Malory
sie sein Badewasser holen ging. Sie beschloß, einmal kurz daran zu riechen, wenn der Kapitän hinter dem Wandschirm verschwunden war, doch ausgerechnet an diesem Abend schickte er sie nochmals rauf, um Wasser zum Haarewa-schen zu holen, und als sie wieder zurückkam, mußte sie ihm den Rücken schrubben.
Sie ärgerte sich, daß sie nicht an das Parfüm gedacht hatte, als sie vorhin allein in der Kabine war. Also beeilte sie sich jetzt mit dem Rückenwaschen, denn dann würden ihr immer noch die paar Sekunden bleiben, wenn der Kapitän sich ab-trocknete. Vor lauter Aufregung um das Duftwasser dachte sie mit keiner Silbe an ihre Übelkeit, und es fiel ihr auch gar nicht auf, daß ihr überhaupt nicht schlecht wurde. Die Handtücher lagen schon in Griffweite bereit, und als sie den letzten Eimer mit Wasser über seinem Buckel ausgeleert hatte, schlich sie eilig zu seiner Kommode. Aber was hatte sie bei ihrer momentanen Pechsträhne denn anderes erwartet?
Genau in dem Augenblick, als sie die Duftflasche in der Hand hielt, trat der verfluchte Kapitän hinter dem Wandschirm hervor.
Sie war völlig perplex, schnupperte wieder und wieder an der Flasche. Der Duft war würzig, roch eine Spur nach Mo-schus - löste aber nicht das geringste Gefühl der Übelkeit aus, wie sie gehofft hatte. Verdammt, es lag also doch am Kapitän selbst, und nicht an seinem Duftwässerchen ...
»Was machst du da?«
»Sir?«
»Was hast du denn mit dieser Flasche vor?«
Sie wußte, was er vermutete, korkte geschwind die Flasche zu und stellte sie zurück. »Es ist nicht so, wie Sie glauben, Kapitän. Ich wollte es nicht benützen, brauche ich auch gar nicht, denn ich habe gebadet, das schwöre ich. Ich bin nicht so dumm zu glauben, ich könnte meinen angeblich strengen Geruch mit etwas Duftwasser verschleiern. Ich kenne Leute, die das machen, aber ich …, ich nicht.«
»Freut mich zu hören, aber das beantwortet noch lange nicht meine Frage.«
»Oh, Ihre Frage. Ich wollte einfach mal dran riechen -« Daran riechen, wenn er es sowieso die ganze Zeit benützt? Das kauft er dir nie ab, Georgie. Was ist denn so schlimm an der Wahrheit?
Er hat sich ja auch nicht geschämt, dir zu sagen, saß zu stinkst.
»In Wahrheit, Kapitän ...«
»Laß dich ansehen, George. Ich werde mich selbst von der Wahrheit überzeugen.«
Vor Erregung begannen ihre Zähne zu mahlen. Dieser verfluchte Kerl wollte sie beschnuppern, und sie konnte nichts dagegen unternehmen. Wahrscheinlich war es ihm selbst zu-wider, aber er mußte es wohl tun. Er trug nur den hauchdünnen Hausmantel …, dachte sie und spürte schon wieder diese Hitze.
Langsam schlich sie ums Bett herum und knetete nervös ihre Hände, als sie vor ihm stand. Er hatte es nicht zum Spaß gesagt, denn er beugte sich vor, streckte seine Nase in ihren Kragen und schnüffelte. Sie hätte dies alles klaglos über sich ergehen lassen können, wenn nicht seine Wange die ihre gestreift hätte.
»Was hast du zu stöhnen?«
Es hörte sich an, als ob er derjenige gewesen wäre, der Grund zum Stöhnen gehabt hätte. Es half alles nicht. Sie hatte das Gefühl, als ob es ihr den Magen umdrehen wür-de. Rasch machte sie einen Satz rückwärts, weit genug, um wieder atmen zu können und sah schuldbewußt zu Boden.
»Ich bitte um Verzeihung, Kapitän, aber ... Ich will es nicht beschönigen - Sie machen mich schlichtweg krank.«
Hätte er sie auf der Stelle vermöbelt, sie wäre nicht überrascht gewesen. Er aber stand regungslos da und entgegnete in einem derart beleidigten Tonfall, wie sie ihn noch nie ge-hört hatte: »Verzeihung.«
Lieber hätte sie eine Ohrfeige eingesteckt, als ihm jetzt zu erklären, warum es ihr ging. Wie kam sie überhaupt auf diese Schnapsidee, ihm die Wahrheit einfach unverblühmt ins Gesicht zu sagen? Eigentlich war es ihr Problem. Niemandem außer ihr wurde offenbar übel, wenn er sich in seiner Nähe aufhielt, also mußte es an ihr liegen. Wahrscheinlich würde er ihr sowieso nicht glauben, sondern einfach annehmen, daß sie ihm seinen Vorwurf, sie würde stinken, nur heimzahlen wollte. Ja, genau, nichts anderes würde er hinter ihrer Beichte vermuten und sehr verärgert sein. Zum Teufel, warum konnte sie nicht ihren verdammten Mund halten?
Nun war es zu spät. Schnell, bevor er reagieren konnte, er-klärte sie: »Kapitän, ich hatte nicht die Absicht, Sie zu kränken, ich schwöre es. Ich weiß auch nicht, woher das kommt.
Ich habe schon Mac gefragt, und der meinte, daß es
Weitere Kostenlose Bücher