Bemerkung seines Kapitäns, daß dieser wieder zur Besinnung gekommen war und trat grinsend einen Schritt zurück. »Nein, auch das läßt du besser bleiben. Dafür gibt es keinen Grund. Das Weib ist einfach zu frech geworden. Ich hab's bis hierher gehört. Keiner der Männer an Bord hätte anders als Tiddles reagiert, wenn ihm der kleine Knirps so über den Mund gefahren wäre. Au-
    ßerdem, sieh mal, da kommt ja ihr Bruder, der wird die Sache schon ins Reine bringen.«
    Beide sahen sie gespannt zu, wie Ian MacDonell sich über Tiddles beugte und ihn genauso zu Boden schleuderte, wie dieser es vorher mit Georgie getan hatte. Dann wurde er von zwei Fäusten an seinem dreckigen Hemd gepackt und bau-melte vor Macs Brust. Obwohl dieser kaum seine Stimme erhob, konnte jedoch jedermann an Deck seine Warnung deutlich verstehen. »Wenn du den Burschen noch einmal anrührst, dann bring ich dich um.«
    »Macht er nicht schlecht, oder?« kommentierte James zufrieden.
    »Zumindest wird sich niemand darüber wundern, solange es von ihm kommt.«
    »Eins zu null für dich, Connie. Aber was zum Teufel sagt die Kleine zu dem Schotten?«
    Georgina hatte sich hochgerappelt und redete ernsthaft, aber leise auf ihren Bruder ein, der Tiddles immer noch am Schlafittchen hochhielt.
    »Sieht so aus, als wolle sie ihm die Sache erklären. Kluges Kind.-Sie weiß offenbar genau, wer von ihnen schuld war.
    Wenn sie nicht so ungeschickt im Weg gestanden wäre ...«
    »Zum Teil war es auch meine Schuld«, warf James ein.
    »Oh, dann hab ich wohl was verpaßt? Hast du ihr etwa die Füße an Deck angenagelt...«
    »Heute übertreffen wir uns ja wieder an Scharfsinn, nicht wahr? Aber Spaß beiseite,

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